Dark one 05 - Vampire sind zum Kussen da-neu-ok-08.12.11
ringsum begann ich augenblicklich zu würgen.
„Was du
heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“, sagte Tansy fröhlich.
Theo führte sie am Arm den Schalenberg hinunter, bis sie eine kleine felsige
Fläche erreichte und wieder festen Boden unter den Füßen hatte. „Vielen Dank,
mein Lieber. Was sind Sie doch für ein Hübscher!“
„Und er ist
nicht mehr zu haben“, knurrte ich vor mich hin und bahnte mir vorsichtig einen
Weg durch die Austernschalen. Als ich fast unten angekommen war, rutschte ich
aus und stürzte wild mit den Armen rudernd in den Schlamm, in dem die
Hinterreifen des Wagens feststeckten. Er war schwarz und roch nach Verwesung,
Fisch und anderen unappetitlichen Dingen, die ich gar nicht genauer
identifizieren wollte. „Oh, Portia!“, rief Sarah von oben.
Theo hob sie
hoch und trug sie zu der felsigen Fläche, auf der bereits Tansy und Leticia
standen, bevor er auf mich zueilte.
„Nein, bleib
da!“, rief ich und versuchte aufzustehen. „Sonst versinkst du nur bis zu den
Knien im Dreck! Ich bin nicht verletzt, nur schmutzig.“
Der Schlamm
war ziemlich dick und kalt und machte furchtbare Schmatzgeräusche, als ich mich
mühsam aufrappelte. Dabei verlor ich meine Sandalen und sank abermals bis zu
den Knien ein. Meine Leinenhose hatte sich mit Matsch vollgesogen, und meine
komplette Vorderseite war schwarz von dem ekeligen Zeug, das so furchtbar
stank, dass mir die Augen tränten.
„Nun, wenn
dir nichts fehlt, können wir ja mit der Prüfung beginnen“, sagte Leticia,
marschierte zu einem dicken, von der Sonne gebleichten Stück Treibholz und ließ
sich darauf nieder. Dann zückte sie ihr Notizbuch. „Wie du zweifelsohne weißt,
geht es in dieser Prüfung um Anmut.“
Ich machte
einen Schritt, rutschte wieder aus und stürzte zum zweiten Mal mit der Nase
voran in den Schlamm.
Leticia
schürzte die Lippen.
„Letty,
vielleicht sollten wir noch warten“, sagte ihre Begleiterin und beobachtete,
wie Theo mich aus dem Matsch auf den felsigen Boden zog.
Ich achtete
darauf, dass er möglichst wenig von dem stinkenden Dreck abbekam, der an mir klebte,
und spuckte faulig schmeckende Schmutz- und Schlammbröckchen aus.
„Wir haben
keine Zeit“, entgegnete Leticia. „Wir müssen uns an unseren Terminplan halten.
Also, bei dieser Prüfung beweist du uns deine Anmut, diese naturgegebene
Eigenschaft, die dich von den Sterblichen unterscheidet und zu einer
Angehörigen des Gerichtshofs von Göttlichem Geblüt macht.“
Eine Möwe,
die mutiger als die anderen war, fühlte sich offenbar von dem Aroma angezogen,
das ich verströmte, und versuchte, auf meinem Kopf zu landen. Ich verscheuchte
sie mit einem derben Kraftausdruck, der Theo zum Grinsen brachte, während Sarah
die Hände vors Gesicht schlug und Tansy entsetzt nach Luft schnappte.
„Also
wirklich“, sagte Leticia, zog die Augenbrauen hoch und schrieb etwas in ihr
allzeit präsentes Notizbuch.
Ich schlug
Theos Hilfe aus, der mir seine Hand reichte, und marschierte auf Leticia zu.
Dabei lösten
sich kleine Matschbrocken von meinen Kleidern, spritzten in alle Richtungen und
platschten deutlich hörbar auf den Boden. Sie sprang auf, als ich näher kam.
„Wirklich,
ich muss entschieden protestieren“, sagte sie, zückte ein Taschentuch und hielt
es sich vor die Nase. „Sie verbreiten einen üblen Gestank!“
Ich war von
Kopf bis Fuß voll Matsch. Er quoll zwischen meinen Zehen hervor und klebte so
fest in meinen Haaren, dass ich sie wahrscheinlich fünfmal würde waschen
müssen, bis sie wieder sauber waren. Meine Kleider waren völlig ruiniert. Ich
stank nach totem Fisch und Kloake und konnte überhaupt nichts dafür. Der Grund
für meinen Zustand stand direkt vor mir und fächelte sich mit einem makellosen
weißen Taschentuch Luft zu.
„Treten Sie
zurück, Portia Harding! Wie können Sie es wagen, mir so nahe zu kommen? Eine
absolute Unverschämtheit! Wir sind entsetzt!“
Tansy
schnappte abermals nach Luft.
Ich sah
Leticia mit zusammengekniffenen Augen an. Es wäre so einfach!
Liebes,
tu es nicht!, beschwichtigte Theo mich. Wie sehr sie dich auch ärgert,
sie ist immerhin eine Angehörige des Hofes und deine Prüfungsaufsicht.
Sie ist
doch schuld an der ganzen Misere! Sie ist ohne Vorwarnung im Wagen aufgetaucht,
und ihre Begleiterin hat dich geschüttelt, sodass du nicht mehr vernünftig
lenken konntest! Es ist ihre Schuld, dass ich jetzt eine wandelnde, nach Fisch
stinkende Jauchegrube bin!
Es
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