Tödlicher Mittsommer
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Kapitel 1
Montag, erste Woche
Kapitel 1
»Hierher, Pixie, kommst du her!«
Der Mann sah verärgert dem Dackel hinterher, der den Strand entlang davonrannte. Sicher, die Hündin war mehrere Tage lang auf dem Schiff eingesperrt gewesen, aber ein bisschen Disziplin konnte er trotzdem verlangen. Eigentlich hätte er sie an der Leine führen müssen. Auf Sandhamn im Stockholmer Schärengarten durften Hunde im Sommer nicht frei herumlaufen, aber er hatte es nicht übers Herz gebracht, sie angeleint zu lassen, wo sie doch so überglücklich war, endlich wieder herumtollen zu können.
Im Übrigen war so früh am Morgen fast niemand am Strand zu sehen. Die Bewohner der wenigen Häuser entlang des Ufers waren sicher noch nicht wach. Das Kreischen der Möwen war das Einzige, was zu hören war. Die Luft war klar und kühl, und nach dem nächtlichen Regen wirkte alles wie frisch gewaschen. Die Sonne wärmte bereits und versprach einen weiteren herrlichen Tag.
Der Sand war fest, es ging sich angenehm darauf. Die niedrigen Kiefern machten Strandroggen und Wermutkraut Platz, durchsetzt mit blühenden Inseln von Strandblumen. Tangbüschel lagen angeschwemmt am Wassersaum, und draußen bei Falkenskär war ein einsames morgenfrühes Segelboot unterwegs Richtung Osten.
Wo war denn bloß der verflixte Hund abgeblieben?
Er folgte dem Gebell. Pixie kläffte aufgeregt und lautstark, und ihr kleiner Schwanz wedelte eifrig hin und her. Sie stand an einem Felsen und beschnüffelte etwas, aber er konnte nicht erkennen, was es war. Er ging hin, um nachzusehen, und bemerkte einen unangenehmen Geruch. Als er näher kam, wehte ihm eine Brechreiz erregende Wolke von fauligem Gestank entgegen, die ihm fast den Atem raubte.
Auf dem Sand lag etwas, das an einen Haufen alter Lumpen erinnerte.
Er bückte sich, um den Hund wegzuziehen, und erkannte, dass es ein altes Fischernetz war, voller Seegras und Tang. Plötzlich begriff er, was er da sah.
Das Fischernetz enthielt zwei nackte Füße. An beiden fehlten mehrere Zehen. Kahle Beinknochen ragten aus dem heraus, was von der verschrumpelten, grünlichen Haut noch übrig war.
Der Würgereiz überfiel ihn ohne Vorwarnung. Bevor er etwas dagegen tun konnte, drehte sich ihm der Magen um. Ein Schwall von rosafarbenem Mageninhalt schoss heraus und spritzte auf seine Schuhe. Aber das merkte er nicht.
Als er wieder aufrecht stehen konnte, schöpfte er eine Handvoll Meerwasser und spülte sich den Mund aus. Dann holte er sein Handy hervor und wählte die Notrufnummer.
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Kapitel 2
Kriminalkommissar Thomas Andreasson freute sich wirklich auf seinen Urlaub. Vier Wochen im Sommerhaus auf Harö im Stockholmer Schärengarten. Frühmorgens schwimmen. Paddeltouren mit dem Kajak. Grillen. Ab und zu ein Abstecher nach Sandhamn, um seinen Patensohn zu besuchen.
Thomas Andreasson nahm seinen Urlaub gern etwas später im Jahr, das Wasser war dann wärmer und das Wetter oft besser. Aber gerade jetzt, kurz nach Mittsommer, fiel es ihm schwer, sich nicht aus der Stadt und hinaus ans Meer zu sehnen.
Seit er im vergangenen Jahr seinen Dienst beim Polizeirevier Nacka im Dezernat für Gewaltverbrechen angetreten hatte, war er kaum zum Atemholen gekommen. Er hatte viel Neues lernen müssen, obwohl er schon seit vierzehn Jahren Polizist war, davon acht Jahre bei der Wasserschutzpolizei.
Dort hatte er fast alle Schiffe gesteuert, über die die Wasserschutzpolizei verfügte, vom Patrouillenboot bis zu Skerfe- und RIB – Booten. Den Schärengarten kannte er wie seine Westentasche. Er wusste genau, wo die nicht gekennzeichneten Sandbänke lagen und welche Untiefen bei Niedrigwasser besonders gefährlich waren.
Als Wasserschutzpolizist hatte er eine Menge gesehen und viele fantasievolle Erklärungen gehört, warum gewisse Skipper ihre Boote so fuhren, wie sie es taten, besonders wenn es sich um betrunkene Freizeitkapitäne handelte.
Er hatte mit allem Möglichen zu tun gehabt, von Bootsdiebstahl und Vandalismus bis zu verirrten Ausländern und Teenagern, die auf einsamen Schären gestrandet waren. Die lokale Bevölkerung beschwerte sich in regelmäßigen Abständen immer wieder darüber, dass die Leute in bestimmten Fischereigewässern wilderten. Dagegen konnte die Wasserschutzpolizei nicht viel tun, außer wegzusehen, wenn der rechtmäßige Eigentümer des Fischreviers die verbotenen Netze einholte und sie als Kompensation behielt.
Alles in allem hatte er sich sehr wohlgefühlt, und wenn seine kleine Emily
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