Dark Room
Grundstück. Die riesige Gestalt des Goten stieg aus und huschte über die Straße.
Auch er hatte eine Nachricht vom Account der Herzdame bekommen. Blondie ist raus! Keine Fragen! Nur du und ich wissen davon. Willst du den schönen Preis übernehmen? Zu Hause ist es doch am nettesten, vor allem kurz nach drei. Viel Spaß. Er hatte nur ein grinsendes Smiley mit Ausrufezeichen zurückgeschickt.
»Wenn wir nur sicher sein könnten, dass sich Blondie und der Gote nicht abgesprochen haben«, wisperte Gemma.
Püppi flüsterte zurück: »Die Security hat gesagt, dass die beiden sich vor dem Labyrinth voneinander verabschiedet haben, kurz nachdem ihr gegangen seid.«
Vor dem offenen Fenster zog der Gote sich eine schwarze Maske über und schwang sich in die Küche.
»Wie macht sie es?«, flüsterte Fiona.
Gemma zeigte auf den Bildschirm. »Lorina hat Akten über jeden. Blondie bevorzugt Stromschock mit Zange. Dann anstechen und ausbluten lassen. So was. Sie ist auf einem Schlachthof aufgewachsen. Achtung, jetzt geht’s los.«
Gemma nahm sich wieder Lorinas Account vor und tippte eine Mitteilung an Blondie.
Vorsicht! Wachschutz! Jabberwocky hilft dir heute beim Aufräumen, er fährt schon um den Block und hat einen Mann in Schwarz gesehen: Der ist im Haus. Der muss weg. Wenn alles okay, Plan A. Sobald du deinen Spaß gehabt hast, spült JW mit dir ab.
Gespannt warteten sie.
Der Gote war in seiner Aufmachung kaum zu erkennen, wie ein Geist schlich er an den Wänden entlang. Hinter ihm öffnete sich die Tür zum Kinderzimmer, Blondie trat auf Zehenspitzen heraus. Ihre Bewegungen waren trotz ihrer Üppigkeit fast tänzerisch. Fiona wurde schlecht bei dem Gedanken, dass sie sich im Labyrinth von beiden schon hatte anfassen lassen. Der Gote stand neben der Küchentür an die Wand gepresst. Blondie stockte.
Püppi schaute auf und wies Richtung Straße. Ein Taxi hatte gehalten. Püppi formte seine Hand mit abgespreizten Fingern und hielt sie sich wie ein Jagdhorn an den Mund. Jabberwocky. Er stand neben Fionas Haus und beobachtete die Umgebung. Völlig regungslos stand er da. Fiona und Gemma wagten nicht zu atmen. Erst vor einer halben Stunde hatte sie an ihn die Mitteilung geschickt: Beeil dich, Jäger! Abschuss statt Schlachtfest, denn Blondies gefliester Spielplatz gehört jetzt allein dir. Zweimal Wild auf drei Uhr fünf!
Quälius kauerte in der Ecke des Baumhauses, drückte beide Daumen und hielt die Augen fest geschlossen.
Blondie ging im Flur einen Schritt vorwärts. In der Küche blinkte etwas auf: Der Gote hatte ein großes Messer gezogen und hielt es kampfbereit vor sich.
Dann ging alles ganz schnell. Der Gote sprang in den Flur, Blondie streckte ihre Hand vor, es blitzte blau durch die Dunkelheit, der Gote krümmte sich unter den fünfhunderttausend Volt des Elektroschockers und schrie auf. Sein riesiger Körper zuckte, bis er schließlich zusammenbrach.
Auf der Straße setzte sich Jabberwocky in Bewegung. Er kam aber nicht durch den Garten wie die anderen, sondern benutzte offensichtlich die Eingangstür.
»Wie ich’s mir dachte, ist er eben zu alt und zu fett für akrobatische Einlagen«, murmelte Gemma. Und dann zu Quälius: »Hast du die Haustür präpariert?«
Der Sklave nickte und hielt ein kleines Fläschchen in einem Plastikbeutel hoch. »Dieses Mittel verwendet er selber gerne«, hauchte er. »Ihre Mutter hat wirklich eine akkurate Aktenführung.«
In der Küche stand Blondie über den zusammengesunkenen Körper gebeugt. Sie rüttelte an seiner Schulter.
»Nicht die Maske zurückstreifen«, murmelte Fiona flehentlich.
Als Blondie gerade danach greifen wollte, lenkte sie ein Geräusch aus dem vorderen Teil des Hauses ab. Sie straffte sich, riss das Messer an sich, das der Gote hatte fallen lassen, und rammte es in den bewusstlosen Körper. Dann huschte sie zurück ins Kinderzimmer.
»Zweiter Akt«, flüsterte die Grinsekatze und tippte auf Lorinas Account eine Nachricht an den Jabberwocky.
Code Red! B hat uns verraten! Sie ist im Haus! B hat G ausgeschaltet! Hat mir sogar Foto geschickt! Sie dreht durch! Unbedingt erlegen! Halali!
Ein Schatten glitt durch den Flur. Jabberwocky. Er betrat die Küche, fand die Leiche des Goten und zog ihm die Maske herunter. Eine Weile stand er kopfschüttelnd neben dem Körper und hielt dabei seine linke Hand abgestreckt, mit verkniffenem Gesicht: Sie blutete. Bevor er sich auf die Suche nach Blondie machte, hielt er sich die Hand vor Augen und beleuchtete
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