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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Und dann gehört die Beute dir, vorausgesetzt, du gibst das Höchstgebot ab. Manche brauchen jahrelang, bis sie etwas vor die Linse kriegen.«
    Die Blonde schnaubte. »Ich hab zwei Jahre gewartet und ein Vermögen investiert, bis ich jemanden zum Spielen bekommen habe.« Der Gote grinste. »Deine Spiele sind ja auch nicht sehr schön, Blondie.«
    Die knarzende Stimme der Herzdame meldete sich wieder aus dem Handy. »Der Jabberwocky ist an der Lichtung. Noch ein paar Minuten. Und, Schätzchen …« Die Neue hob den Kopf, als könnte die Stimme aus dem Handy sie sehen. »Das hier funktioniert wie in einer guten Ehe. Geben und Nehmen. Gut ist es, wenn alle etwas davon haben. Heute kriegst du deine Versicherung, damit du Zugang erhältst zur Plattform der Grinsekatze. Sie weiß es nicht, aber das ist die Fleischbörse, darauf versteigern wir unsere Beute. Der Höchstbietende kriegt den Zuschlag. Alle anderen helfen ihm bei seinen Wünschen, welche immer das auch sein mögen. Zum Dank wird das eingezahlte Geld unter allen Mitbietenden geteilt, es gewinnt also eigentlich jeder.« Sie lachte. »Na ja, von der Beute mal abgesehen.« Die anderen lachten auch. Die Stimme fuhr fort: »Und unsere Alibis funktionieren, weil es im realen Leben keinerlei Beziehung zwischen uns gibt. Keine Namen, nur Nicknames.«
    Der Lonely Twin nuckelte wieder an seinem Blasrohr. »Ich warte nur auf den Tag, an dem die Grinsekatze rafft, was da auf ihrer Plattform abgeht. Wie kann jemand mit so einem Kontrollzwang so blind sein? Die führt ihre Spielwiese wie eine Mischung aus KGB und Mossad, aber sie merkt rein gar nichts.«
    Bevor jemand antworten konnte, waren draußen Schritte zu hören. Der Gote stand stöhnend und umständlich auf. Alle sahen zur Tür. Ein Mann trat ein: dicklich, jovial lächelnd, ein grüner Jagdhut auf dem fahlbraunen Haar, eine Pfeife im Mund, ein braun karierter Tweedanzug.
    Die Blonde winkte ihm zu. »Jabberwocky, Waidmannsheil, wir warten schon. Ich hoffe, du verlangst nicht, dass wir dir das Horn blasen.«
    Wie ein Jagdherr marschierte der Jabberwocky gleich in den anderen Raum. Er lachte, als er den Apfel im Mund des Opfers sah. »Wie bei einer Metzger-Werbung!« Er drehte den Jungen an der Kette um die eigene Achse und klopfte dem schwer durch die Nase Japsenden auf die Schulter, als würde er ein Pferd oder einen Hund begrüßen. Dann inspizierte er die Geräte und kommentierte einige davon. »Eine sehr gute Jagdplaute«, sagte er etwa und betastete den Griff aus Bernstein. Er zeigte dem Jungen, dessen Augen so groß waren, dass sie fast herauszufallen schienen, zwei Utensilien, die ihm offenbar besonders gefielen: »Ein Häutemesser, um den Balg abzuziehen. Und ein Hirschfänger.«
    Ohne ihn zu verletzen, schabte er mit der Klinge über die Brust des Jungen. »Und hier unsere eleganteste Waffe!« Er hob den Käfig mit dem tobenden Fuchs hoch, der vor lauter Angst Schaum vor dem Maul hatte, und sah ihm ins Gesicht. Der kleine weiße Fleck unter dem Auge schimmerte in dem rötlichen Fell wie eine große Träne. »Was bringt die Natur in ihrer Weisheit für schöne Kreaturen hervor.«
    »Juja, juja«, sang Blondie.
    Der Jabberwocky strich über den muskulösen Bizeps seiner Beute. Der Junge zuckte zusammen, sein Kopf drehte sich hin und her, und durch den Apfel in seinem Mund drangen schrille Laute. »Abu hängt hier wie Döner, ey, nur Döner is schöner, was für goiles Exemplar«, äffte der Jabberwocky den Ton türkischer Kreuzberger nach. »Ihr hattet recht, es wäre schade gewesen, das Fleisch verderben zu lassen, wo wir es schon einmal haben, nur weil gerade« – er zögerte, als würde er Worte suchen – »ein bisschen Unruhe entstanden ist durch diese unglücklichen Ereignisse. Die Engel der letzten Tage machen einen gewaltigen Aufstand wegen ihres Meisters und seiner Hurentochter. Das sollten wir im Auge behalten. Aber widmen wir uns wieder ihm hier, sonst wird er noch zum Gammel-Kebab.«
    Er tippte mit der Klinge des Hirschfängers auf die dicke Ledermanschette. »Gleich kommt das weg, keine Sorge. Das Wild muss ja eine Chance auf einen fairen Kampf haben. Der Käfig kommt runter, da sieh mal, auf dem Boden sind Scharniere, die halten den über dir bombenfest.« Er kurbelte an einem Rad an der Wand, und der Junge sank auf den Boden. Er wand sich und strampelte, konnte sich aber kaum bewegen.
    »Schon viel besser. Wir beide werden eine Menge Spaß miteinander haben, mein Hübscher.« Jabberwocky kniete

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