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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Bilder, die hab ich schnell weggeschoben, aber dann wurde es immer drängender, und ich glaube, dass das zu mir gehört wegen meines Stiefvaters, weil er mich zu dem gemacht hat, was ich so bin, mein Stiefvater damals …«
    Blondie stöhnte, ging mit verschränkten Armen im Raum umher und griff schließlich nach dem Pappbecher. Der Gote klopfte der gefesselten Frau auf die Schulter. »Ruh mal das Mäulchen aus«, sagte er und spuckte auf den Boden. »Frauen glauben immer, wenn sie nur genug labern, sind sie was Besseres, weil sie Motive und Gründe haben. Hauptsache, jemand anders trägt die Schuld. Das hat mit deinem Stiefvater nichts zu tun oder wo er seine Griffel hatte, du quälst gern, das ist alles.«
    Der Lonely Twin nickte. »Mädel, du bist ’ne Sadistin, also genieß es doch einfach. Vor allem schwall uns nicht zu mit deinem Psychomist.«
    Sie presste die Lippen aufeinander und schwieg.
    Aus dem Handy drang wieder die Stimme der Herzdame: »Jagdvolk? Der Jabberwocky hat gerade gesimst, er ist schon am Hochsitz vorbei und müsste gleich bei euch sein.«
    Die Gefesselte richtete sich gespannt auf und setzte sich besonders gerade hin, die Männer entfernten die Laken. Mehrere Kisten und ein Käfig kamen zum Vorschein. »Twin, Blondie, helft mal«, sagte der Gote zu der fülligen Frau und dem mit dem Blasrohr, der sein Instrument nur widerwillig weglegte und sich an dem Käfig nützlich machte. Darin tobte panisch ein kleiner Fuchs mit buschigem Schwanz und einem weißen Fleck unter dem Auge. Gemeinsam trugen sie den Käfig ins andere Zimmer.
    Dort hing ein sehr junger, muskulöser Mann mit gebräunter Haut und dichtem schwarzem Haar in einem Ledergeschirr an einer Kette von der Decke, mit dem Rücken nach unten, eine Manschette band dem Jungen vor der Brust die Handgelenke mit den Fußknöcheln zusammen, sodass er sich kaum bewegen konnte, und über ihm schwebte an derselben Kette ein Käfig, groß genug, um ihn wie eine stäh lerne Glocke zu umfassen. Sein Körper war nackt und glänzte vor Schweiß.
    Blondie musterte ihn ausgiebig. »Auch mal ne Art von Sling. Sexy.«
    Sobald sie die Schwelle übertraten, fing das Schreien wieder an, bis der Lonely Twin der sitzenden Frau den kleinen Apfel aus den Händen nahm und die Geräusche damit erstickte.
    »Danke«, seufzte Blondie, »also dieses Gebrüll kann einen doch fertigmachen.«
    »Nicht jeder narkotisiert gern«, sagte der Lonely Twin und tätschelte dem Opfer den Kopf. »Siehst aus wie ein Schweinchen. Schlachtplatte.« Er lachte meckernd und packte weitere Geräte aus: medizinische Instrumente, Speerspitzen und Messer in unterschiedlicher Größe und einige Fläschchen mit durchsichtiger Flüssigkeit.
    »Vorsicht!«, der Gote zeigte auf die Fläschchen. »Das hat Jabberwocky extra noch mal gesagt. Nicht öffnen. Nicht zerbrechen.«
    Der Lonely Twin hielt die Fläschchen gegen das trübe Licht der Deckenleuchte. »Weiß einer, was drin ist?«
    Die anderen schüttelten die Köpfe. Der Lonely Twin stellte die Fläschchen vorsichtig wieder ab. Alle gingen zurück ins Nebenzimmer.
    »Wieso bin ich eigentlich die Einzige, die kein Geld kriegt?«, fragte die Frau plötzlich und drehte ihren Kopf herum, als könnte sie trotz der Augenbinde etwas sehen. Die eintretende Stille stand im Raum wie ein großer Block Gelatine. Die anderen drei sahen sie ungläubig an. »Vielleicht weil du hier gar nichts machst?«, fragte Blondie. Der Gote kniete sich umständlich vor sie hin, ein Bein aufgestellt, als wollte er ihr einen Heiratsantrag machen, und erklärte ihr sehr geduldig die Lage.
    »Schätzchen, das hat dir die Herzdame doch erklärt. Oder nicht?« Er sah zu dem Handy hinüber, aus dem prompt ein empörtes »Natürlich!« schallte.
    »Dein Eintrittsgeld war zwar höher als das Gebot des Jabberwocky, der heute der glückliche Gewinner ist, das stimmt, aber du hast dich damit eben zunächst nur in unseren Club eingekauft. Eine eigene Beute darfst du ersteigern, nachdem du auch hilfreich gewesen bist. Heute ist deine Hochzeitsnacht. Du bist die Jungfer und trittst ein in diese« – er drehte sie zu den anderen um – »große, glückliche Familie.«
    Die Neue wollte ihn unterbrechen, aber er legte ihr die Hand auf den Mund. »Sobald du für das Labyrinth legitimiert bist, was wir heute für dich erledigen werden, und du dich auf der Internetplattform bewegen kannst, darfst du erst mal helfen. Und wenn du dich da gut anstellst, steht es dir frei, richtig mitzubieten.

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