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Dark Room

Dark Room

Titel: Dark Room Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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Und dann: »Also, wo steckt die kleine Schlampe?« Gemma tippte Fiona mit dem Zeigefingernagel auf den Wangenknochen unter dem Auge, wo der Gote die wie gehackt wirkende Narbe hatte, und Fiona verstand sofort: Der Gote und Blondie waren, nur durch einen Vorhang getrennt, wenige Meter von ihr entfernt.
    Gemma hielt Fiona eng umfasst und tappte auf Zehenspitzen und in Zeitlupe Schritt um Schritt rückwärts. Fiona wusste, dass Gemma über ihr Headset Anweisungen von Püppi bekam, dass er sie herauslotsen würde und dass er genau sehen konnte, wo sie hintraten und wo der stockfinstere Gang hinführte. Sie schloss die Augen und ließ sich leiten, und obwohl es in ihr tobte und sie am liebsten gleich auf Blondie und den Goten losgegangen wäre, versuchte sie, sich lautlos zu bewegen.
    »Du kriegst deine Blutsuppe mit Einlage schon«, hörte sie den Goten gerade noch sagen. »Freu dich, Blondie-Schatz, das wird wie damals auf dem Schlachthof, als du mit Knochen und Gedärm gespielt hast.« Er lachte und hustete dabei. »Leider war das, bevor die Tierchen gekeult wurden.« Blondie lachte auch. »Warm dampfend und zuckend ist es einfach am lustigsten.«
    In dem Moment stolperte die Grinsekatze durch einen weiteren Vorhang, und sie waren in einem der großen öffentlichen Räume und hörten die beiden vom Zirkel nicht mehr.
    Fionas Atem ging so schnell, als wäre sie gerannt. Sie taumelte ein paar Schritte und musste sich erst einmal orientieren. Sie merkte kaum, wie Gemma ihren Arm nahm und sie eng an der Wand entlangführte.
    »Denk dran«, raunte sie ihr ins Ohr, »nicht auffallen. Um keinen Preis. Wir wissen nicht genau, wer noch alles dazugehört.«
    Der Raum war das Herzstück des Labyrinths, und Fiona brauchte eine Weile, bis sie wusste, was sie sah. Auf den ersten Blick schien es eine Art Mulde aus weichem Plastik oder Silikon zu sein, das kniehoch mit einem glibberigen Gel gefüllt war. Darin suhlten sich nackte Körper, glitschig und glänzend, und massierten, fickten oder fisteten sich. Fiona bückte sich und tippte mit dem Zeigefinger in die gallertartige Masse. Schnuppernd hielt sie es an die Nase: Gleitgel. Tonnen von Gleitgel, aufgewärmt von den Männern und Frauen, die sich darin herumwälzten. Erst auf den zweiten Blick erkannte Fiona die technischen Finessen. Sie wusste von Püppi, dass die Grinsekatze früher einmal Sex-Maschinen speziell nach Kundenwünschen gebaut hatte, aber sie hatte nie eine derartige Maschine gesehen und hatte sie sich auch nicht vorstellen können. Sie konzentrierte sich darauf, an den stöhnenden und sich lustvoll aufbäumenden Körpern vorbeizuschauen, und erkannte Dildos in verschiedenen Größen, die aus der Silikonmasse hinauswuchsen. Nein, nicht nur hinauswuchsen, sondern hinausstießen, denn die Dildos bewegten sich. Wie bei einem Springbrunnen hoben und senkten sich die Gummischwänze, stießen einige Male schnell und hektisch zu und senkten sich dann wieder langsam.
    Gemma bemerkte ihren Blick. »Der Boden ist aus Kautschuk und dabei uneben, als wäre es eine Dünenlandschaft. Unter dem Kautschuk sind diese Stoßvorrichtungen installiert. Guck mal das Pärchen, das da drüben eng umschlungen einander gegenübersitzt: Die Stelle kenne ich genau, weil wir heute früh da noch einen Kurzschluss hatten, bevor das Gleitgel ausgegossen wurde. Die hocken beide auf so einer Fickvorrichtung und lassen sich stoßen.«
    Fiona nickte. »Was ist mit diesen großen Gummisäcken, die von der Decke hängen? Von vorn sehen sie ein bisschen wie nackte Mösen aus.«
    »Es sind Schaukeln. Du kannst in die Kokons reinklettern, drinnen sind Schlaufen und Fußhalterungen, so ähnlich wie bei dem Spinnennetz, in dem du ja auch schon gehangen hast. Das kam gut an bei unseren Kunden, also haben wir das wieder aufgegriffen. Man steigt durch diese vertikale Falte rein und schlägt sie wieder zusammen, sodass fast der ganze Körper verborgen ist. Und dann presst man seine Möse oder seinen Schwanz an die Öffnung und ist total anonym, dann ist man nur noch Fotze oder Schwanz, und wer vorbeikommt und gern möchte, darf sich bedienen, wie er will.«
    »Sieht man von drinnen, was draußen passiert?«
    »Wenn du willst. Es sind kleine Schlitze im Silikon, durch die du wie durch ein Visier sehen kannst.«
    »In einem großen schwedischen Möbelhaus gab es mal solche Sitzkörbe, die von der Decke hingen und in denen man schaukeln konnte.«
    Gemma lächelte. »Daher haben wir die Idee. Ein Gang durch ein

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