Dark Secrets: Gesamtausgabe
Das war nur … ich wusste es nicht. Ich brauche nur eine Sekunde, dann geht es wieder.“
„Sind Sie sicher?“
„Ja, absolut. Ich bleibe noch kurz sitzen und fahre dann nach Hause. Wir sehen uns morgen früh.“ Sie schenkte der Polizistin ein möglichst überzeugendes Lächeln. Diese zögerte noch kurz, dann nickte sie.
„Gut, Dr. Pierce. Wir sehen uns dann morgen auf dem Revier.“
„Ja, Morgen.“
Mit noch immer skeptisch in die Stirn gezogenen Brauen ging Monroe zu ihrem Wagen und hob noch einmal zum Abschied die Hand, bevor sie einstieg und davonfuhr.
Amanda starrte auf die Risse im Asphalt zu ihren Füßen. Sie konnte die Gefühle, die haltlos durch ihren Kopf rasten, kaum sortieren.
Da war Wut, weil Nicolai sie nicht eingeweiht und nie versucht hatte, sie zu erreichen. Da waren aber auch Mitgefühl wegen Darias Tod und Unverständnis, warum er Dimitrij nicht getötet hatte. Und vor allem pumpte bittere Angst durch ihren Körper. Angst um Nicolai.
Es war schon quälend genug, dass er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, aber der Gedanke, dass er womöglich sterben konnte, war ihr unerträglich.
Während sie sich in den Verkehr Richtung Bayswater einfädelte, versuchte sie ihren Herzschlag zu beruhigen, was ihr nicht gelang.
*
Amanda parkte den Wagen in der Einfahrt ihres Einfamilienhauses und blieb sitzen, indem sie vorsichtig nach links und rechts lugte. In den Nachbarsgärten spielten Kinder und alles wirkte idyllisch und friedlich. Und doch hatte sie Angst, dass Dimitrijs Leute vielleicht irgendwo lauerten, den Dienstweg abkürzten und sie ebenfalls entführten; schon wieder.
Warum hatte sie Monroes Angebot mit dem Polizeischutz auch ausgeschlagen? Sie lernte offenbar partout nicht dazu, dachte sie und stieg seufzend aus dem Wagen.
Als sie eine Hand auf der Schulter spürte, fuhr sie schreiend herum. Vor ihr stand der völlig verdatterte Postbote, der sich nervös umsah.
„Dr. Pierce … es …“, stotterte er.
Amanda sank vor Erleichterung in sich zusammen.
„Nein, Brian. Mir tut es leid. Ich war … so in Gedanken, dass ich schlichtweg erschrocken bin.“ Sie lächelte den jungen Briefträger aufmunternd an. Der arme Kerl war kreidebleich.
„Ich wollte Ihnen nur die Post geben“, sagte er vorsichtig. „Dann muss ich nicht bis zum Haus gehen.“
Erst jetzt bemerkte Amanda den Stapel Briefe in seiner Hand. „Natürlich“, sagte sie, indem sie ihm die Post abnahm. „Vielen Dank, Brian.“
Er nickte. Noch immer blass im Gesicht und reichlich verdattert ging er zurück zu seinem Postfahrrad. Amanda folgte dem schmalen Steinweg, der durch den Garten zu ihrem Haus führte und krampfte ihre Finger um den Briefstapel. Beinah hätte sie den bemitleidenswerten Jungen zu Tode erschreckt.
Hastig kramte sie ihre Schlüssel aus der Hosentasche, schloss die Tür auf und schaltete die Alarmanlage mit einem Code ab.
Im Haus schaltete sie sie sofort wieder an.
Während sie sich die Schuhe von den Füßen trat, blätterte sie die Briefe durch. Grundsteuer, Werbung, Rechnung aus der Autowerkstatt … das meiste warf sie achtlos auf die Kommode, wobei eine Ansichtskarte zu Boden fiel.
Als sie sich danach bückte, verharrte sie in der Bewegung. Ihr Puls überschlug sich. Eine Star Trek – Sammelkarte.
„
Spock
“, hauchte sie tonlos und drehte mit zitternden Fingern die Karte herum:
10.00 Uhr, Westfield Center
S.
Atemlos presste sie die Karte an die Brust. Wenn Spock sie sehen wollte, wusste er vielleicht mehr als die Polizei. Womöglich wusste er sogar, wo Nicolai gefangen gehalten wurde. Kurz kam ihr der Gedanke, ob die Karte eine Falle sein konnte. Doch Westfield war ein belebter Ort mit hunderten von Menschen, sogar um diese Uhrzeit. Sie befand, dass sie es riskieren wollte.
Der Blick auf die Uhr verriet, dass es erst kurz vor acht Uhr abends war. Das würde eine lange Nacht werden.
*
Ab halb fünf Uhr morgens hielt Amanda es keine Sekunde länger mehr in ihrem Bett aus. Nervös ging sie in der Küche auf und ab, barfuß und nur mit einem kurzen Seidennachthemd bekleidet, hielt sie ihren Kaffeebecher mit beiden Händen fest umklammert. Von den Grübeleien der vergangenen Stunden schwirrte ihr der Kopf. Sie hatte beschlossen ihre Waffe mitzunehmen, auch wenn das natürlich nicht legal war. Außerdem würde sie bereits etwas früher im Westfield sein und die Lage sondieren.
Nach dem Duschen stieg sie in legere dunkle Jeans und zog eine hellblaue Seidenbluse dazu an. Ihr
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