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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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anfühlte, aus dem Kuvert und las den Inhalt.
    Es handelte sich um eine Einladung zu einem Klassentreffen. Er lächelte. An alles hatte er gedacht, nur nicht an so etwas.
     
     
    Hier kommt deine Einladung zum Klassentreffen,
denn wir wollen unsere alten Freunde wieder treffen.
Drum sehen wir uns am 16. Juni um 20 Uhr wieder
und singen auch ein paar alte Lieder.
Lang ist die Schulzeit schon vorbei,
die vielen Partys und auch so manche Keilerei.
Vergessen sind die Zeiten nicht,
ihr habt nur heut alle ein anderes Gesicht.
Wir machen am 16. Juni um 20 Uhr ein Klassentreffen,

das dürft ihr in keinem Fall vergessen.
     
     
     
    Ein Klassentreffen für die Junior High und High School von Flagstaff. Abschlussklassen von 1987. Tausend Erinnerungen bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche seines Bewusstseins. An diese Zeiten hatte Sam schon ewig nicht mehr zurück gedacht, wie ihm in diesem Moment bewusst wurde. Wunderbare Erinnerungen an seine Kindheit und die Schulzeit kamen in ihm hoch. Doch es befand sich auch ein Gedanke darunter, der es nicht an die Oberfläche geschafft hatte. Tief vergraben war er nichts weiter als ein Schemen seiner Selbst. Zumindest noch zu diesem Zeitpunkt. Doch das sollte sich bald ändern. So wie alles andere auch. Doch das konnte Sam nicht ahnen – noch nicht.
    Der Termin des Treffens war der 16. Juni. Für seinen Geschmack etwas knapp bemessen. Er ärgerte sich, warum es erstens so kurzfristig war, zweitens der Postweg so lange gedauert hatte und drittens: Willkommen im 21. Jahrhundert. Warum hatte man ihm keine Email geschickt?
    Hatten sie auf ihn vergessen, weil er nicht mehr in den Staaten lebte? Wie lange stand der Termin tatsächlich schon fest, dachte Sam. Aber sein Groll währte nur für kurze Zeit. Die Freude, seine alten Klassenkameraden wieder zu sehen, überwog letztendlich. Er wollte dort hin. Nichts könnte ihn halten. Vielleicht würde mir der Tapetenwechsel sogar gut tun, dachte Sam und war schließlich überzeugt davon. Das war genau das was er brauchte. Eine Reise würde ihn von seinem Karrieretief ablenken, vielleicht ihn sogar zu neuen Ideen inspirieren. Man wusste schließlich nie, was man auf so einem Trip alles erlebte.
    Es gab nur eine Sache, die ihm Kopfzerbrechen bereitete: Wie sollte er es Saskia verständlich machen, dass er in seine alte Heimat fliegen wollte? War das überhaupt ein Problem? Schließlich würde seine Abwesenheit ja nicht länger als drei, höchstens vier Tage dauern. Wenn er eine Lesung in München oder Wien hielt, war er auch zwei Tage weg. In London meist drei.
    Sie wird es verstehen, dachte er sich und blickte auf die Uhr. Es war kurz nach Zwölf. Sam hatte die Zeit völlig vergessen. In einer halben Stunde war die Schule für seine beiden Töchter aus. Hastig legte er den Brief zu der anderen Post auf die Theke, nahm die Wagenschlüssel von der Kommode und raste los.
    Wie er es immer zu machen pflegte, stieg Sam aus dem Wagen um seine Töchter direkt vor dem Eingang des Schulgebäudes zu empfangen. Er war vielleicht etwas paranoid, womöglich trug auch sein Beruf sein Übriges dazu bei, aber er wollte einfach nicht, dass ihnen etwas zustößt. Selbst bei einem Weg von fünfzig Metern könnte ein Irrer mit einem weißen Lieferwagen vor ihnen halten, sie in den Wagen zerren und entführen. Von solchen Vorfällen hörte man schließlich immer wieder. Oder eine geflügelte, mit Zähnen und Klauen bewehrte Bestie könnte sie verschleppen. Oder der Fahrer des weißen Lieferwagens war eine geflügelte Bestie. Sam merkte, dass seine Fantasie wieder einmal mit ihm durchging. Aber die Idee mit der geflügelten Kreatur, die kleine Kinder verschleppt, hatte etwas und er machte sich einen geistigen Vermerk davon. Womöglich konnte er es irgendwann verwenden.
    Unmengen von Kindern quetschten und drängten sich einer Stampede gleich aus der Schule; seine zwei Engel waren auch darunter. Sam winkte ihnen zu, um sie auf sich aufmerksam zu machen, doch sie hatten ihn längst entdeckt und steuerten auf ihren Vater zu.
    Victoria und Angela, die die erste Klasse besuchten, gaben ihm einen Kuss. Als Zwillinge waren sie dazu prädestiniert Verwirrung unter der Lehrerschaft zu verbreiten. Der Gedanke an all die Streiche, die sie in Zukunft spielen konnten, zauberte ein vergnügtes Lächeln auf Sams Gesicht. Sam seinerseits hätte todsicher keinen Streich ausgelassen, wenn er einen Zwilling gehabt hätte. Aber dieses Vergnügen war ihm als Einzelkind leider

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