DARKNET
das alles so distanziert wie jemand, der unter Morphium steht.
Als er gerade trotz des Sprinklerwassers die Hitze der Flammen zu spüren begann, kam eine der anderen Maschinen in den Raum gerollt und entfaltete rasch und präzise ihre Schwertklingen. Das Motorrad war mit eingebrannten Blutresten und verkohltem Fleisch verkrustet. Der Metallrahmen dampfte.
Hollis setzte sich die Pistole an den Kopf, als die Killermaschine auf ihn zuhielt. Sie hob ihre Klingen genau so, wie sie es bei Metzger getan hatte.
Es gab kein Entkommen. Hollis drückte ab.
Nichts passierte. Die Waffe war noch gesichert.
Das Letzte, was er hörte, während sein Daumen den Sicherungshebel suchte, waren seine eigenen Worte …
«Und das Schönste ist: Sie können es sich nicht leisten, uns das Spiel zu verderben …»
2 Operation Exorcist
Reuters.com
Prominentenmorde schockieren Finanzwelt – Anschläge , denen bereits Dutzende von Führungskräften im Finanzsektor zum Opfer gefallen sind , erschüttern den exklusiven Club der Milliardäre. Sicherheitsdienste in den USA , Großbritannien, Japan und China halten noch immer Details von einundsechzig fast gleichzeitig verübten Morden zurück, die Teil einer koordinierten Aktion zu sein scheinen und an das Spammer-Massaker vom letzten Jahr erinnern.
Bisher hat sich niemand zu den Anschlägen bekannt. Aber die Morde werfen ein Schlaglicht auf die wachsende Empörung über unverhältnismäßige Manager-Boni in Zeiten explosionsartig ansteigender Arbeitslosenzahlen.
Das Überwachungsvideo zeigte einen Mann, der schrie, während ihn ein Robotermotorrad mit zwei Schwertklingen in Stücke schnitt.
Eine Stimme im Dunkeln sagte: «Wer war dieser Mann?»
«Anthony Hollis – leitete einen höchst erfolgreichen Hedgefonds.»
«War sein Name in den Medien präsent?»
«Ja. Jede Menge kritische Stimmen in der Wirtschaftspresse. Vierhundertsechs negative Erwähnungen allein im letzten Jahr.» Kurze Pause. «Sie glauben, das Daemon-Botnet steckt dahinter?»
«Nochmal die Aufnahme. Langsam.»
Die Videoszene lief noch einmal in Extremzeitlupe, Einzelbild für Einzelbild. Ein über und über mit Klingen bestücktes Motorrad rollte auf den in die Enge getriebenen Mann zu. Das Bild blieb stehen, zoomte dann ein. Trotz der Bewegungsunschärfe war die Klinge mitten im Streich eingefroren: Sie zielte auf den Hals des Mannes, während rotierende Laser im Scheinwerfergehäuse der Maschine sein entsetztes Gesicht erhellten.
«Unbemanntes Fahrzeug. Wie eine Art Predator-Drohne am Boden. Die Daemon-Agenten nennen die Dinger ‹Razorbacks›. Derselbe Typ, wie ihn Dr. Philips in ihrem Bericht über den Angriff auf Gebäude 29 beschreibt.»
«Dann engagiert sich der Daemon jetzt also im Klassenkampf?»
«Das glaube ich nicht. Diese Leute haben alle eine bestimmte Art von Finanzgeschäften betrieben.»
«Sobol hat doch gesagt, sein Daemon würde ‹Parasiten des Systems eliminieren›. Könnte er Hollis und die anderen als Parasiten eingestuft haben?»
Eine dritte Stimme mischte sich ein. «Mit Verlaub, diese paar Morde lenken uns doch nur ab vom eigentlichen Problem.»
«Mag sein, aber sie verraten uns auch etwas über die Ziele des Daemon. Machen Sie bitte Licht.»
Es wurde hell im Raum. Um den runden Konferenztisch in Gebäude OPS -2B des NSA -Hauptquartiers saßen die Leiter so ziemlich aller amerikanischen Bundesbehörden. Anwesend waren laut den Schildchen auf dem Tisch NSA , CIA , FBI , DARPA , DIA sowie mehrere Gäste aus dem privaten Nachrichten- und Sicherheitssektor: anzugtragende Manager der Computer Systems Corporation ( CSC ) und der CSC -Unterfirmen EndoCorp und Korr Military Solutions plus einem Vertreter der Lobbying-Firma Byers, Carrol und Marquist ( BCM ).
Der Hausherr der Nationalen Sicherheitsbehörde blickte in die Runde.
NSA : «Der verstorbene Matthew Sobol hat mit seinem Daemon einen Computervirus erschaffen, der auf digitale Nachrichtenmeldungen reagiert. Der Daemon aktivierte sich vor zwei Jahren, als Sobol-Nachrufe durchs Netz gingen, und verbreitet sich seither in der ganzen Welt. Er zweigt von diversen Wirtsunternehmen Gelder ab und finanziert damit ein Netzwerk menschlicher Agenten, die ihn manuell weiterverbreiten und schützen. Diese Agenten hat er auch bereits benutzt, um die Datenbanken inklusive sämtlicher Backups von Unternehmen, die den Daemon zu entfernen versuchten, zu vernichten. Die Frage ist: Wie bringen wir Sobols Virus zur Strecke,
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