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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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eine Leronis bist«, sagte Bard, »aber ich bin mir ganz sicher, Lady, wenn du den Mut hast, mir deine innersten Gedanken zu zeigen, brauche ich das, was ich sehen werde, nicht zu fürchten.«
   Carlina berührte ihre Kehle, wo der Sternenstein in seinem Lederbeutelchen an einem geflochtenen Riemen hing. »Sei es so, Bard. Und Avarra habe Erbarmen mit dir, denn ich werde dir nicht mehr Mitleid schenken als du mir in der vergangenen Nacht. Wisse denn, was ich bin - und was du bist.«
   Sie wickelte den Stein aus, und seine Bläue, die kleinen Lichtbänder, die sich in ihm ringelten, verursachten Bard leichte Übelkeit.
   »Sieh her«, sagte sie mit leiser Stimme. »Sieh von innen heraus, wenn du willst.«
   Einen Augenblick lang geschah gar nichts, nur daß er sich ein wenig seltsam fühlte, und dann erkannte Bard, daß er sich so sah, wie Carlina ihn damals gesehen hatte, als er an den Hof kam und ihr Pflegebruder wurde: groß, lümmelhaft, ein unbeholfener Junge, der nicht tanzen konnte, zu schnell in die Höhe geschossen, über seine eigenen Füße stolpernd… Und sie hatte Mitleid mit mir? Nicht mehr als Mitleid? Nein. Er sah sich mit ihren Augen als den großen Jungen, gutaussehend, einschüchternd, sogar ein bißchen bewunderungswürdig, der ihr Kätzchen von dem Baum herunterholte - und plötzlich, als sie ihm so dankbar war, drohte, dem Kätzchen den Hals umzudrehen, so daß ihre Dankbarkeit in Angst unterging: Wenn er das einem Kätzchen antun kann, was könnte er mir antun? Carlina, so erkannte Bard, war er gewaltig, angsteinflößend, groß wie die Welt vorgekommen. Als sie nun verlobt werden sollten und sie zum ersten Mal an Bard als einen möglichen Ehemann dachte, empfand er mit ihr den Widerwillen. Muskulöse Arme würden sie drücken, rauhe Hände sie berühren. Sich krümmend vor Scham hatte sie vor allen Leuten seinen Kuß empfangen. Und dann ihr Zorn, als sie Lisarda in ihren Armen hielt, und das Mädchen wußte nicht einmal, was Bard getan hatte oder warum, nur daß sie mißbraucht, geschändet, gedemütigt worden war und daß sie ihm nicht widerstehen konnte, obwohl sie ihn haßte und ihr übel war von dem, was ihrem Körper angetan worden war, und wie er ihre Zustimmung zu ihrer eigenen Vergewaltigung erzwungen hatte…
   Und dann das Fest… Er hatte sie auf die Galerie geführt, und sie wußte, daß er von ihr, ob sie bereit war oder nicht, das haben wollte, was er von Lisarda gehabt hatte. Nur war es für sie schlimmer, weil sie wußte , was er wollte und warum…
   Bard begehrt mich nicht wirklich, er will in seinem Stolz nur bei der Tochter des Königs liegen, damit er des Königs Schwiegersohn wird. Er hat allein weder Namen noch Würde, deshalb muß er die Tochter des Königs zur Frau haben, die ihm Legitimität verleihen wird. Und er will meinen Körper… wie er den Körper jeder Frau haben will, die er sieht … Bard empfand mit Carlina die physische Übelkeit bei seiner Berührung, den Widerwillen, als sich seine Zunge in ihren Mund bohrte, seine Hände auf ihrem Körper lagen - und die schwindelerregende Erleichterung, als Geremy sie erlöste. Durch ihre Augen sah er sich den verfluchten Dolch gegen Geremy zücken und hörte Geremys Schreie und sah ihn sich in Krämpfen winden…
   »Aufhören!« rief er laut, aber die Matrix hielt ihn erbarmungslos fest und zog ihn hinein in Carlinas Beschämung darüber, daß sie ihn früher einmal bewundert, daß sie früher einmal die ersten Regungen des Begehrens für ihn empfunden hatte… Es war, als habe er dies Gefühl mit eigenen Händen zerquetscht, so daß sie dastand und nichts mehr für ihn empfand, als er zum Gesetzlosen erklärt wurde und in die Verbannung ging. Und er hatte gleichzeitig jeden Wunsch in ihr getötet, überhaupt einmal zu heiraten. Als ihr Geremy angeboten wurde, war sie in die Sicherheit der Insel des Schweigens geflohen, und dort hatte der Friede die Erinnerung ausgelöscht… oder beinahe ausgelöscht. Bard meinte, vor Entsetzen das Bewußtsein zu verlieren, als er mit Carlina die Todesangst erlebte, allein, gefesselt und geknebelt zu sein… hilflos, völlig hilflos … in einer Pferdesänfte unterwegs zu einem unbekannten Ort, um einem unbekannten Mann ausgeliefert zu werden. Jeder Gedanke Carlinas übertrug sich quälend auf ihn, die Angst vor fremden Händen, das Entsetzen, als sie Bards hassenswertes Gesicht - wie sie glaubte - in die Sänfte spähen sah und erkannte, daß sie von seinem

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