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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gezeugt hatte? Oder besaß sie eine Quelle des Trostes, die ihm unbekannt war? Als ich den Trost der Göttin nötig hatte, war ich jünger und unwissender, als du dir vorstellen kannst , hatte sie einmal zu ihm gesagt. Sie hatte ihren Schmerz überwunden oder doch zumindest überlebt. Aber in Carlina war alles frisch und roh, die Erinnerung an den Augenblick, als sie zu der Göttin aufgeschrien und erkannt hatte, daß die Göttin nicht eingreifen konnte oder wollte, um sie zu retten. Und dann traf die Göttin mich durch Carlina und rächte sie sie und alle anderen Frauen, die ich mißbraucht habe. Aber warum mußte Carlina leiden, damit die Göttin mich treffen konnte?
   Werde ich wahnsinnig?
   Er ritt den ganzen Tag, und als die Nacht kam, ritt er bei Mondlicht weiter, denn er konnte den Turm von Neskaya bereits über die Hügel aufragen sehen. Er hatte nicht angehalten, um zu essen oder sich auszuruhen oder aus sonst einem Grund, nur sein Pferd hatte er ein paar Minuten verschnaufen lassen. Jetzt fiel ihm ein, daß er den ganzen Tag weder Speise noch Trank zu sich genommen und wenig Schlaf gehabt hatte. Er stieg für kurze Zeit ab und gab seinem Pferd Hafer. Sein schwerer Mantel hielt den abendlichen Nieselregen ab, und nun klärte sich der Himmel auf, und das grüne Gesicht Iriels lugte blaß durch die zerfetzten Wolken.
   Sie beobachtet mich. Das ist das Gesicht der Göttin, die mich beobachtet.
   Ja. Ganz bestimmt wird sie wahnsinnig. Nein, ich bin es, der wahnsinnig wird . Aber unterhalb seiner Verzweiflung bemerkte eine kleine Stimme vernünftig, daß er nicht wahnsinnig wurde, daß es für ihn einen so gnädigen Fluchtweg vor dem Schmerz der Selbsterkenntnis nicht gab.
   Du wagst es nicht, wahnsinnig zu werden. Du mußt dich irgendwie zusammennehmen, damit du deine Untaten wiedergutmachen kannst
… obwohl nichts, nichts das auslöschen kann, was ich getan habe…
   Wieso hatte ich genug Laran, um das alles zu sehen?
   Melisandra. Sie ist eine katalytische Telepathin.
   Warum hat Melisandra mir nie gezeigt, was Carlina mir zeigte? Sie hatte die Macht. War es das Mitleid mit mir, das sie zurückhielt? Und warum sollte sie Mitleid mit mir haben nach dem, was ich ihr angetan habe?
   Melora, Melora. Wenn er auch nur ein wenig Verstand gehabt hätte, wäre ihm an tausend kleinen Dingen aufgefallen, daß Carlina ihn nicht zum Mann und er sie nicht zur Frau wollte. Er hatte die Tochter des Königs heiraten wollen, damit sein Platz am Hof gesichert war. Aber warum hatte er so wenig Selbstvertrauen und Stolz gehabt? Ich habe immer geglaubt, mein Stolz sei zu groß. Aber alles, was ich tat, geschah aus dem Grund, daß ich das Gefühl hatte, nicht gut genug zu sein
   Doch er war der Nedestro -Neffe des Königs. König Ardrin war seines Vaters Bruder, und seine illegitime Geburt hätte bei seinen Fähigkeiten in der Strategie und Kriegführung keine Rolle gespielt. Er hätte es als des Königs Kämpfer und Bannerträger weit bringen und Ehre und Ruhm gewinnen können… Aber er hatte nicht fest genug an sich geglaubt, um dessen sicher zu sein. Er hatte sich Carlina aufdrängen müssen.
   Und wenn König Ardrin sich diese Heirat einmal in den Kopf gesetzt hatte, hätten Carlina und er in einer aus politischen Gründen geschlossenen Ehe nicht unglücklicher zu werden brauchen als viele andere Paare am Hof. Nach dem erfolgreichen Feldzug, bei dem er das Haftfeuer erbeutete, hätte er jedoch genug Selbstvertrauen haben sollen, um sich zu sagen, der König werde ihn auch ohne diese Heirat zu schätzen wissen. Er hätte Carlina freigeben und Meister Gareth um Erlaubnis bitten sollen, um Melora zu werben. Wenn sie mich hätte haben wollen. Ich glaube, ich wußte damals schon, daß ich nicht gut genug für sie war!
   Melora war der einzige Mensch, der ihn je geliebt hatte. Seine Mutter hatte ihn weggegeben, damit er bei seinem Vater aufwachsen konnte, und soviel er wußte, hatte sie nicht einen Augenblick gezögert. Hatte sein Vater ihn je geliebt, oder hatte er in Bard nur ein Werkzeug für seinen eigenen Ehrgeiz gesehen? Sein kleiner Bruder Alaric hatte ihn geliebt… Aber Alaric hat mich nie gekannt, und wenn er gewußt hätte, was ich wirklich bin, hätte er mich nicht geliebt… er hätte mich gehaßt, hätte mich verachtet . Er hatte nie eine Frau gehabt, die ihn liebte. Ich habe Zwang auf sie ausgeübt, damit sie in mein Bett kamen, weil ich das Gefühl hatte, keine von ihnen würde

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