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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die leiseste Ahnung, wer zu dieser gottverlassenen Stunde zu mir kommen könnte, Lorill.« Und dann stand Melora mit einer Lampe in der Hand unter der Tür. Auf den ersten Blick sah Bard, daß ihr Körper schwerer und ihr Gesicht runder denn je waren. Aber er sah auch das rote Haar durch den züchtigen Schleier schimmern, den sie umgeworfen hatte. Offensichtlich war sie gestört worden, als sie sich gerade zurückziehen wollte. Sie trug ein loses helles Hauskleid, unter dein sich die Umrisse ihres Körpers abzeichneten.
   »Bard?« Fragend und erstaunt sah sie ihn an, und dann spürte er mit dieser neuen und schrecklichen Empfindsamkeit für die Gefühle anderer Menschen ihren Schock, als sie sein ausgehöhltes, erschöpftes Gesicht wahrnahm. »Bard, mein Lieber, was ist? Nein, Lorill, es ist alles in Ordnung. Ich nehme ihn mit in mein Wohnzimmer. Kannst du überhaupt gehen, Bard? Komm - komm herein, hinaus aus der Kälte!«
   Er folgte ihr willenlos, unfähig, etwas anderes zu tun, als wie ein Kind zu gehorchen, und er dachte daran, daß auch Melisandra »mein Lieber« gesagt hatte, als sie sein Gesicht sah. Wie brachten sie es fertig? Melora öffnete die Tür eines Zimmers, in dem ein Feuer brannte, und die Wärme machte ihm bewußt, daß er halb erfroren war.
   »Setz dich, Bard, hier ans Feuer. Lorill, leg bitte noch ein paar Scheite auf, und dann kannst du auf deinen Posten zurückkehren. Sei nicht albern, Mann, ich bin keine jungfräuliche Leronis , die beschützt und bewacht werden muß, und ich kenne Bard, seit er auf seinen ersten Feldzug ritt! Er wird mir nichts tun!«
   Es gab also immer noch einen Menschen, der ihm vertraute. Das war nicht viel, aber es war ein Anfang, ein winziges Flämmchen, das die gefrorene Öde in ihm erhellte, wie das Feuer seinen ausgekühlten und erschöpften Körper wärmte. Lorill war gegangen. Melora hob ein zerbrechliches Tischchen hoch und stellte es zwischen sie.
   »Ich wollte ein spätes Abendessen zu mir nehmen, bevor ich mit meiner Arbeit in den Relais begann. Willst du es mit mir teilen, Bard? Es ist immer mehr als genug für zwei da.«
   Da waren ein Korb mit duftendem Nußbrot, zu leicht bröckelnden Scheiben aufgeschnitten, ein paar Rollen weicher aromatischer Kräuterkäse und ein irdener Topf mit warmer Suppe. Melora goß die Hälfte davon in einen Becher, den sie in seine Richtung schob, hob den Topf an die Lippen und trank ihren Teil daraus. Bard nahm einen Schluck von der warmen Suppe. Meloras ruhiges Vertrauen erfüllte ihn mit neuem Leben. Sie war mit ihrer Suppe fertig, setzte den Krug hin und strich Käse auf die Brotscheiben, die so bröckelig waren, daß sie sie mit den Fingern zusammenhalten mußte. Auch so fielen noch Krumen in ihren Schoß.
   »Noch Suppe? Ich kann mir noch einen Topf bringen lassen, es ist immer welche in der Küche über dem Feuer. Bestimmt nicht? Nimm das letzte Stück Brot, wenn du möchtest, ich bin vollgestopft, und du bist einen langen Weg in der Kälte geritten. Jetzt siehst du schon wieder ein bißchen weniger wie ein Banshee-Köder aus! Nun, Bard, was ist geschehen! Erzähle es mir.«
   »Melora.« Er eilte zu ihr hinüber und fiel vor ihr auf die Knie. Seufzend blickte sie auf ihn hinab. Er wußte, sie wartete, und plötzlich entsetzte er sich vor der Ungeheuerlichkeit dessen, was er tat. Wie konnte er sich von seiner gewaltigen Last befreien, indem er sie Meloras Schultern aufbürdete? Er hörte seine eigene Stimme, brüchig und schwankend wie der neue Bariton eines Jungen im Stimmbruch. »Ich hätte nicht herkommen dürfen, Melora. Es tut mir leid. Ich… ich werde jetzt gehen. Ich kann es nicht… «
   »Was kannst du nicht? Sei nicht albern, Bard.« Mit ihren fetten und doch seltsamerweise so anmutigen Händen umfaßte sie sein Gesicht und hob es empor. Und als er die Berührung an seinen Schläfen fühlte, erkannte er plötzlich, daß sie alles lesen konnte, daß sie blitzartig die ganze Masse an Informationen in sich aufnahm und wußte . Sein frischer Schmerz teilte sich ihr ohne Worte mit, und sie wußte, was er getan hatte, und wie er es jetzt selbst ansah, und was geschehen war.
   »Gnädige Avarra!« flüsterte sie entsetzt. Dann sagte sie weich: »Nein - sie war dir nicht sonderlich gnädig, nicht wahr, du armer Kerl? Aber ihre Gnade hast du dir noch nicht verdient. Oh, Bard!« Und sie nahm ihn in die Arme und zog ihn an ihre Brust. Er kniete vor ihr, als sei sie in diesem einen

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