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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sie freundlich zu ihm gewesen war? Hatte er glauben wollen , sie hasse ihn und wünsche ihm Böses? Es konnte nicht leicht sein für eine kinderlose Frau, den kräftigen, gesunden, geliebten Sohn ihres Mannes von einer anderen Frau großzuziehen.
   Als er in Schlaf versank, konnte er Melora atmen hören. Es war ein eigenartig tröstliches Geräusch. Da ließ sie ihn - einen Mann, der noch nie eine Frau anders als grausam behandelt hatte - in ihrem eigenen Zimmer schlafen. Nicht daß er irgendwelche Absichten auf sie gehabt hätte - er fragte sich, ob er mit diesem schrecklichen Wissen um das Leid, das er verursachen konnte, jemals wieder eine Frau mit Begehren anblicken würde. Carlina hat ihre Rache gehabt , dachte er. Plötzlich stieg die Frage in ihm auf, ob er sich stets ungeliebt gefühlt habe, weil seine Mutter ihn weggegeben und er einfach vorausgesetzt hatte, sogar sie habe ihn der Liebe für unwürdig gehalten. Er wußte es nicht. Langsam kam er zu der Einsicht, daß er nichts über die Liebe wußte. Aber Meloras Vertrauen in ihn war der erste Schritt zu seiner Heilung. Er umfaßte das Kissen, das einen frischen, süßen Duft nach Melora an sich hatte, und schlief ein.

Als er erwachte, war es Tag, und Schnee rieselte hernieder. Es war einer der ersten Schneefälle des Jahres in den Kilghardbergen. Lautlos trieben Flocken an den Fenstern vorbei und schmolzen im Fallen. Melora schickte ihn, ein Rasiermesser und ein reines Hemd von einem der Wachposten zu borgen und in ihrer Kantine das Frühstück einzunehmen. »Auf diese Weise… « - sie lächelte fröhlich - »… bekommen sie zu wissen, daß ich keinen Liebhaber von außerhalb des Turms bei mir aufgenommen habe, was nicht schicklich wäre, solange ich hier im Dienst bin. Ich bin nicht übermäßig besorgt um meinen Ruf, aber das tut man nicht - daß man im Turm Skandal erregt. Varzil hat auch ohne das genug Sorgen.«
   Bard fand die Situation ein bißchen peinlich, als er ging, um mit den Wachposten von Neskaya warmes, frisches Nußbrot und in Teig gebackenen Salzfisch zu essen. Der Lord General von Asturias sollte sich gewöhnlichen Wachposten in ihrer Kantine anschließen? Aber er war hier nicht in seinem eigenen Land, wahrscheinlich würde er nicht erkannt werden, und wenn doch, nun, dann ging es niemanden etwas an. Konnte nicht auch ein General eine Leronis in einer dringenden privaten Angelegenheit konsultieren? Rasiert und sauber angezogen fühlte er sich besser. Nach dem Frühstück brachte ihm ein rothaariger junger Mann in Blau und Silber mit dem undefinierbaren Stempel der Hastur-Sippe auf dem Gesicht die Nachricht, Lord Varzil von Neskaya wünsche ihn zu sprechen.
   Varzil von Neskaya. Ein Feind, ein Ridenow von Serrais. Aber Alaric hatte ihn geliebt, und er selbst hatte einen günstigen Eindruck von ihm gewonnen, als er gekommen war, Alaric gegen Geremy auszutauschen. Und dabei hatte er damals noch geglaubt, Varzil sei ein Verbündeter König Carolins von Thendara.
   Es kann nicht leicht sein, in einer vom Krieg zerrissenen Welt Neutralität zu geloben! Wenn das ganze Land um einen in Flammen aufgeht ist es bestimmt einfacher, sich der einen oder anderen Seite anzuschließen .
   Bard hatte Varzil als jung in Erinnerung, aber der Mann, der ihm in dein kleinen Arbeitszimmer mit Steinfußboden gegenüberstand, statt in die zeremonielle Robe seines Amtes in ein einfaches Gewand und Sandalen gekleidet, wirkte alt. Tiefe Furchen zogen sich durch das besorgte Gesicht, mochte es auch jung sein, und das leuchtendrote Haar ergraute bereits. Und so jung konnte Varzil auch gar nicht mehr sein. Er hatte Neskaya neu aufgebaut, nachdem es durch Feuerbomben zerstört worden war, und das war vor Bards Geburt gewesen, obwohl Varzil, wie Bard gehört hatte, damals noch sehr jung gewesen war.
   »Willkommen, Bard mac Fianna. Ich werde gleich mit dir reden, aber zuvor habe ich noch etwas zu erledigen. Setz dich dorthin«, sagte Varzil und fuhr fort, mit dem jungen Mann in den Hastur-Farben zu sprechen. Im ersten Augenblick ließ das Bards Haut prickeln - soviel für die angebliche Neutralität Varzils und des Turms! -, aber nachdem er ein paar Worte gehört hatte, entspannte er sich.
   »Ja, sag den Leuten von Hali, wir werden für die Fälle mit den schwersten Brandwunden Heiler und Leroni schicken, aber sie müssen sich klar darüber sein, daß die körperlichen Wunden, die man sehen kann, nicht die einzigen sind. Die schwangeren Frauen

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