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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nur all die Wachsreste darangelassen?« Die Fröhlichkeit war in ihre Stimme zurückgekehrt. »Geh hinaus zum Brunnen, Andrew, und hole frisches Wasser.«
    Mittags hing die große rote Scheibe der Sonne klar am wolkenlosen Himmel, und zwei oder drei der kräftigsten Gardisten trugen Dom Esteban in den Hof. Damon stellte währenddessen den Spiegel, das Brennglas und das Kienholz auf, mit deren Hilfe das Feuer in dem altehrwürdigen Steingefäß entzündet werden würde. Man roch den Weihrauch, den Callista drinnen auf dem Altar entzündet hatte. Damon betrachtete Callista und Ellemir und konnte sie beinahe als kleine Mädchen in karierten Kleidern sehen, das Haar um die Wangen gelockt, feierlich und brav. Dorian hatte manchmal ihre Puppe zu der Zeremonie mitgebracht – er konnte sich nicht entsinnen, Callista oder Ellemir jemals mit einer Puppe gesehen zu haben. Er und Coryn hatten bei der Zeremonie neben Dom Esteban gestanden. Heute konnte der alte Mann nicht mehr vor dem Feuergefäß niederknien, und so war es Damon, der das Brennglas hielt und wartete, während der helle Lichtfleck über Kienholz und Tannennadeln kroch und einen dünnen Schweif duftenden Rauchs hinter sich herzog. Lange Zeit schmorte die Stelle nur, und der Rauch stieg auf. Dann antwortete ein roter Funke dem Gleißen der Sonne im Spiegel, und eine winzige Flamme erwachte im Mittelpunkt des Rauchs zum Leben. Damon bückte sich über das Feuergefäß, päppelte das Flämmchen hoch, futterte es vorsichtig mit Nadeln und Spänen, bis es aufloderte, begleitet von den Beifallsrufen der Zuschauer. Er reichte das Feuergefäß an Ellemir weiter, die es nach drinnen zum Altar trug. Lachend und Glückwünsche austauschend begannen alle, den Hof zu verlassen. Einer nach dem anderen trat zu dem alten Mann an den Rollstuhl und empfing ein kleines Geschenk. Ellemir, die neben ihrem Vater stand, verteilte sie, Schmuckstücke aus Silber und manchmal aus Kupfer. In einigen Fällen – bei besonders verdienten Angestellten – überreichte sie eine Urkunde, die ihnen Vieh oder anderes Eigentum übertrug. Callista und Ellemir beugten sich zu ihrem Vater hinab, küssten ihn und wünschten ihm ein gutes neues Jahr. Seine Geschenke für die Töchter waren wertvolle Pelze, aus denen sie sich Reitmäntel für das schlechteste Wetter machen lassen konnten.
    Andrew erhielt von Dom Esteban Rasiermesser in einem Samtkasten. Die Messer waren aus einer leichten Metalllegierung gemacht. Andrew wusste, dass dies auf dem an Metallen armen Darkover ein ansehnliches Geschenk war. Verlegen umarmte er den alten Mann und spürte die bärtigen Wangen mit einem merkwürdigen Gefühl der Wärme und Zugehörigkeit an den seinen.
    »Ein schönes Fest wünsche ich dir, Sohn, und ein fröhliches neues Jahr.«
    »Und ich dir, Vater.« Andrew wünschte, er könne sich beredter ausdrücken. Trotzdem, ihm war, als habe er wieder einen kleinen Schritt vorwärts getan. Callista hielt fest seine Hand, als sie ins Haus gingen, um die Vorbereitungen für den späteren Festschmaus zu treffen.
    Den ganzen Nachmittag über kamen Gäste von den weiter entfernten Farmen und kleinen Gütern an, und viele von ihnen waren Gäste bei der Hochzeit gewesen. Als Damon nach oben ging, um sich für das Festessen umzuziehen, fand er sich aus seiner eigenen Hälfte der Suite ausgeschlossen. Ellemir zog ihn in die von Andrew und Callista bewohnten Räume hinüber. »Ich habe unsere Zimmer den Leuten von Syrtis, Loran und Caitlia und ihren Töchtern gegeben. Du und ich werden die Nacht hier mit Andrew und Callista verbringen. Deine Festtagskleider habe ich mitgenommen.«
    Andrew, der das überfüllte Quartier in Feiertagslaune mit Damon teilte, hängte den Rasierspiegel niedriger, damit der kleinere Mann hineinsehen konnte. Er duckte sich und zog das Haar, das in seinem Nacken lang gewachsen war, durch die Finger. »Ich sollte mir jemanden suchen, der mir die Haare schneiden kann«, sagte er, und Damon lachte.
    »Du bist weder ein Mönch noch ein Gardist, deshalb willst du es doch bestimmt nicht kürzer haben, als es jetzt ist, nicht wahr?« Sein eigenes Haar war ordentlich auf Kragenlänge geschnitten. Andrew zuckte die Schultern. Sitten und Kleidung waren ganz und gar relativ. Ihm schien sein Haar furchtbar lang, zottig und ungepflegt zu sein, und doch war es kürzer als Damons. Er rasierte sich mit den neuen Messern und dachte darüber nach, warum auf einem frostigen Planeten wie Darkover nur die alten Männer sich

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