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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    H e!« lief die Blonde heftig.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Du bist so na, sagen wir,
ungewöhnlich!«
    »Warum denn nicht?« erwiderte
ich.
    Sie stieß mich von sich. »Ich
sollte nach Hause gehen«, sagte sie.
    »Nenn mir einen vernünftigen
Grund!«
    »Mein Mann«, antwortete sie
nervös. »Immerhin ist er Berufsringer und...«
    Ich reichte ihr Hut und Mantel.
»Sind bereits zwei gute Gründe. Ich bat nur um einen.«
    Ich telefonierte um meinen
Wagen, und zehn Minuten später rollte sie aus meinem Leben davon. Ich
erschauerte, als ich mir etwas zu trinken einschenkte. Mädchen wie diese Blonde
sind es, die Männer wie mich frühzeitig altern lassen. Ein Berufsringer — auch
das noch!
    Ich ließ mich in einem Sessel
nieder und trank zur Abwechslung einmal langsam. Die letzte Platte auf meinem
Plattenspieler hallte sanft über die fünf Lautsprecher meiner Hi-Fi-Anlage.
Peggy Lee mit Black Coffee. Dann dachte ich, das wäre doch eigentlich
eine gute Sache: Ich meinte schwarzen Kaffee und natürlich nicht Peggy Lee.
    Das Telefon klingelte.
Argwöhnisch betrachtete ich den Apparat. Es könnte ja der Ehemann sein, der mir
drei seiner besten todsicheren Griffe anbieten wollte. Ich nahm den Hörer auf
und sagte mit einer Singsangstimme : »Li- Stills Chinesische Wäscherei!«
    »Ich hatte gehofft«, antwortete
eine müde Stimme, »Sie wenigstens einmal nüchtern anzutreffen.«
    »Ach, Sheriff«, sagte ich, »ich
freue mich, Ihre liebe Stimme zu hören.«
    »Nun weiß ich ganz sicher, daß
Sie betrunken sind!«
    »Völlig aus der Luft
gegriffen!« rief ich. »Zumindest stark übertrieben. Ich habe den ganzen Abend
nicht mehr als vier Glas getrunken!«
    »Das würde bedeuten, daß Sie
Gesellschaft hatten.«
    »Eben weggegangen«, erklärte
ich. »Sagen Sie mal, kennen Sie einen Ringer mit Namen Kychinsky ?«
    »Nein«, antwortete er. »Sie?«
    »Ich auch nicht. Überdies habe
ich den brennenden Wunsch, ihn auch nicht kennenzulernen — niemals!«
    Er brummte mißvergnügt etwas ins Telefon: »Ich habe Sie nicht angerufen, um mich über Ringer zu
unterhalten! Setzen Sie sich in Ihren Wagen und kommen Sie zum
Leichenschauhaus. Ich werde auch da sein.«
    Er legte auf.
    Das war ja ein hübscher
Abschluß des Abends! Zuerst hatte es in meinen Plänen eine leichte Veränderung
durch ein Risiko gegeben, das mit dem Beruf eines gewissen Herrn zusammenhing.
Und nun konnte ich nicht einmal zu Hause bleiben und mich meiner
Superlautsprecher erfreuen. Es gibt nur drei Dinge, die mir Spaß machen: mein
Plattenspieler, mein Austin Healy und Frauen.
    Der Plattenspieler mit seiner
vollkommenen Wiedergabe und seinem prächtig ausgestatteten Gehäuse gibt mir
Entspannung, wenn ich müde bin; der Austin Healy mit seiner schnittigen Form
peitscht mich durch sein leichtes Reagieren und seine Wendigkeit auf; und die
Frauen — nun, sie scheinen die besten Eigenschaften der beiden anderen in sich
zu vereinen. Meine Vorliebe für den Plattenspieler und den Austin Healy geht
auf eine dreijährige Tätigkeit beim Geheimdienst in London zurück. Und die
Frauen? Bei ihnen geht es wohl noch weiter zurück — in eine viel fernere
Vergangenheit.
    Na ja, der Alarm war nun einmal
gegeben, und wenn ich mich auch nicht gerade heißlief ,
um aufzubrechen, so fuhr ich doch kaum fünf Minuten später den Healy aus der
unterirdischen Garage die Auffahrt hinauf und nahm Kurs auf die untere Stadt,
zum Leichenschauhaus.
    Als Sheriff Lavers mich aus der Städtischen Mordkommission herausgeholt und mich als seinen
persönlichen Assistenten in sein Büro gesetzt hatte, war mir keineswegs
klargewesen, daß bei ihm der Tag ans achtundvierzig Stunden bestand. Aber das
war nun einmal ein Irrtum, den ich mir selber zuzuschreiben hatte.
    Er wartete schon auf mich, als ich
dort ankam, und es waren noch zwei andere bei ihm. Der eine hatte ein
kreideweißes Gesicht mit hervorquellenden Augen: Charlie Katz, der Chef des
Leichenschauhauses.
    »He, Charlie!« rief ich. »Wie
geht das Geschäft?«
    »Ich halte ständig eine Lade
frei«, antwortete er. »Sollte dir jemals etwas zustoßen, Al, werden wir für
dich immer einen Platz haben.«
    »Vielen Dank«, antwortete ich.
»Meine Honoraransprüche als Gespenst sind auch ziemlich niedrig, falls du mich
ausleihen möchtest.«
    Lavers sah mich scharf an. »Wheeler!«
    »Guten Morgen, Sir«, erwiderte
ich und warf vielsagend einen Blick auf meine Uhr, nach der es ein Uhr
fünfundvierzig nachts war. »Wir

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