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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bereit, Verantwortung zu übernehmen, Damon, aber nicht die gesamte Verantwortung. Ich bin die einzige überlebende Bewahrerin in Arilinn. Neskaya ist oft aus den Relais, weil Theolinda auch jetzt noch nicht stark genug ist, und Dalereuth arbeitet mit einem Mechanikerkreis ohne Bewahrerin, so dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich Janine bei mir in Arilinn behalte. Wir können nicht genug Bewahrerinnen ausbilden, Damon, und wie oft verlieren sie in noch jungen Jahren ihre Kraft! Siehst du ein, dass wir Callista dringend brauchen, Damon?«
    Es war ein Problem, für das es keine Lösung gab, aber Damon wollte nicht, dass Callista zu einer Schachfigur gemacht wurde, und das wusste Leonie. Verwundert meinte sie: »Wie du sie lieben musst, Damon! Vielleicht wärst du der richtige Mann gewesen, dem ich sie hätte geben sollen.«
    Damon erwiderte: »Sie lieben? Nicht in diesem Sinn, Leonie. Doch sie ist mir teuer, und ich, der ich so wenig Mut habe, bewundere bei anderen vor allem diese Eigenschaft.«
    »Du hättest wenig Mut, Damon?« Leonie schwieg lange Zeit, und er sah ihr Bild zittern und schwanken wie Hitzewellen in der Wüste jenseits der Trockenstädte. »Damon, oh, Damon, habe ich jeden zerstört, den ich liebe? Erst jetzt erkenne ich, dass ich dich zerbrochen habe, ebenso wie Callista...
    Habe ich jeden zerstört, den ich liebe? Jeden, den ich liebe, jeden, den ich – jeden, den ich liebe?
    »Du sagtest, es sei zu meinem eigenen Besten, dass du mich aus Arilinn fortschicktest, Leonie. Ich sei zu empfindsam, die Arbeit werde mich zerstören.« Er hatte mit diesen Worten jahrelang gelebt, er hatte an ihnen gewürgt, hatte sie voll Bitterkeit hinuntergeschluckt, er hatte sich dafür gehasst, dass er sie hatte hören müssen und nicht vergessen konnte. Niemals hatte er daran gedacht, sie in Zweifel zu ziehen, nicht für einen Augenblick... das Wort einer Bewahrerin, einer Hastur.
    Leonie hatte sich selbst verraten. Sie rief aus: »Was hätte ich denn zu dir sagen können?« Und dann brach es mit einem qualvollen Aufschrei aus ihr heraus: »Es ist etwas falsch, völlig falsch an unserm ganzen System der Ausbildung von Psi-Arbeitern! Wie kann es denn richtig sein, dabei ein Leben nach dem anderen zu opfern? Callistas, Hilarys, deins!« Mit unbeschreiblicher Bitterkeit setzte sie hinzu: »Und meins auch.«
    Wenn sie den Mut oder die Ehrlichkeit gehabt hätte, dachte Damon traurig, ihm die Wahrheit zu sagen: »Einer von uns muss gehen, und ich bin die Bewahrerin, ich bin unentbehrlich«, dann hätte er wohl Arilinn verloren, ja, aber er wäre nicht für sich selbst verloren gewesen.
    Doch nun hatte er etwas wiedergewonnen, das man ihm genommen hatte, als man ihn aus dem Turm fortschickte. Er war wieder ganz, nicht mehr zerbrochen wie damals, als Leonie ihn hinauswarf und er sich als Schwächling vorkam, als nutzlos, als nicht stark genug für die Arbeit, die er sich erwählt hatte.
    Ja, es war etwas falsch an dem System der Ausbildung von PsiArbeitern. Jetzt hatte es auch Leonie erkannt.
    Die Tragik in Leonies Augen zerriss Damon das Herz. Sie hauchte: »Was willst du von mir, Damon? Beinahe hätte ich in meiner Schwäche dein Leben zerstört. Verlangt jetzt die Ehre einer Hastur, dass ich es mir klaglos gefallen lasse, wie du zur Vergeltung meins zerstörst?«
    Damon senkte den Kopf. Seine langjährige Liebe, von der er geglaubt hatte, sie sei längst ausgebrannt, und die Leiden, mit denen er fertig geworden war, verliehen ihm Mitleid mit ihr. Hier in der Überwelt, wo weder eine Geste noch ein Gedanke die Gefahr körperlicher Leidenschaft heraufbeschwor, streckte er die Arme nach Leonie aus. Wie er es sich in vielen hoffnungslosen Jahren gewünscht hatte, zog er sie an sich und küsste sie. Es kam nicht darauf an, dass nur Abbilder sich begegneten, dass sie in der wirklichen Welt durch einen Zehntagesritt getrennt voneinander waren, dass Leonie ebenso wenig wie Callista jemals auf sexuelles Begehren reagieren konnte. All das war unwichtig. Es war ein Kuss so verzweifelter Liebe, wie er ihn keiner lebenden Frau je gegeben hatte oder geben würde. Leonies Bild zerfloss, und sie war wieder die jüngere Leonie, strahlend, keusch, unberührbar, die Leonie, nach deren Anblick er in vielen einsamen Jahren gehungert hatte, während er sich mit Schuldgefühlen über seine Sehnsucht quälte.
    Dann wurde sie von neuem zu der Leonie von heute, ausgelaugt, erschöpft, von der Zeit verwüstet, und sie weinte mit einer

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