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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verschwamm ihre Gestalt, als sei sie gar nicht da, als sei sie nicht seine Frau in ihrem Reitrock, sondern das geisterhafte Abbild, das er gesehen hatte, als ihr Körper in den Höhlen von Corresanti gefangen lag und sie nur in unstofflicher Form durch die Überwelt zu ihm kommen konnte. Aber sie war wirklich. Sie setzte sich neben ihn auf das Gras und beugte ihr glühendes Gesicht mit einem so zärtlichen Lächeln über ihn, dass er nicht anders konnte, als sie an sich zu ziehen und ihre Lippen zu küssen. Sie erwiderte seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die ihn irgendwie wunderte... Doch mit seinen von den Pollen teils geschärften, teils eingeschläferten Sinnen konnte er sich nicht recht erinnern, warum er sich darüber wundern sollte.
    Er nahm sie in die Arme und zog sie neben sich auf das Gras. Er hielt sie fest und küsste sie stürmisch, und sie erwiderte seine Küsse, ohne zu zögern und ohne sich von ihm zurückzuziehen.
    Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf wie ein Windhauch, der die goldenen Blüten bewegte: Habe ich je gezweifelt, ob ich die richtige Frau geheiratet habe? Diese neue, willige Callista in seinen Armen, die vor Zärtlichkeit glühte, ließ den Einfall absurd erscheinen. Er wusste, sie nahm den Gedanken wahr – er gab sich keine Mühe mehr, ihn vor ihr zu verbergen, er wollte nichts mehr vor ihr verbergen –, und er belustigte sie. Andrew spürte durch die Wellen des Begehrens, die sie beide überfluteten, die zitternden Wellchen des Lachens.
    Jetzt war er sich ganz sicher, dass er tun konnte, was er wollte, und sie würde sich nicht widersetzen. Aber sein Gewissen hielt ihn davon ab, von ihr mehr zu verlangen als die Küsse, die sie so leidenschaftlich erwiderte. Was sie auch empfinden mochte, es konnte gefährlich für sie sein. In jener Nacht... da hatte sie ihn auch gewollt. Und das hatte zu einer Katastrophe und beinahe zu einer Tragödie geführt. Er wollte das Risiko nicht noch einmal eingehen.
    Callista hatte jede Furcht überwunden, aber sie akzeptierte das, wie sie die Küsse und Liebkosungen akzeptierte. Seltsam, es war gar kein Drang vorhanden, weiterzugehen, keine schmerzende Frustration. Das Lachen klang auch in Andrew auf, und es erhöhte die Ekstase dieses Augenblicks voll Sonne und Wärme und Blumen und summender Insekten ringsum im Gras. Das Lachen erfüllte sie beide gleichzeitig mit dem Begehren.
    Seine Frau und er waren es vollkommen zufrieden, hier vollständig bekleidet im Gras zu liegen und nichts anderes zu tun, als sich wie Kinder zu küssen... Es war wunderschön und wonnig.
    Das höflichste darkovanische Wort für Beischlaf war Accandir. Es bedeutete nur »beieinander liegen« und war so harmlos, dass man es in Anwesenheit von kleinen Kindern gebrauchen durfte. Nun, dachte Andrew, von neuem mit Weilchen der Fröhlichkeit durchzittert, genau das taten sie gerade. Er wusste nicht, wie lange sie dort im Gras lagen, sich küssten und streichelten. Er spielte mit Strähnen ihres Haars und sah zu, wie die weichen prismatischen Farben hinter seinen Augenlidern über ihr glühendes Gesicht wanderten.
    Es musste Stunden später sein. Die Sonne hatte begonnen, von ihrem mittäglichen Stand herabzusteigen, als eine Wolke sie verdunkelte und ein Wind aufkam, der Callista das Haar über das Gesicht blies. Andrew blinzelte und setzte sich auf. Er blickte zu ihr nieder. Sie hatte sich auf einen Ellenbogen aufgestützt. Ihre Unterjacke war am Hals geöffnet, Gras- und Blumenstückchen hatten sich in ihrem Haar verfangen. Es wurde plötzlich kalt, und Callista sah bedauernd zum Himmel hoch. »Ich fürchte, wir müssen gehen, oder wir kommen in den Regen. Sieh dir die Wolken an.« Mit widerstrebenden Fingern zog sie die Schnüre ihrer Jacke zu, zupfte sich Blätter aus dem Haar und flocht es locker ein. »Nur um dem Anstand Rechnung zu tragen«, lachte sie. »Ich möchte nicht aussehen, als hätte ich im Gras gelegen, wenn es auch mit meinem eigenen Mann war!«
    Andrew lachte, nahm den Beutel mit Blüten auf und legte ihn auf Callistas Sattelknopf. Was war mit ihnen geschehen?, fragte er sich. Die Sonne, die Pollen, was war das? Er wollte sich aufs Pferd heben, als sie ihn zurückhielt und plötzlich die Arme um seinen Hals legte.
    Sie sagte: »Andrew, o bitte... «, und sah zum Rand des Feldes hin, wo Bäume ein Obdach boten. Er erfasste ihre Gedanken; es war nicht nötig, sie in Worte zu kleiden.
    »Ich möchte... ich möchte ganz dein sein.«
    Seine Hände fassten ihre

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