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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zu hindern. Sie ist kein törichtes junges Mädchen, das sich einer Schwärmerei hingibt. Sie ist eine erwachsene Frau, im Turm ausgebildet, tüchtig, daran gewöhnt, ihren eigenen Willen zu haben. Ich bin überzeugt, sie wird ihren Willen auch durchsetzen, ohne Rücksicht auf uns alle.«
    Leonie seufzte. »Ich möchte sie nicht mit Gewalt zurückholen, wenn sie nicht will. Die Bürde einer Bewahrerin ist zu schwer, um sie ohne innere Zustimmung zu tragen. Ich habe sie ein Leben lang getragen, ich weiß Bescheid.« Diese Bürde hatte sie müde gemacht, lastete auf ihr. »Aber an Bewahrerinnen kommt man nicht leicht. Wenn ich sie für Arilinn retten kann, dann, Damon, weißt du, dass ich sie retten muss.«
    Damon wusste es. Die alten Psi-Gaben der Sieben Domänen, die hunderte oder tausende von Jahren lang in den Genen der ComynFamilien herangereift waren, verflüchtigten sich jetzt, starben aus. Telepathen waren seltener als je zuvor. Es verstand sich nicht mehr von selbst, dass die Söhne und Töchter der direkten Nachkommen jeder Domäne die ererbte Psi-Kraft des betreffenden Hauses hatten. Und viele legten gar keinen Wert mehr darauf. Damons älterer Bruder, Erbe der Ridenow-Familie zu Serrais, hatte kein Laran. Damon selbst war der Einzige der Brüder, der Laran in voller Stärke besaß, und er war deswegen in keiner Weise besonders geehrt worden. Im Gegenteil, seiner Arbeit im Turm wegen hatten seine Brüder ihn verachtet, als sei er kein ganzer Mann. Es war schwer, Telepathen zu finden, die der Turmarbeit gewachsen waren. Einige der alten Türme waren geschlossen worden und standen dunkel. Dort gab es keinen Unterricht, keine Übungen, keine Arbeit mit den alten Psi-Wissenschaften von Darkover mehr. Außenseiter, solche mit nur wenigen Tropfen Comyn-Blut, waren zu den geringeren Türmen zugelassen worden, obwohl Arilinn sich an die alten Sitten hielt und nur jene aufnahm, die nahe Blutsverwandte der Domänen waren. Und wenige Frauen mit der Kraft, der Psi-Gabe, dem Durchhaltevermögen, konnten gefunden werden. Dazu mussten sie den Mut und den Willen haben, beinahe alles zu opfern, was einer Frau von den Domänen das Leben lebenswert machte, mussten sich der schrecklichen Disziplin der Bewahrerinnen unterwerfen. Wen würden sie finden, um Callistas Platz neu zu besetzen?
    Also führten beide Wege zur Tragödie. Arilinn musste eine Bewahrerin verlieren – oder Andrew eine Frau, Callista einen Mann. Damon seufzte tief und sagte: »Ich weiß, Leonie«, und schweigend ritten sie auf die großen Tore von Armida zu.

2
    Andrew Carr, der sich im äußeren Hof von Armida aufhielt, sah die sich nähernden Reiter. Er rief Stallknechte und Diener herbei, die sich um die Pferde kümmern sollten, und ging in die Haupthalle, um ihr Kommen anzukündigen.
    »Damon kommt zurück!«, rief Ellemir aufgeregt und lief in den Hof hinaus. Andrew folgte langsamer. Callista hielt sich dicht an seiner Seite.
    »Es ist nicht Damon allein«, sagte sie, und Andrew wusste, ohne zu fragen, dass sie ihr Psi-Wahrnehmungsvermögen benutzt hatte, um die Identität der Reiter festzustellen. Er war jetzt daran gewöhnt, und es erschien ihm nicht mehr unheimlich oder Angst einflößend.
    Sie lächelte zu ihm auf, und von neuem war Andrew ergriffen von ihrer Schönheit. Er neigte dazu, diese Schönheit zu vergessen, wenn er sie nicht ansah. Bevor er das erste Mal seine Augen auf sie richtete, hatte er ihren Geist und ihr Herz, ihre Sanftheit, ihren Mut, ihr schnelles Verstehen kennen gelernt. Er wusste ihren Wert, ihre Fröhlichkeit und ihren Witz schon zu schätzen, als sie noch allein und verängstigt in der Dunkelheit von Corresanti eingekerkert war.
    Aber sie war auch schön, sehr schön, eine schlanke, langgliedrige junge Frau mit kupferigem Haar, das ihr in losen Zöpfen über den Rücken hing, und grauen Augen unter geraden Brauen. Während sie mit ihm dahinschritt, stellte sie fest: »Es ist Leonie, die Leronis von Arilinn. Sie ist gekommen, wie ich sie gebeten habe.«
    Er nahm ihre Hand leicht in seine, obwohl das immer ein Risiko war. Er wusste, sie war durch Methoden, die er sich nicht einmal vorstellen konnte, darauf konditioniert worden, auch die leiseste Berührung zu vermeiden. Aber diesmal ließ sie ihre Hand, wenn sie auch bebte, in der seinen liegen. Das schwache Zittern verriet, dass in ihrem Inneren, unter der anerzogenen Ruhe, ein Sturm sie schüttelte. Andrew konnte auf den schlanken Händen und Handgelenken eine Anzahl

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