Darkover 12 - Der verbotene Turm
Er rollte sich auf den Rücken und versuchte, das vor seinen Augen verschwimmende Gesicht des Terraners deutlich zu erkennen. »Berühre Callista nicht... verdammt wichtig... nicht einmal, wenn sie dich darum bittet. Es könnte gefährlich sein... «
»Ich werde das Risiko eingehen, Damon.«
»Gefährlich für sie«, betonte Damon und dachte: Verdammt noch mal, wenn ich mich auf ihn nicht verlassen kann, muss ich zurück gehen...
Andrew nahm den Gedanken wahr. »In Ordnung, ich verspreche es. Aber ich möchte, dass du es mir erklärst, sobald du kannst.« Damon seufzte müde. »Tue ich«, und damit sank er in Schlaf.
Andrew stand neben ihm und sah, wie die erschöpften Züge sich glätteten. Er deckte seinen Freund sorgfältig zu und ging. Damons Leibdiener wies er an, ihn schlafen zu lassen. Dann fiel ihm ein, dass es peinlich werden könnte, wenn jemand käme, nach Ellemir zu sehen, die doch schon immer frühmorgens auf war. Deshalb sagte er dem Mann, er möge den Haushofmeister benachrichtigen, sie seien alle lange aufgeblieben, und es solle sie niemand stören.
Er ging zurück in sein Zimmer und legte sich auf Callistas Bett. Nach einer Weile schlief er wieder ein. Plötzlich wachte er auf und stellte fest, dass er stundenlang geschlafen haben musste. Es war Tag geworden, aber immer noch dunkel. Von den Fenstern wirbelten dichte Schneeflocken. Callista und Ellemir lagen Seite an Seite in seinem Bett. Doch nun setzte sich Ellemir hoch, kletterte vorsichtig über Callista hinweg und kam auf Zehenspitzen zu ihm.
»Wo ist Damon?«
»Er schläft, wie ich hoffe.«
»Hat noch niemand nach mir gefragt?« Andrew berichtete, was er angeordnet hatte, und sie dankte ihm. »Ich muss mich anziehen. Ich werde Callistas Bad benutzen, wenn du nichts dagegen hast. Damon möchte ich nicht stören. Etwas zum Anziehen muss ich mir auch ausleihen.« Sich wie ein Schatten bewegend, nahm sie Sachen aus Callistas Schrank. Andrew wusste nicht recht, ob er ihr übel nehmen sollte, dass sie lieber Callista als Damon störte, aber offenbar zerriss die vertraute Anwesenheit ihrer Zwillingsschwester Callistas tiefen Schlaf nicht.
Ohne sein Wollen erinnerte sich Andrew daran, wie Ellemir in der vergangenen Nacht an Callistas Bett gestanden hatte, sich ihrer Nacktheit nicht bewusst. Er vermutete, dass für einen Telepathen, der daran gewöhnt war, seine Gedanken bloßzulegen, körperliche Nacktheit nicht viel bedeutete. Er jedoch musste an den Augenblick denken, als ihm schien, er halte Ellemir in seinen Armen, warm, willig und sein Begehren teilend, wie Callista es nicht tun konnte... Verlegen wandte er sich ab. Sengende Hitze überflutete sein Gesicht, und der Schmerz in seinem Körper erinnerte ihn nur zu deutlich an das Fiasko der Nacht. Ob Ellemir wusste, dass er an ihrem Liebesspiel mit Damon teilgenommen, ob sie seine Anwesenheit ebenfalls gespürt hatte?
Ellemir betrachtete ihn mit nervösem Lächeln. Dann biss sie sich auf die Lippe und ging ins Bad, und ein Arm voll von blauem und weißem Leinen schleppte hinter ihr her.
Andrew kämpfte um eine ruhige Haltung. Er blickte auf seine schlafende Frau nieder. Sie sah blass und müde aus mit dunklen Ringen wie Wundmalen unter den geschlossenen Augen. Sie lag auf der Seite. Ein Arm bedeckte einen Teil ihres Gesichts, und Andrew erinnerte sich mit aufbrandendem Schmerz, dass er sie im trüben Licht der Überwelt so hatte liegen sehen. Als ihr Körper in den dunklen Höhlen von Corresanti gefangen lag, war sie im Geist, im Schlaf zu ihm gekommen, verletzt, blutend, erschöpft, verängstigt. Und er konnte nichts für sie tun. Seine Hilflosigkeit hatte ihn damals wahnsinnig gemacht. Jetzt empfand er angesichts ihrer einsamen Qual wieder ebenso.
Langsam öffnete sie die Augen.
»Andrew?«
»Ich bin bei dir, mein Liebes.« Wie ein Schatten glitt Schmerz über ihr Gesicht. »Wie fühlst du dich, Liebling?«
»Schrecklich.« Sie verzog das Gesicht. »Als sei ich in eine Stampede wilder Oudrakhi geraten.« Wer außer Callista, fragte er sich, konnte in diesem Augenblick scherzen? »Wo ist Damon?«
»Er schläft, Liebes. Und Ellemir will baden und sich anziehen.«
Sie seufzte und schloss kurz wieder die Augen. »Und ich hatte gedacht, heute würde ich wirklich zur Frau geworden sein. Evanda sei gelobt, dass es Damon und Ellemir waren, die uns hörten, und nicht dieser Bengel Dezi mit seinen höhnischen Redensarten.« Andrew grauste es bei diesem Gedanken. Doch tatsächlich war es Dezis
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