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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Berührung, weg von dem Mann, der seine intimsten Gedanken lesen konnte.
    Andrew wusste nicht, dass er tatsächlich krank war, dass er an einer sehr realen Krankheit litt, die als Kulturschock bekannt ist. Er wusste nur, dass ihm übel war, und die Übelkeit nahm die Form blinder Wut gegen Damon an. Der schwere Geruch der Kräuter ließ ihn fürchten, er werde sich übergeben. Mit dicker Zunge sagte er: »Ich muss an die frische Luft«, und stieß die Tür auf. Er stolperte durch die verlassenen Küchenräume und in den Hof. Dort stand er, und der dicke Schnee fiel rings um ihn, und er verdammte den Planeten, auf dem er gelandet war, und die Zufälle, die ihn hergeführt hatten.
    Ich hätte sterben sollen, als das Flugzeug abstürzte. Callie braucht mich nicht. . . Ich werde nie etwas anderes fertig bringen, als sie zu verletzen.
    Damon sagte hinter ihm: »Andrew, komm und sprich mit mir. Du darfst nicht auf diese Weise allein fortlaufen und versuchen, das alles auszuschließen.«
    »O Gott!«, stöhnte Andrew und holte schluchzend Atem. »Ich muss gehen. Ich kann nicht mehr reden. Ich kann es nicht mehr ertragen. Lass mich allein, verdammt noch mal! Kannst du mich nicht für eine kleine Weile allein lassen?«
    Er fühlte Damons Gegenwart wie einen scharfen körperlichen Schmerz, einen Druck, einen Zwang. Er wusste, er tat Damon weh, doch er weigerte sich, es anzuerkennen, sich umzudrehen, ihn anzusehen... Schließlich sagte Damon sehr sanft: »Gut, Ann'dra. Ich weiß, es ist zu viel für dich gewesen. Eine kleine Weile also. Aber nicht zu lange.« Und Andrew erkannte, ohne sich umzudrehen, dass Damon gegangen war. Nein, dachte er, vor Entsetzen schaudernd, Damon war überhaupt nicht da gewesen, er befand sich immer noch in dem kleinen Destillierraum mit dem Steinfußboden.
    Er stand in Wind und Schneegestöber auf dem Hof, und die ihn umschließenden Mauern dämpften seinen Zorn nur wenig. Callista. Er suchte nach dem Trost des geistigen Kontaktes mit ihr, aber sie war nicht da, es war nichts da als ein schwaches, unruhiges Pulsieren, und er wagte es nicht, sie aus ihrem Betäubungsschlaf zu wecken.
    Was kann ich tun? Was kann ich tun? Zu seinem Entsetzen begann er zu weinen, allein in der Schneewildnis. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so einsam gefühlt, nicht einmal, als das Flugzeug abgestürzt war und er sich allein auf einem fremden Planeten fand, unter einer fremden Sonne, in weglosen, auf keiner Karte verzeichneten Bergen...
    Alles, was ich je an Wissen besessen habe, ist verschwunden, ist nutzlos, sinnlos oder Schlimmeres. Meine Freunde sind Fremde, und meine Frau ist mir am fremdesten von allen. Meine Welt ist unter gegangen. . . Ith kann nie mehr zurück; sie halten mich für tot.
    Er dachte: Ich hoffe, ich bekomme Lungenentzündung und sterbe. Dann wurde ihm bewusst, wie kindisch das war und dass er sich tatsächlich in Gefahr befand. Widerwillig, nicht vom Selbsterhaltungstrieb, sondern den Überresten eines vagen Pflichtbewusstseins gelenkt, drehte er sich um und ging hinein. Das Haus kam ihm merkwürdig und fremdartig vor, nicht wie ein Ort, an dem ein Terrassen zu leben vermochte. Hatte er in ihm jemals ein ihn willkommen heißendes Heim gesehen? Wie verirrt sah er sich in der Großen Halle um und war froh, dass sie leer war. Dom Esteban würde seinen Mittagsschlaf halten. Die Mädchen schwatzten mit leisen Stimmen. Müde ließ er sich auf eine Bank sinken, stützte den Kopf in die Hände und blieb dort sitzen, nicht schlafend, aber in sich zurückgezogen. Er hoffte, wenn er sich sehr still verhielt, würde alles irgendwie verschwinden und sich als nicht wirklich erweisen.
    Lange Zeit später drückte jemand ein Glas in seine Hand. Er schluckte dankbar und bekam noch eins und noch eins. Seine Sinne verwirrten sich. Erhörte sich selbst plappern. Alles, was ihn bewegte, schüttete er vor einem mitfühlenden Ohr aus. Es gab noch mehr zu trinken. Als er das Bewusstsein verlor, war es ihm nur recht.
    In seinem Geist klang eine Stimme auf, bohrte sich durch seine Barrieren, drang tief in sein Unterbewusstsein ein, besiegte seinen Widerstand.
    Niemand will dich hier. Niemand braucht dich hier. Warum gehst du nicht jetzt weg, solange du es noch kannst, bevor irgendetwas Fürchterliches geschieht. Geh weg, geh dorthin, woher du gekommen bist, zurück in deine eigene Welt. Du wirst dort glücklicher sein. Geh jetzt. Geh jetzt weg. Niemand wird es merken oder sich dafür interessieren.
    Andrew wusste, es

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