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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Gestalt in ruhigem Schlaf. Wie er es damals getan hatte, fasste er nach ihr, nur um festzustellen, dass sie nicht da war. Sie befand sich überhaupt nicht auf dieser Ebene. Nur ihr Abbild war durch die Überwelt, die sie ihm als Energienetz-Duplikat der wirklichen Welt erklärt hatte, zu ihm gekommen. Sie war durch den Raum und vielleicht auch durch die Zeit gegangen und hatte Gestalt angenommen, um ihn zu täuschen. Aber sie hatte ihn nicht getäuscht.
    Sie blickte mit ernstem Lächeln zu ihm auf, wie sie es damals getan hatte, und sagte mit einem Anflug von Schelmerei: »Ach, ist das traurig! Zum ersten Mal, zum allerersten Mal liege ich bei einem Mann, und ich bin nicht im Stande, das zu genießen.«
    »Aber du bist jetzt hier bei mir, Geliebte«, flüsterte er und fasste nach ihr, und diesmal war sie in seinen Armen, warm und liebe voll. Sie reichte ihm ihren Mund zum Kuss und schmiegte sich mit scheuer Zärtlichkeit an ihn.
    »Beweist dir das nicht, dass es Zeit ist, Liebes?« Er zog sie an sich, und ihre Lippen trafen sich, ihre Körper verschmolzen mitein ander. Wieder fühlte er das ganze drängende, schmerzende Begeh ren, aber er hatte Angst. Es gab irgendeinen Grund, warum er sie nicht berühren durfte. . . und plötzlich, in diesem Augenblick der An spannung und Furcht lächelte sie zu ihm auf, und es war Ellemir in seinen Armen, ihrer Zwillingsschwester so ähnlich und so unähnlich. Er rief: »Nein!«, und riss sich von ihr los, aber ihre Hände, klein und stark, zogen ihn näher zu sich. Sie lächelte ihn an und sagte: »Ich habe Callista gebeten, dir zu sagen, ich sei willig, wie es in der Ballade von Hastur und Cassilda berichtet wird.« Er sah sich um, und er entdeckte Callista, die ihnen freundlich zusah.. .
    Und er erwachte, erfüllt von Schreck und Scham. Er saß im Bett und starrte wild in alle Richtungen, um sich zu vergewissern, dass nichts geschehen war, nichts. Es war Tag, und Ellemir glitt mit verschlafenem Gähnen aus dem Bett und stand da in ihrem dünnen Nachthemd. Schnell wandte Andrew den Blick von ihr ab.
    Sie bemerkte es nicht einmal – für sie war er kein Mann –, sondern pflegte ständig halb oder gar nicht angezogen vor ihm umherzuwandern und durch die unterschwellige Frustration, die nicht eigentlich sexueller Natur war, an seinen Nerven zu zerren... Er hielt sich vor, dass er sich auf ihrer Welt befand und dass es an ihm liege, sich ihren Sitten anzupassen, statt ihnen die seinen aufzuzwingen. Es war nur seine eigene Reizbarkeit und die Scham über den wirklichkeitsnahen Traum, der ihm ihre Anwesenheit beinahe schmerzhaft bewusst machte. Aber als sich der Gedanke in seinem Kopf klärte, drehte sie sich langsam um und sah ihn voll an. Ihre Augen waren ernst, doch sie lächelte, und plötzlich erinnerte er sich an den Traum und wusste, dass sie ihn irgendwie geteilt hatte, dass sich seine Gedanken, sein Begehren in ihre Träume verwoben hatten.
    Zum Teufel, was für ein Mann bin ich eigentlich? Meine Frau liegt dort, so krank, dass sie daran sterben kann, und ich bin geil auf ihre Zwillingsschwester... Er versuchte, sich abzuwenden, und hoffte, Ellemir werde den Gedanken nicht auffangen. Die Frau mei nes besten Freundes!
    Aber in seinem Kopf hallte die Erinnerung an die Worte aus dem Traum wider: Ich habe Callista gebeten, dir zu sagen, ich sei willig...
    Sie lächelte ihn an, aber sie sah beunruhigt aus. Er hatte das Gefühl, er müsse mit einer Entschuldigung für seine Gedanken herausplatzen. Stattdessen sagte sie sehr sanft: »Es ist in Ordnung, Andrew.« Einen Augenblick lang konnte er nicht glauben, dass sie das wirklich laut ausgesprochen hatte. Er blinzelte, aber bevor ihm eingefallen war, was er antworten sollte, hatte sie ihre Kleider ergriffen und war im Bad verschwunden.
    Andrew trat ans Fenster und blickte in den nachlassenden Sturm hinaus. So weit er sehen konnte, war alles weiß, übergössen von einem leichten Purpurschimmer der großen roten Sinne, die schwach durch die fleckigen Ränder der Wolken lugte. Die Winde hatten den Schnee zu sahnigen Eisgraten zusammengefegt, die sich wie Wellen eines harten weißen Ozeans bis zu den in der Ferne verschwimmenden Bergen hinzogen. Andrew kam es vor, als spiegele das Wetter seine Stimmung wieder: grau, trüb, unerträglich.
    Wie leicht zerreißbar war das Band, das ihn an Callista knüpfte! Und doch wusste er, er konnte nie mehr zurück. Er hatte zu viele Tiefen in sich selbst entdeckt, zu viel Fremdartigkeit. Der alte

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