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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Zärtlichkeit an. Doch dann wurde ihr Mund hart, und sie sagte: »Du hättest ihn töten sollen.«
    Damon dachte an die schlafende Callista, die, ohne es zu wissen, dem Tod so nahe gewesen war, und er hielt Ellemirs Bemerkung für nichts anderes als Erbitterung. Andrew war der Gatte ihrer Schwester, sie war während der langen Suche nach Callista mit ihm durch die Matrix verbunden gewesen, und sie hatten zu viert einen Augenblick gemeinsamer Ekstase erlebt, bevor sie durch den fürchterlichen Reflex, den Callista nicht kontrollieren konnte, auseinander gerissen wurden. Wie Ellemir war auch Damon mit Andrew verbunden gewesen, hatte seine Kraft und seine Sanftheit, seine Zärtlichkeit und seine Leidenschaft gespürt... und das war der Mann, den Dezi aus reiner Bosheit zu töten versucht hatte. Dezi, der selbst mit Andrew verbunden gewesen war, als sie die Männer mit den Erfrierungen behandelten, der ihn ebenfalls kannte, seine Lauterkeit und Güte kannte.
    Ellemir wiederholte unerbittlich: »Du hättest ihn töten sollen.«
    Noch monatelang kam Damon nicht auf den Gedanken, dass dies nicht bloß Erbitterung gewesen war, sondern Vorausschau.
    Am Morgen hatte der Sturm sich gelegt, und Dezi war aus Armida verschwunden. Das Geld, das Damon neben ihn gelegt hatte, seine Kleider und sein Reitpferd hatte er mitgenommen. Damon hoffte – beinahe mit einem Gefühl der Schuld – er werde es irgendwie fertig bringen, zu leben und den Weg nach Thendara zu finden, wo er unter Domenics Schutz stehen würde. Schließlich war Domenic, der Erbe von Alton, Dezis Halbbruder. Davon war Damon jetzt überzeugt. Niemand, der kein voller Comyn war, hätte ihm einen solchen Kampf liefern können.

10
    Andrew träumte...
    Er wanderte durch den Blizzard, den er draußen hören konnte und der mit heftigen Winden dichten Schnee und Hagel um Armida trieb. Aber Andrew hatte Armida nie gesehen. Er war allein, wanderte durch eine pfadlose, hauslose, keinen Schutz bietende Wildnis, wie er es getan hatte, als das Kartografenflugzeug abstürzte und er auf einer fremden Welt gestrandet war. Er stolperte in dem Schnee, und der Wind zerrte an seinen Lungen, und wie ein Echo flüsterte eine Stimme in seinem Kopf: Hier gibt es nichts für dich. Und dann sah er das Mädchen.
    Und die Stimme in seinem Kopf flüsterte: Das ist alles schon einmal geschehen. Sie trug ein dünnes, zerrissenes Nachthemd, und er konnte ihr blasses Fleisch durch die Risse im Stoff erahnen, aber das Gewand flatterte nicht in den wütenden Winden, die ihn zerrissen, und ihr Haar hing in dem wilden Sturm unbeweglich hinab. Sie war überhaupt nicht da, sie war ein Geist, ein Traum, ein Mädchen, das es nie gegeben hatte, und doch wusste er auf einer anderen Ebene der Wirklichkeit, dass sie Callista, dass sie seine Frau war. Oder war das nur ein Traum innerhalb eines Traums gewesen, geträumt, während er im Sturm lag, und er würde dort liegen bleiben und den Traum fortsetzen, bis er starb. . . ? Er begann, sich zu wehren, hörte sich selbst aufschreien.. .
    Und der Blizzard war verschwunden. Er lag in seinem eigenen Schlafzimmer auf Armida. Draußen heulte der Sturm und erstarb wieder, und das Feuer im Kamin war zu glühenden Kohlen niedergebrannt. In ihrem trüben Licht konnte er Callista undeutlich erkennen. Oder war es Ellemir, die seit jener Nacht, als der unkontrollierbare PsiReflex sie inmitten ihrer Liebe auseinander riss, an Callistas Seite geschlafen hatte?
    In den ersten paar Tagen nach Dezis Mordversuch hatte Andrew wenig mehr getan als zu schlafen. Er litt an den Nachwirkungen einer leichten Gehirnerschütterung, des Schocks und der Unterkühlung. Er berührte den noch nicht verheilten Schnitt an seiner Stirn. Damon hatte vor einem oder zwei Tagen die Fäden gezogen, und die Ränder hatten sauberen Schorf gebildet. Es würde eine kleine Narbe zurückbleiben. Andrew brauchte keine Narbe, um sich daran zu erinnern, wie er aus Callistas Armen gerissen worden war, wie eine Energie, einem Blitzschlag gleich, ihren Körper durchzuckt hatte. Er hatte einmal gelesen, dass es in früheren Zeiten auf Terra eine besonders beliebte Methode der Folter gewesen war, eine Elektrode an die Genitalien anzusetzen. Aber es war nicht Callistas Schuld gewesen. Der Schock über das, was sie getan hatte, war beinahe auch ihr Tod gewesen.
    Sie war immer noch bettlägerig, und Andrew hatte den Eindruck, dass es nicht besser mit ihr wurde. Er wusste, dass auch Damon sich Sorgen um sie machte. Damon

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