Darkover 18 - Hasturs Erbe
Morgen aufzusuchen.«
Regis antwortete förmlich und wandte sich mir mit einem steifen Lächeln zu. »Das war die herzliche Begrüßung meines Großvaters.«
Ein verdammtes Willkommen, dachte ich bei mir. Niemand konnte vom Regenten der Comyn erwarten, daß er im Regen auf jemanden wartete, doch er hätte etwas mehr als nur eine Botschaft durch einen Diener schicken können! Schnell sagte ich: »Du kommst natürlich zu uns. Schicke dem Diener deines Großvaters eine Botschaft, und dann kommst du mit uns, ziehst dir etwas Trockenes an und ißt mit uns zu Abend.«
Regis nickte wortlos. Seine Lippen waren blau vor Kälte, und das Haar hing ihm strähnig und naß in die Stirn. Er erteilte entsprechende Anweisungen, und ich machte mich an meine Aufgabe: Ich sorgte dafür, daß alle von Vaters Troß - Diener, Leibwächter, Wachleute, Bannerträger und arme Verwandte - ihren Weg zu den ihnen angewiesenen Orten fanden.
Allmählich war alles geregelt. Die Wachleute zogen in ihre Quartiere. Die Diener wußten größtenteils, was zu tun sei. Jemand hatte schon vorher veranlaßt, daß Feuer angezündet und die Räume für unsere Ankunft vorbereitet wurden. Die anderen suchten sich ihren Weg durch das Labyrinth von Hallen und Gängen zu den vorbereiteten Quartieren, die seit Generationen den Alton-Lords zustanden. Innerhalb kurzer Zeit standen in der großen Eingangshalle nur noch Vater, Marius und ich, Regis, Lord Dyan, unsere persönlichen Bediensteten und ein halbes Dutzend andere. Regis stand vor dem Feuer und wärmte sich die Hände. Ich erinnerte mich an den Abend, als Vater uns die Neuigkeit mitteilte, daß Regis uns verlassen und die nächsten drei Jahre auf Nevarsin verbringen würde. Er und ich hatten in der großen Halle auf Armida vor dem Feuer gesessen, hatten Nüsse geknackt und die Schalen ins Feuer geworfen. Nachdem Vater geendet hatte, war Regis zum Feuer gegangen und dort so stehen geblieben wie gerade jetzt: gequält und zitternd, mit abgewandtem Gesicht!
Der verdammte alte Mann! Gab es keinen Freund, keine Verwandte, die er hätte schicken können, Regis daheim zu begrüßen?
Vater ging zum Feuer. Er humpelte stark. Er sah Marius' Reitgefährten an und sagte: »Danilo, ich habe deine Sachen direkt an die Quartiere der Kadetten schicken lassen. Soll ich jemanden rufen, der dir den Weg zeigt, oder findest du es allein?«
»Ihr braucht niemanden zu schicken, Lord Alton.« Danilo Syrtis kam vom Feuer und verbeugte sich höflich. Er war ein schlanker Junge von vierzehn Jahren mit leuchtenden Augen. Er trug schäbige Kleider, die, wie ich mich vage erinnerte, mir oder meinem Bruder gehört hatten, bevor wir aus ihnen herauswuchsen. Das sah Vater ähnlich; er sorgte dafür, daß jeder seiner Proteges mit der ordentlichen Ausrüstung eines Kadetten begann. Vater legte ihm die Hand auf die Schulter. »Bist du sicher? Nun, dann lauf, mein Junge. Möge das Glück mit dir sein.«
Danilo murmelte höflich ein paar Förmlichkeiten und zog sich zurück. Dyan Ardais, der sich die Hände am Feuer wärmte, sah ihm mit hochgezogenen Augenbrauen nach. »Sieht gut aus, der Junge. Noch einer von deinen Nedestro -Söhnen, Kennard?«
»Dani? Zandrus Hölle, nein! Ich wäre schon stolz, ihn anzuerkennen, aber er ist bestimmt nicht von mir. Die Familie hat Comyn-Blut seit ein paar Generationen, ist aber arm wie die Kirchenmäuse. Der Alte, Dom Felix, konnte ihm nicht viel fürs Leben mitgeben, so habe ich ihm eine Kadettenstelle besorgt.«
Regis wandte sich vom Feuer ab und sagte: »Danilo! Ich weiß, ich hätte ihn erkennen müssen. Er war ein Jahr lang im Kloster. Ich konnte mich wirklich an seinen Namen nicht erinnern, Onkel. Ich hätte ihn begrüßen sollen!«
Das Wort, das er für Onkel benutzte, war der Güte-Ausdruck, der etwas vertrauter als Oheim war. Ich wußte, daß er meinen Vater angeredet hatte, doch Dyan tat so, als fühle er sich angesprochen. »Ihr werdet ihn sicher bei den Kadetten treffen. Und ich habe Euch auch noch nicht anständig begrüßt.« Er ging auf Regis zu, umarmte ihn wie unter Verwandten üblich und drückte seine Wange an die von Regis, was dieser sich ein wenig überrascht gefallen ließ. Dann hielt er ihn mit ausgestreckten Armen vor sich und betrachtete ihn eingehend. »Haßt dich deine Schwester, Regis, weil du die Schönheit der Familie bist?«
Regis blickte erstaunt und leicht verlegen drein. Er antwortete mit einem nervösen Lachen.
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