Darkover 21 - Sharras Exil
wir es für unter unserer Würde halten, unsere eigenen Leute in der Landvermessung auszubilden. Ich halte es für ganz verkehrt, dass sie ein Vermessungsteam auf Darkover haben und wir nicht.«
Regis sagte: »Ich habe daran gedacht, meine Söhne zu den Terranern in die Schule zu schicken. Allerdings müsste ich mir jeden Schritt des Weges gegen meinen Großvater erkämpfen. Vielleicht wäre es besser, wenn jemand wie Marius oder du, der eine terranische Erziehung genossen hat, sie ausbildete, statt dass ich sie auf einen anderen Planeten oder in die Handelsstadt schicke… «
In Lews Gesicht leuchtete ein plötzliches Lächeln auf, das Regis ein für alle Mal die entstellenden Narben vergessen ließ. »Ich habe zu lange im Imperium gelebt, du kommst mir zu jung vor, um schon Familie zu haben. Aber du bist jetzt einundzwanzig. Ich hätte mir denken können, dass Hastur dich längst verheiratet hat. Es würde mich stolz machen, der Pflegevater deiner Söhne zu werden. Wer ist deine Frau? Wie viele Kinder… «
Regis schüttelte den Kopf. »Auch das ist ein ständiger Streitpunkt zwischen Großvater und mir. Aber ich habe den Sohn meiner Schwester adoptiert, kurz bevor du Darkover verließest… « Er zögerte, denn ihm fiel ein, dass Lew damals nicht in der Verfassung gewesen war, solche Ereignisse zur Kenntnis zu nehmen. Aber Lew nickte. »Ich erinnere mich. Du hast es mir auf Aldaran erzählt.«
»Ich habe einen Nedestro -Sohn und zwei Töchter«, berichtete Regis. »Der älteste ist drei, noch zwei Jahre, und ich stelle ihn dem Rat vor. Und Mikhail ist bereits elf. Sobald er zwölf geworden ist, hole ich ihn nach Thendara und nehme seine Erziehung selbst in die Hand.« Er grinste. »Ich habe oft und viel mit Großvater über dies Thema diskutiert, und ich traue mir zu, die Erziehung meines Sohns zu leiten. Ich werde es nicht zulassen, dass er unwissend aufwächst.«
»Du hast Recht, wir haben uns zu lange an die alten Bräuche gehalten«, stimmte Lew ihm zu. »Ich weiß noch, wie mein Vater mir erzählte, er sei mit fünfzehn Offizier in der Garde gewesen, aber er habe nicht lesen und schreiben können und sei noch stolz darauf gewesen. Als er dann zu den Terranern kam, hielten sie ihn für einen Idioten, weil niemand, der geistig gesund ist, seinen Verstand brachliegen lassen dürfe… «
»Die Mönche in Nevarsin bedauern das ebenso sehr, wie es ein Terraner tun würde«, stellte Regis fest. »Ich sollte Großvater dankbar dafür sein, dass er mir wenigstens so viel an Ausbildung hat zuteil werden lassen.« Im Kloster von Nevarsin hatte er zumindest das Lesen und Schreiben gelernt, sich in den Grundrechenarten geübt und an darkovanischer Geschichte gelesen, was vorhanden war, und das war nicht viel.
»Kennard hat mich das Lesen und Schreiben gelehrt, wenn ich auch gestehen muss, dass ich dabei kein überragendes Geschick bewiesen habe«, sagte Lew. »Als ich im Krankenhaus lag, habe ich die verlorene Zeit aufgeholt. Aber immer noch werden Jungen erzogen, als sei Schulbildung unmännlich. Ich glaube, dem liegt der Gedanke zu Grunde, dass ein Gelehrter nicht genug Zeit hat, um Meister in der Beherrschung der Waffen zu werden. Und natürlich, als die Domänen Jahr um Jahr ein ständiges Schlachtfeld waren, kam es bei der Erziehung eines Jungen hauptsächlich auf den Kampf mit dem Schwert und anderen Waffen an. Noch in meiner Kinderzeit gab es Räuber genug in den Kilghardbergen. Jahrhundertelang musste Armida wie ein Feldlager geführt werden. Kennard wäre niemals kritisiert worden, wenn er mich zur Verteidigung seines Landes dort behalten und nicht in einen Turm geschickt hätte… «
Regis empfing auch den unausgesprochenen Teil: Lews Arbeit im Arilinn-Turm, seine Begabung für die Matrix-Technologie hatten zur Sharra-Rebellion geführt und zu dem Schwert, das kein Schwert war - zu dem Schwert, das Sharra verbarg…
Und er sah sie wachsen, aufblühen hinter Lews Augen, er sah den Ausdruck des Entsetzens, der sich auf Lews Gesicht ausbreitete, spürte, wie seine eigenen Haare zu Berge standen, als die Flammen in seinem Geist zu lodern begannen… Sharra! Er blickte Lew an. Der lächelnde Mann, der Verwandte, mit dem er in aller Ruhe die Vorteile einer terranischen gegenüber einer darkovanischen Erziehung diskutiert hatte, war verschwunden. Lews Gesicht war todesbleich, so dass sich die Narben wie scharlachfarbene Male abhoben, und in seinen Augen stand das nackte
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