Darkover 21 - Sharras Exil
Vorbemerkung der Autorin
Wie alle vorhergehenden Darkover-Romane ist auch dieser in sich abgeschlossen, und es ist nicht notwendig, die anderen zu kennen. Doch ist gerade dies Buch hauptsachlich auf Drängen meiner Leser hin entstanden.
Ich habe die Darkover-Romane geschrieben, wie sie mir einfielen, statt mich an eine streng chronologische Reihenfolge zu halten. Als erstes kam ein Versuch, die letzten Probleme der menschlichen Gesellschaft zu lösen, und weil ich nun erklären mußte, wie die Gesellschaft diesen Punkt erreicht hatte, zog jeder Roman einen neuen nach sich, der in früherer Zeit spielt. Das Resultat ist unglücklicherweise, daß auf relativ reife Romane, die in der Frühgeschichte Darkovers spielen, Bücher folgen, die ich schrieb, als ich noch viel jünger und im Vergleich zu heute weniger geschickt im Geschichtenerzählen war. Die unbefriedigendste dieser Arbeiten war The Sword of Aldones (Das Schwert des Aldones) , vielleicht weil ich es mir im wesentlichen im Alter von fünfzehn zusammengeträumt hatte.
Im Jahr 1975 traf ich eine Entscheidung, die eine Landmarke setzte: Beim Schreiben von The Heritage of Hastur (Hasturs Erbe) wollte ich mich von den unreifen Konzepten des Sword of Aldones lösen, auch wenn dafür die Kontinuität der Serie geopfert werden mußte. Als Heritage of Hastur im Druck erschien, kam mir The Sword of Aldones noch unbefriedigender vor. Jahrelang schien mich jeder Mensch, den ich traf, zu fragen, wann ich es umschreiben würde. Jahrelang antwortete ich ›Nie‹ oder ›Ich möchte das Thema nicht von neuem aufgreifen‹. Aber schließlich sagte ich mir, die Idee, die ich in diesem frühen Roman entwickelt hatte, sei eigentlich gut, nur habe mir damals noch die Reife und die Geschicklichkeit gefehlt, sie so auszuarbeiten, wie sie es verdiente, und die Charaktere seien es der Mühe wert, sich noch einmal ernsthaft mit ihnen zu befassen. Ich beschloß, nicht den alten Roman umzuschreiben, sondern Ereignisse im gleichen zeitlichen Rahmen völlig neu zu gestalten. Das vorliegende Buch ist das Ergebnis.
MARION ZIMMER BRADLEY
Prolog
Das zweite Jahr des Exils
Hier war die Heimat meiner Vorfahren.
Aber nun wusste ich, dass es niemals meine Heimat sein würde.
Ich blickte zum Horizont, wo die Sonne unterging - eine merkwürdig gelbe Sonne, nicht rot, wie eine Sonne sein sollte, eine gleißende Sonne, die meinen Augen wehtat. Doch gerade jetzt, kurz vor Einbruch der Dämmerung, war sie plötzlich rot und riesig und versank hinter dem See in einer karmesinfarbenen Glorie, die mich mit Heimweh erfüllte. Auch über das Wasser zog sich ein Streifen leuchtenden Rots… Ich stand wie angewurzelt, bis der letzte Schimmer verblasste und über dem See, bleich und silbrig, der einzige Mond Terras in einer schmalen, eleganten Sichel aufging.
Es hatte heute geregnet, und die Luft war schwer von fremden Düften. Doch sie waren nicht eigentlich fremd, sie waren mir ganz tief in meinen Genen irgendwie bekannt. Meine Vorfahren waren aus den Bäumen dieser Welt gestiegen, hatten die lange Evolution durchschritten, die sie zu Menschen gestaltete, und später hatten sie die Kolonistenschiffe ausgesandt, von denen eins - ich hatte die Geschichte erzählen gehört - eine Bruchlandung auf Darkover machte. Man hatte sich dort angesiedelt und so feste Wurzeln auf der neuen Welt geschlagen, dass ich, ein Rückkehrer, die Heimatwelt meiner Rasse als fremdartig empfand und mich nach der Exilwelt meines Volkes sehnte.
Ich weiß nicht, seit wann oder wie lange mein Volk auf Darkover lebt. Das Reisen zwischen den Sternen hat seltsame Anomalien; die enormen interstellaren Entfernungen vollführen merkwürdige Tricks mit der Zeit. Die Bewohner des terranischen Imperiums werden nie eine Methode finden, festzustellen, ob Darkover vor dreitausend Jahren oder fünfzehntausend Jahren und von welchem bestimmten Schiff besiedelt worden ist… Die auf Terra inzwischen verstrichene Zeitspanne beträgt etwa dreitausend Jahre. Doch auf Darkover sind mehr als zehntausend Jahre vergangen, so dass Darkover eine Geschichte besitzt, die beinahe ebenso lang wie die irdische Geschichte der Zivilisation und des Chaos ist. Ich weiß, vor wie vielen Jahren Terra - es war lange vor der Zeit, als das terranische Imperium sich unter den Sternen ausbreitete - das Schiff ausgeschickt hat. Ich weiß, wie viele Jahre seitdem auf Darkover vergangen sind. Doch selbst der genaueste Historiker vermag die beiden
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