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025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

Titel: 025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Vergangenheit
     
    Die Alte fror, obwohl sie ganz dicht am Kaminfeuer saß. Ihr Blick wanderte immer wieder zu dem Fenster, das sie notdürftig mit Lumpen abgedichtet hatte. In der vergangenen Nacht war es so kalt gewesen, daß das letzte Stück Glas im Fenster zerborsten war.
    Plötzlich flog krachend die Tür auf. Ein Luftzug entstand, der Wind heulte und löschte das Feuer aus.
    »Quendola! Quendola! Es ist soweit. Pack deine alten Knochen und komm rasch in das Haus des Stadtknechts Chergenta!«
    Die alte Quendola drehte sich fluchend nach dem Störenfried um. Es war ein kleiner Junge in zerlumpten Kleidern, einer von jenen Zigeunern, die frech wie die Spatzen waren und wie die Raben stahlen.
    »Mach die Tür gefälligst wieder zu, Lausebengel! Oder willst du, daß ich mir den Tod hole?«
    »Wenn du dich nicht beeilst, ist dein Leben wirklich nichts mehr wert«, erwiderte der Zigeunerjunge, ohne sich aus der offenen Tür zu rühren. Hinter ihm wirbelten die Schneeflocken über die Straße. »Bei Chergentas Weib ist es soweit. Sie schreit wie am Spieß, und Chergenta hat zu mir gesagt, ich soll laufen wie der Teufel und die Hebamme holen. Komm schon, Quendola! Chergenta versteht keinen Spaß. Wenn was schiefgeht, schlägt er dir den Schädel ein.«
    »Schon gut«, sagte die Hebamme knurrend.
    Noch während der Junge sprach, hatte sie sich ihren Umhang übergeworfen. Jetzt kam sie zur Tür und stieß ihn ins Freie. »Da, trag meine Tasche! Aber versuch nicht, dich damit davonzumachen. Ich kenne dich und werde dich überall in Toledo finden.«
    Sie schloß hinter sich die Tür und folgte dem Jungen, der sich gegen den Wind stemmte und mit eingezogenem Kopf gegen die wirbelnden Schneeflocken ankämpfte. Der Schnee schmolz, kaum daß er den Boden berührte. Überall waren Pfützen. Aber in der Nacht würde das Wasser frieren. Die alte Quendola konnte sich nicht erinnern, wann in Toledo zuletzt so ein schlechtes Wetter gewesen war.
    Sie erreichte mit dem Jungen die Plaza del Barrio Nuevo.
    »Beeile dich, Quendola! Der Stadtknecht wird vor Ungeduld bereits toben«, rief der Junge ihr zu.
    »Eile mit Weile«, erwiderte die Hebamme. »Chergenta, dieser Geizkragen, wird es schon noch erwarten können. Wie man bezahlt, so wird man bedient.«
    Sie wischte sich über die Augen, weil Schneeflocken in den Wimpern ihre Sicht behinderten. Da stieß sie gegen eine Gestalt.
    »Verzeiht, edler Herr!« entschuldigte sie sich unterwürfig, als sie an den Kleidern erkannte, daß sie mit einem wohlhabenden jungen Mann zusammengestoßen war. Die Kleider sagten ihr aber noch etwas anderes: daß dies ein Fremder war, der aus dem Norden jenseits der Pyrenäen stammte. Er war so jung und wirkte so unerfahren, daß sie die Situation zu nutzen gedachte. Während sie sich entschuldigte, ließ sie ihre gichtigen Finger wie haltsuchend über seine Kleider wandern. In Wirklichkeit suchte sie jedoch nach seinem Geldbeutel. Als sie die pralle Lederbörse umschloß, wurde sie plötzlich mit festem Griff am Handgelenk gepackt.
    »Ah! Du alte Hexe wolltest mich bestehlen!« sagte der junge Edelmann in schlechtem Spanisch. »Ich sehe, daß dort drüben auf dem Richtplatz der Henker gerade zu tun hat. Er sollte sich auch gleich deiner diebischen Hand annehmen.«
    »Gnade, Herr!« flehte die Hebamme. »Ich habe euch nichts getan. Ich bin eine ehrbare Geburtshelferin. Man erwartet mich in einem herrschaftlichen Haus auf diesem Platz. Ich muß mich beeilen, will ich das Kind retten, das in diesem Augenblick schon das Licht dieser ungerechten Welt erblicken kann. Ich bitte euch, haltet mich nicht auf, Herr!«
    Der Zigeunerjunge stellte sich auf die Seite der diebischen Hebamme.
    »Es ist wahr, Herr. Sie ist eine Hebamme und muß einer werdenden Mutter beistehen.«
    »Dann lauf los, Alte! Komm mir aber nicht mehr unter die Augen.«
    Georg Rudolf Speyer ließ die Greisin los. Gleich darauf war sie in der Menge, die sich um sie gebildet hatte, verschwunden. Die Leute zerstreuten sich wieder, als der Zwischenfall ein so undramatisches Ende nahm.
    Speyer, Sohn eines Kaufmannes aus Marburg an der Lahn, machte sich ebenfalls eiligen Schritts davon. Er liebte es nicht, Aufsehen zu erregen, obwohl er eigentlich nichts zu verbergen hatte. Aber er hatte auf seiner langen Wanderung von Wittenberg durch Frankreich und über die Pyrenäen schon zu viele schreckliche Geschichten über die Spanische Inquisition gehört, so daß er sich sagte, es war besser, keines Menschen

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