Darkover 23 - Asharas Rückkehr
wirkten und funkelten. Sie erkannte, dass ihre Ähnlichkeit mit Thyra Dariell sehr stark war, auch wenn Thyras Haare ein weniger dunkler und ihre Augen bernsteinfarben und nicht golden waren wie Margarets. Aber der feine Knochenbau unter der hellen Haut war derselbe wie bei ihrer verstorbenen Mutter, und sie konnte froh sein, dass sie nicht auch deren geistige Labilität geerbt hatte.
Sie kannte die schöne, aristokratische Frau im Spiegel nicht. Margaret blickte auf die behandschuhte Hand vor der weichen Seide des Kleides und hinunter auf die Füße, die in Strümpfen steckten und unter dem bestickten Saum hervorschauten. Sie würde sehr sonderbar aussehen, wenn sie einen Lederhandschuh und eines ihrer zwei Paar Stiefel zu einem offiziellen Abendessen trug. Gut, sie hatte noch ihre geliebten Schlafzimmerpantoffel, die so abgetragen waren, dass sie vor Ewigkeiten ersetzt gehört hätten. Stiefel waren in Armida akzeptabel gewesen, aber das hier war die Comyn-Burg. »Ich. habe nichts für meine Füße.«
Piedra schaute erfreut aus. »Mir ist aufgefallen, dass Ihr nichts Passendes habt, als ich die Kleider aufräumte, deshalb habe ich mich auf den Weg gemacht und etwas für Euch geborgt. Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen.«
»Dagegen? Ganz bestimmt nicht. Aber wo hast du Schuhe gefunden?« Piedra schüttelte den Kopf, und ihre Wangen glühten. »Die ComynBurg ist wie ein Dachboden, Domna, voller Dinge, die zurückgelassen und vergessen oder einfach weggeworfen wurden. Es ist empörend! Das Personal muss alles sauber halten und abstauben, deshalb weiß ich besser über die Schränke Bescheid, als mir lieb ist. Und in den Gemächern der Aillards gibt es ein ganzes Kämmerchen voll alter Schuhe. Jerana Aillard hat sie hier zurückgelassen. Sie soll sehr eitel gewesen sein und elegante Schuhe geliebt haben. Ich hoffe, sie passen.«
Wie eine Verschwörerin holte das Mädchen ein Paar silberne Slipper hervor, die mit Federn verziert waren. Sie passten ganz gut, da sie aus weichem Leder waren, das nachgab. »Sie muss eine sehr große Frau gewesen sein, wenn mir ihre Schuhe passen.«
»Das weiß ich nicht, Domna. Ich habe nur gehört, dass sie das Personal mit ihren Wünschen zum Wahnsinn getrieben hat, wenn sie hier war - und da sie mit Aran Elhalyn verheiratet war, der damals gerade den Thron warm hielt, war sie die meiste Zeit hier. Aber das war alles lange vor meiner Zeit. Verzeiht mir, Domna, aber wollt Ihr diesen Handschuh anbehalten? Er passt nicht ganz zu dem Kleid.« Das war taktvoll gesprochen, aber es bestätigte sämtliche Zweifel Margarets. »Ich muss meine Hand bedeckt halten, und ich habe sonst einfach nichts dabei. Wenn ich gewusst hätte, dass ich Staatsbanketten beiwohne, hätte ich natürlich Vorkehrungen getroffen.« Sie stellte sich selbst mit Koffern voller schöner Kleider und zierlicher Schuhe und all dem anderen Zeug vor, und das Bild war so komisch, dass sie laut lachen musste.
»Dann suche ich Euch etwas Hübscheres. Ich gestehe, dass ich es genieße, in den Schränken herumzuwühlen - es macht einfach mehr Spaß, als alles nur abzustauben. Und erst das Teppichklopfen! Wenn ich nur daran denke, muss ich niesen!«
Piedra ging hinaus, und Margaret spielte mit den Zehen in den Schuhen einer längst verstorbenen Frau. Eine Königin, wie es schien. Sie fragte sich, ob es ihr je gelingen würde, die verschlungenen darkovanischen Familienverhältnisse zu durchschauen. Die Elhalyns. Mikhail hatte sie als die eigentlichen Könige Darkovers bezeichnet. Aber im Augenblick hatte sie wirklich keine Lust, über darkovanische Geschichte nachzudenken, deshalb packte sie ihren Rekorder wieder ein, damit sie beschäftigt war.
Das Mädchen kehrte mit mehreren länglichen Schachteln auf den Armen zurück. Sie grinste und hatte offenbar großen Spaß dabei, Margaret bei den Vorbereitungen auf das Abendessen zu helfen. Sie stellte die Schachteln ab und begann, paarweise Handschuhe herauszuziehen - lange und kurze,
lederne und solche aus Stoff. Es mussten drei dutzend Paare sein. »Ist das auch Beute aus den Gemächern der Aillard?«
»Beute? So habe ich es eigentlich noch nie gesehen, aber ich glaube, man könnte es so nennen. Hm. Diese seidenen hier würden von der Farbe her gut passen, falls die Größe stimmt.«
Margaret nahm die angebotenen Handschuhe und probierte den rechten an. Die Handschuhe waren beinahe ellbogenlang und aus derselben feinen Seide gemacht wie ihr Kleid, aber sie waren auf eine andere Art gewebt,
Weitere Kostenlose Bücher