Darkover 23 - Asharas Rückkehr
für das ich keinen Namen hatte, und als ich hier die Sonne hinter der Stadt untergehen sah und den Duft von Essen roch, hatte ich einen Namen: Darkover. Ich habe fast mein ganzes Leben im Exil gelebt, und nun bin ich
nach Hause gekommen. Wenn ich es gewusst hätte, wäre ich vielleicht schon viel früher hierher gekommen, aber… Liriel, ich will kein Telepath sein!«
»Das ist nichts, was du wollen oder nicht wollen kannst. Du bist einer. Und um deiner selbst und anderer willen, wirst du häufige Überwachung brauchen. Denn jetzt, wo die Gabe erwacht ist, wird sie wachsen und zunehmen und sich verändern. Und du selbst wirst dich verändern. Es tut mir Leid, aber so ist es nun einmal.«
»Es kann dir nicht halb so Leid tun wie mir! Also gut - tu, was du tun musst. Ich werde ein braves Mädchen sein.« Ihr war überhaupt nicht wie einem braven Mädchen zu Mute, sondern eher wie einem Sturm, der im Begriff ist, loszubrechen.
»Gehen wir in mein Arbeitszimmer. Mutter überlässt es mir widerwillig, damit ich allein sein kann. Dort wird uns niemand stören.«
»Das brauchen sie auch nicht. Sie können sich einmischen, ohne dass …«
»Sei nicht albern, Marguerida.« Die große Frau erhob sich. »Mein Vater, der sehr streng und korrekt ist, würde nicht einmal im Haus bleiben, während wir arbeiten, und Jeff ist kein Schnüffler.« »Und was ist mit deiner Mutter?« Margaret fand die Vorstellung abstoßend, dass Javanne ihre Gedanken wahrnehmen könnte. Liriel grinste. »Sie wird neugierig sein, das ist ihre Natur, aber sie wird sich nicht unerlaubt einmischen.«
»Wieso nicht? Aus Anstand?«
»Zum Teil. Aber mehr noch aus Vernunft. Du bist so stark, dass du fast jede Person eine Woche ins Krankenbett zwingen könntest, wenn du dich bedroht fühlst.«
»Wirklich?« Margaret folgte ihrer Cousine über den Flur
und dachte nach. Die Vorstellung, dass sie die Macht besaß, Leute zu verletzen, ohne einen Finger zu rühren, war beinahe noch erschreckender als die, ein Telepath zu sein.
Sie betraten einen Raum von bescheidener Größe. Er hatte ein Fenster, das auf einen Hof hinausführte. Anders als in dem Hof vor dem Haus, waren die Steine hier nicht rechtwinklig, sondern kreisförmig angelegt. Bevor sie richtig schauen konnte, zog Liriel die Fensterläden zu. Margaret sah sich im Zimmer um. Pralle Kissen türmten sich auf einem dicken, grünen Teppich, und an zwei Wänden standen Bücherregale, auf die Margaret zuging.
»Ist das deine Privatbibliothek?«
»Ja. Ich habe sie mit Büchern begonnen, die im Haus zurückgelassen wurden, einige von deinem Vater und von Großvater Kennard, obwohl der kein großer Leser war. Manche Bücher, auf Terranisch geschrieben, hat Ann’dra Carr importiert, als er hier lebte, und andere habe ich in Thendara bestellt. Mutter meinte immer, ich würde mir mit dem Lesen die Augen ruinieren, aber bisher ist das nicht der Fall.« Es war eine bunt zusammengewürfelte Sammlung von Kindergeschichten über Werke über Landvermessung bis zu Romanen aus allen Teilen der Föderation. Margaret sah eine Sammlung von Gedichten aus dem Terra vor dem Zeitalter der Raumfahrt, das Werk eines Rupert Brooke, und eine zweite Gedichtsammlung von Gala Montaral, die vor zweihundert Jahren auf Tau Ceti V gelebt hatte. Da sie Galas Verse liebte, rechnete sie es Liriel hoch an, dass sie ihnen einen Platz in ihrer Bibliothek einräumte.
Abgegriffen, wie der Band war, musste er häufig gelesen worden sein, und da kein Staub auf ihm lag, erst vor kurzem. »Ich fing schon an zu glauben, dass niemand auf Darkover Bücher liest.«
»im Allgemeinen ist es als Zeitvertreib nicht so verbreitet
wie Singen, Nähen und Jagen, aber wir sind auch nicht nur analphabetische Bauern hier.«
»Das habe ich auch nicht unterstellt, aber ich war überrascht, wie wenig Lesestoff ich gesehen habe. Auf Burg Ardais gab es ein paar Bücher, aber die hier sind interessanter. Das ist alles.«
»Komm, setz dich hier zur Kohlenpfanne.«
Margaret gehorchte und ignorierte ihr Unbehagen. Sie hatte ein Gefühl wie bei einem Arztbesuch, wo man sie untersuchen und messen und testen würde, und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie hockte sich auf eines der großen Kissen und sah zu, wie Liriel eine Hand voll von etwas, das wie Unkraut aussah, in die winzige Kohlenpfanne warf. Es loderte auf und ließ weißen Rauch aufsteigen. Ein süßer Duft breitete sich aus, ein einschläfernder Geruch wie Kräuter unter einer heißen Sommersonne.
Sie bemerkte, wie
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