Darkover 23 - Asharas Rückkehr
Sie wusste zu wenig über darkovanisches Recht, um ernsthafte Vermutungen anstellen zu können, und reine Spekulation war sinnlos.
Die Lage schien hoffnungslos und entbehrte nicht einer gewissen Ironie. Sie hatte endlich den Mann gefunden, der ihr Herz gefangen nahm, und er war der Einzige, den sie nicht bekommen konnte. Während sie die breiten Stadttore passierten, betrachtete Margaret ihren Vater, der in Gedanken versunken vorausritt. Sie merkte ihm an, dass er sich große Sorgen um Dio machte und es kaum erwarten konnte, wieder bei ihr zu sein. Wie selbstsüchtig von ihr, sich wegen Mikhail den Kopf zu zerbrechen, während Dio krank darniederlag. Lew Alton war sehr verschlossen gewesen, was Dios Krankheit betraf, und das machte Margaret Angst. Bevor sie zur Universität ging, hatte es niemanden gegeben, dem sie so viel Liebe und Vertrauen entgegenbrachte wie ihrer Stiefmutter, und der Gedanke, Dio könnte sterben, war so kurz nach Ivors Tod unerträglich. Sie gab sich Mühe, stark und gefasst zu erscheinen, aber innerlich wäre sie am liebsten weinend zusammengebrochen.
Sie hätte sehr gern mit ihrem Vater gesprochen, aber nach jenem wunderbaren Abendessen in Armida, als sie sich scheinbar so wohl miteinander fühlten, hatte sich Lew wieder zurückgezogen. Es war nicht so schlimm wie in ihrer Kindheit, aber sie fühlte sich so sehr an die Vergangenheit erinnert, dass sie zögerte, ihm die vielen Fragen zu stellen, die sie Tag und Nacht quälten. Im Augenblick waren ihre Probleme jedoch belanglos.
Margaret war es gewöhnt, mit sich selbst zu Rate zu gehen, und sie erkannte nun, dass sie dieses Verhalten von ihrem Vater übernommen hatte und dass es gute und schlechte Seiten hatte. Es erschwerte es ihr, um Hilfe zu bitten oder überhaupt persönliche Fragen zu stellen. Sie glaubte, dass er Mikhail ganz gut leiden konnte, aber wenngleich er angedeutet hatte, dass er ihre Gefühle für ihren Cousin verstand, ließ er weder Billigung noch Ablehnung erkennen. Vielleicht gefiel ihm die Idee genauso wenig wie Javanne, oder aber es war ihm gleichgültig. Sie schimpfte sich eine Närrin. Lew Alton war niemals etwas gleichgültig. Er mochte fast ein Fremder für sie sein, aber er war ein starker und leidenschaftlicher Mann, der stets aus guten Gründen zu handeln glaubte. Sie würde sich einfach darauf verlassen müssen, dass er auf ihrer Seite stand - das wenigstens schuldete er ihr -, und aufhören, sich unnötig über Dinge aufzuregen, die sie ohnehin nicht beeinflussen konnte. Sie biss die Zähne zusammen. Es war so schwer, ihm zu vertrauen - überhaupt, irgendjemandem zu vertrauen. Sie ritten durch die engen Straßen innerhalb des Stadttores und näherten sich der wuchtigen Comyn-Burg. Margaret befand sich nun in einem Zustand düsterer Verzweiflung, was ihre Zukunft anging. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie kaum bemerk te, wie Rafaella ihr Pferd langsam zur Seite lenkte. »Ich denke, ich verlasse dich nun und kehre zum Gildenhaus zurück. Das Maultier hole ich später in der Burg ab.«
»Muss das sein?« Margaret kam sich verloren vor ohne ihre Freundin. Sie wollte nicht, dass Rafaella sie verließ, und verabscheute sich gleichzeitig selbst, weil sie so kindisch und egoistisch war.
»Ich habe in der Burg nichts verloren.« Ich gehöre woanders hin, und darauf habe ich lange genug warten müssen!
»Nein, natürlich nicht. Grüße Mutter Adriana von mir und sage ihr, dass du eine ausgezeichnete Führerin und eine gute Gefährtin warst. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte.« Margarets Augen füllten sich mit Tränen. Doch, ich weiß es. Ich wäre gestorben, wenn du nicht gewesen wärst, Rafaella. Sie blinzelte heftig. »Und grüße Rafe Scott von mir, ja?« Sie zwang sich zu einer Art Lächeln, aber es tat weh.
Rafaella, die ihre Mimik inzwischen gut kannte, ließ sich nicht täuschen. »Ach, Marguerida, sei doch nicht traurig.«
»Ich werde dich vermissen!« Ich wünsche dir alles Glück der Welt, und ich wünsche mir dasselbe!
»Ich werde dich auch vermissen - aber ich gehe ja nicht für immer! Du brauchst nur im Gildenhaus nach mir zu fragen, wenn du mich suchst.« Sie beugte sich aus dem Sattel und umarmte Margaret innig. Dann trieb sie ihr Pferd an und ritt in die schmale Seitenstraße.
Margaret blieb überrumpelt von diesem plötzlichen Abschied zurück. Mikhail ritt neben sie, sein großer Brauner schnaubte. »Wo ist sie hin?«
»Heim.« Das Wort schien alles auszudrücken, was Margaret nie
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