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56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht

Titel: 56 - Die Liebe des Ulanen 02 - Napoleons letzte Schlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ERSTES KAPITEL
    Die Kriegskasse
    Frankreich hatte einen neuen Herrscher erhalten, und die Heere der Verbündeten hatten sich aus Frankreich zurückgezogen, um die heimatliche Stätte aufzusuchen. Blücher war in England gewesen und dort in geradezu unerhörter Weise gefeiert worden, und auch in der Heimat hatte man ihn mit unbeschreiblichem Jubel empfangen. Er hatte mehrere hochgestellte Feinde, aber im Herzen des Volkes hatte er als der Marschall ‚Vorwärts‘ sich ein immerwährendes Andenken erworben.
    Im übrigen trug er einen tiefen Groll im Herzen. Er wußte am besten, welche Opfer Preußen, Deutschland und die verbündeten Länder gebracht hatten, um das übermütige Frankreich zu schlagen und den Mann zu stürzen, welcher es gewagt hatte, aller Welt Gesetze vorzuschreiben, die Deutschen aber am liebsten mit dem Ausdrucke Cochons, das ist ‚Schweine‘, zu bezeichnen.
    Und nun tagte der berühmte Kongreß in Wien, welcher die Aufgabe zu lösen hatte, die Ergebnisse des Krieges in eine bestimmte Form und Gestaltung zu bringen. Er vermochte es aber nicht, den Widerstreit der verschiedensten Ansprüche, welche sich kundgaben, zu schlichten und zu lösen. Man begann den Frieden von Paris bitter zu tadeln. Man hatte den Franzosen zu viel Macht und Land gelassen und die erkämpften Vorteile wieder aus der Hand gegeben.
    Dieser Ansicht schloß sich besonders Blücher an.
    „Frankreich wird wieder laut“, pflegte er zu sagen; „es beginnt wieder das große Wort zu führen, und wir, die wir den Frieden erkämpft und uns nach Ruhe gesehnt haben, halten nur eine Rast, welche nicht lange dauern wird.“
    Er erhob überall seine Stimme, um zu warnen. Er tat alles, um das Heer kriegstüchtig und marschbereit zu halten, und er tat daran sehr recht.
    Napoleon war aus Frankreich verbannt, aber er hatte tausend, ja Millionen stille Anhänger zurückgelassen. Gerade während seines Unglücks hatte sich sein kriegerisches Talent am glänzendsten bewährt. Die Soldaten vergötterten ihn, und wer war damals in Frankreich nicht früher Soldat gewesen oder noch Soldat. Keiner hat die Anhänglichkeit des Kriegers an diesen außerordentlichen Feldherrn ergreifender geschildert, als Heinrich Heine in seinen Versen:
    „Was schiert mich Weib, was schiert mich Kind?
Ich trage weit bess'res Verlangen.
Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind.
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!“
    Napoleon kannte diese Verhältnisse, und er beschloß, sie zu benutzen. Er war nicht der Mann, auf Elba die Rolle eines abgedankten Souveräns zu spielen. Er beging aber einen großen Fehler; er verließ die Insel zu früh, denn noch hatten nicht alle feindlichen Heeresteile ihre Heimat erreicht; sie durften nur die Order zur Umkehr erhalten, so waren sie kampfbereit. Und der Umstand, daß die Vertreter der Nationen noch in Wien tagten, begünstigte ein schnelles Einvernehmen zwischen ihnen und den schleunigen Beschluß, sich mit vereinigten Kräften wieder auf ihn zu werfen.
    Dennoch erscholl plötzlich die Kunde, daß Napoleon am 27. Februar die Insel verlassen habe und mit einer Schar Bewaffneter in Frankreich gelandet sei.
    Dieses Unternehmen, welches anfangs abenteuerlich erschien, wuchs in schneller Entwicklung riesenhaft empor. Bereits nach wenigen Wochen war Napoleon wieder in Paris und gebot von neuem als Kaiser über ganz Frankreich.
    Er ließ den Mächten sagen, daß er nicht den Krieg bringe, sondern den Frieden beabsichtige. Da er sich aber denken konnte und auch bald erfuhr, daß ganz Europa sich in dem Entschluß, ihn zu bekämpfen, vereinigen werde, so traf er die schnellsten und ausgedehntesten Vorbereitungen zum Krieg, den er nach der Richtung der belgischen und niederländischen Grenze zu spielen gedachte.
    Alle seine Anhänger waren ihm zugeströmt, unter diesen auch zwei, welche wir bereits kennen, nämlich der Kapitän Richemonte und Baron Reillac.
    Beide hatten eine schlimme Zeit erlebt. Die Züchtigung, welche ihnen damals von Blücher zudiktiert worden war, hatte sie körperlich für lange Zeit niedergeworfen. Es waren Monate vergangen, ehe ihre Wunden geheilt waren. Während dieser Zeit war bei beiden der Haß gegen die Deutschen, besonders aber der Gedanke, sich persönlich an Blücher zu rächen, fast zur Manie geworden.
    Gerade als die Nachricht verlautete, daß Napoleon wieder zurückgekehrt sei, hatte sich ihr Gesundheitszustand so weit gebessert, daß sie daran denken konnten, dem Kaiser ihre Dienste anzubieten. Und dies

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