Darkover 24 - Die Schattenmatrix
in den Rat passte. Dom Damon klopfte Mikhail auf die Schulter und griff zu einem Glas Wein. Er nahm einen kleinen Schluck, dann bemerkte er die beiden Mädchen, die an Liriel klebten, als fürchteten sie, ihr jeden Moment entrissen zu werden. Damon bückte sich und betrachtete die beiden aus kurzsichtigen Augen.
In diesem Moment betrat Danilo Hastur, Regis’ Sohn, den Speisesaal; seine Unpünktlichkeit war ihm offensichtlich peinlich. Er sah sich um, und sein Blick fiel auf Miralys. Mikhail hörte ihn scharf Luft holen und beobachtete amüsiert, wie der junge Mann seine blaue Uniform zurechtzupfte und mit nervöser Hand sein helles Haar glatt strich.
Regis Hastur bemerkte es ebenfalls, und auf sein Gesicht trat ein Ausdruck, als freute ihn die Reaktion seines Sohnes. Lady Linnea ging zu Danilo, glättete sein Haar überflüssigerweise noch einmal und führte ihn zu den Mädchen, um ihn den beiden vorzustellen. Sie machte die jungen Leute leise miteinander bekannt, und Miralys streckte die Hand mit gewohnter Würde aus, während Valenta alle Mühe hatte, nicht loszukichern.
Mikhail sah sie streng an; sie war immer noch sein Mündel, und er wollte, dass sie sich anständig benahm. Val blinzelte ihm zu, aber sie presste die Lippen aufeinander und senkte sittsam den Blick, als wollte sie sagen: >Das hier ist zwar alles ziemlich albern, aber ich werde versuchen Haltung zu bewahren< Was für ein fabelhaftes Kind, dachte Mikhail. Wenn doch nur einer der Jungen auch halb so viel Intelligenz an den Tag legen würde wie ihre Schwestern! Er bedauerte einmal mehr, dass eine Elhalyn-Königin niemals akzeptiert würde. Es wäre sicher die beste Lösung, allerdings wagte er sie nicht einmal vorzuschlagen. Die Gesellschaft ging zu Tisch. Mikhail wurde ein Platz neben Gisela zugewiesen, neben der wiederum Francisco Ridenow saß, und wappnete sich für ein langes und anstrengendes Mahl. Dani stellte seine ausgezeichneten Manieren unter Beweis, indem er beiden Elhalyn-Mädchen an ihren Platz half, auch wenn er für niemanden im Raum außer Mira Augen hatte. Er setzte sich zwischen die beiden. Liriel, die nie lange zögerte, nahm auf der anderen Seite von Valenta Platz und lächelte Mikhail an. Das könnte interessanter werden, als ich dachte.
Auf einen interessanten Abend kann ich gut verzichten. Liri! Armer Mikhail!
Mikhail konnte die gedankliche Unterhaltung mit seiner Schwester nicht fortsetzen, weil er merkte, dass Gisela etwas zu ihm gesagt hatte. Er bot all seinen Witz auf - im Moment nicht gerade berauschend viel -, warf seine jahrelange Erfahrung mit Frauen auf der Jagd nach Ehemännern ins Feld und brachte eine Antwort zu Stande. Dann bedachte er seinen Onkel mit einem tadelnden Blick, und es bereitete ihm großes Vergnügen, Regis Hastur bis an die Haarwurzeln rot werden zu sehen, als hätte man ihn bei einer Betrügerei erwischt.
Die Suppe wurde serviert. Danach folgten frischer Fisch, eine Rabbithorn-Farce in zartem Blätterteig und verschiedene Beilagen. Mikhail, dessen Appetit zurückgekehrt war, langte herzhaft zu, und Gisela, von seiner offenkundigen Gleichgültigkeit leicht entmutigt, wandte ihre sinnlichen Aufmerksamkeiten nun voll und ganz Francisco Ridenow zu. Als das Dessert aufgetragen wurde - Honigkuchen mit getrockneten
Früchten -, war Mikhail schon wieder bester Laune und amüsierte sich prächtig.
Als sich Liriel am Ende des Mahls erhob und die Elhalyn-Mädchen mitnahm, überschattete ein verzweifelter Blick Dani Hasturs junges Gesicht, als wäre das Licht im Raum ausgegangen. Gisela unternahm noch einen letzten Versuch, Mikhails Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, aber Lady Linnea fing sie ab und zog sie mit sich fort. Mikhail fühlte mit dem jungen Dani und dankte Linnea wortlos. Er war zu müde, um sich länger mit Gisela abzugeben. Und was noch wichtiger war: Er sah, wie ihm Regis Hastur zunickte, und wusste, es war an der Zeit, dass sich die beiden unterhielten.
15
Regis’ Arbeitszimmer lag auf derselben Ebene wie der kleine Speisesaal. Dorthin folgte ihm Mikhail, während Danilo SyrtisArdais einen Schritt hinter ihnen ging, um Regis Hastur Rückendeckung zu geben, wie er es nun seit mehr als zwei Jahrzehnten tat. Regis schenkte lediglich seinem Friedensmann und seiner Frau blindes Vertrauen, und Mikhail war in seinem Leben noch nie allein mit seinem Onkel gewesen. Er fragte sich, ob es Regis nicht manchmal auf die Nerven ging, ständig bewacht zu werden, und ob er das Alleinsein nicht vermisste.
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