Darkover 24 - Die Schattenmatrix
den Ring an und spürte, wie sein Bewusstsein in die glänzenden Facetten des Edelsteins fiel und sich dann wieder zurückzog. Er spürte, dass der Stein eine riesige Menge an Informationen enthielt. Jedes Mal, wenn er ihn ansah, schien er in einem Ausbruch von Energie etwas zu lernen. Mikhail schüttelte den Kopf und hob den Blick. Im Augenblick war er zu erschöpft. Er würde Jahre brauchen, bis er den seltsamen Stein wirklich verstand. Jahrzehnte.
Mikhail runzelte die Stirn. Etwas war im See von Hali mit ihm geschehen - er und Marguerida mussten lange Zeit dort gewesen sein. Er hatte keine Zeitwahrnehmung gehabt, doch er erinnerte sich, dass sich die vier Monde erst vierzig Tage nach dem Traum in der verlassenen Küche wieder vereinigen sollten. Wenn er die zwei Tage dort mitzählte und die vier, die sie als Gefangene bei Padraic verbracht hatten, blieben vierunddreißig unerklärt. Und er glaubte, dass eine Stimme ihm Anweisungen gegeben hatte, während er an diesem sonderbaren Ort schwebte.
»Faszinierend«, unterbrach Lew seine Gedanken. Dann zog er eine Augenbraue hoch und wartete, dass Mikhail zu reden begann. Als das nicht der Fall war, fügte Lew hinzu: »Ich habe schon einige bemerkenswerte Dinge gesehen in meinem Leben, darunter auch die Sharra-Matrix, aber keine war wie die hier.«
»Ja, sie ist einzigartig, und ich fühle mich eigentlich gar nicht würdig, sie zu tragen, aber ich konnte es mir nicht aussuchen.« Der Tee hatte Mikhails Hals gut getan, und er hörte sich nicht mehr an wie eine Krähe. Die Krähe! Aller Schmerz, für den er bisher keine Zeit gehabt hatte, stieg in seiner Brust auf. Doch er war immer noch zu benommen und verwirrt zum Trauern.
»Nicht aussuchen?« Lew klang erheitert, als würde er diesen Zustand nur zu gut kennen.
Mikhail zwang sich, auf diesen spielerischen Ton zu reagieren. »Man könnte sagen, dass ich mein Schicksal freiwillig angenommen habe und es mittlerweile sogar ein wenig bereue.«
Lew ließ sein wundervolles dröhnendes Lachen hören. »Ich glaube, ich weiß, wie du dich fühlst, Mikhail.«
»Ich bin froh, dass es jemand versteht, denn ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich selbst es tue. Die Freude, hier zu sein, Trauer, Verwunderung, das sind einige meiner greifbaren Ge-fühlszustände. Wären nicht der Ring und das hier« - er hob den Arm, so dass man den Reif sah - »könnte ich mir wahrscheinlich einreden, dass ich die ganze Geschichte nur geträumt habe. Ich hoffe, du hast keine Einwände, Lew - es spielt allerdings auch überhaupt keine Rolle, falls du doch welche hast.«
»Einwände? Dass du zu Wege gebracht hast, was mir nicht gelang? Nein, ich habe keine Einwände, allerdings bin ich ein bisschen neugierig, wie ihr an diese Armbänder gekommen seid. Sie wirken sehr alt, und ich frage mich außerdem, wer die Eheschließung vorgenommen hat.«
»Würdest du glauben, dass es Varzil der Gute war? Im Zeitalter des Chaos?«
Lew hatte gerade einen tiefen Schluck aus seinem Becher getrunken. Er verschluckte sich, seine Augen traten hervor. Nachdem er eine Weile gehustet hatte, sah er Mikhail verärgert an. »Nein, das würde ich nicht glauben!«
»Das habe ich auch nicht erwartet«, entgegnete Mikhail, zufrieden über Lews Erstaunen. Es war ein erfrischend klares, eindeutiges Gefühl.
»Und Evanda, glaube ich«, fügte Marguerida hinzu. »Sie war die Trauzeugin, und sie hat einen ausgezeichneten Eintopf gekocht, von dem ich gegessen habe. Ein Jammer, dass Mik nicht dazu kam, ihn zu probieren, denn wie oft kann man schon damit prahlen, vom Mahl der Götter gespeist zu haben.«
Lew sah verwirrt und leicht erbost aus. »Wenn ich euch beide nicht so gut kennen würde, dann müsste ich annehmen, ihr habt euch das ausgedacht, um mich zu ärgern. Varzil? Evanda?«
»Nun, ich bin mir nicht absolut sicher, dass sie es war, aber sie sah dem Deckengemälde im großen Speisesaal auf Burg Comyn sehr ähnlich, jedenfalls nachdem sie ihre Verkleidung als alte Frau abgelegt hatte, nur ihr Haar war heller, und ihre Augen waren … unbeschreiblich.« Marguerida seufzte. »Und ehrlich gesagt war die Begegnung mit Evanda nicht einmal unser bemerkenswertestes Erlebnis, nicht wahr Carlo?«
»Nachdem sie aufgehört … Chiya Kannst du meinem alternden Verstand zuliebe nicht wenigstens von vorn beginnen?« Es scheint den beiden ja ganz gut zu gehen, aber sie sind so anders. Ich möchte ihnen gern glauben, aber das alles klingt so unglaublich, und Dom Gabriel wird gewiss keine
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