Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
will keinen Mann .«
Die Hand bewegte sich zu ihrer Schulter und drehte sie um. Diane lächelte ihn an, während sie in seinen Augen versank, die so schön und sauber waren, wie kühles, pures Wasser.
»Was haben Sie Ihrem Bruder sonst noch angetan ?« , fragte er.
Diane holte tief Luft und erzählte ihm mit verträumter Stimme alles. Sie begann mit dem Kokain, das sie gekauft und sorgfältig mit Zusätzen versehen hatte, um Daniels Schlaganfall auszulösen. Dann erklärte sie ihm, warum sie es getan hatte, und alles andere.
Es dauerte sehr lange.
Zwei Männer in Uniform kamen ins Zimmer, und einer von ihnen zog ihr die Hände hinter den Rücken und legte kalte Handschellen um ihre Handgelenke. Sie hätte fast gelacht über die vorsichtige Art, mit der man sie behandelte, so als wäre sie die Kranke. Konnten sie denn nicht sehen, dass es ihr gut ging, jetzt, wo er hier war?
Einer der uniformierten Männer erklärte ihr etwas über ihre Rechte und fragte sie, ob sie ihn verstanden hatte. Sie wusste, dass sie niemals irgendwelche Rechte gehabt hatte, nicht, soweit es Daddy betraf, aber sie sagte, sie habe verstanden, und sie gingen mit ihr aus Daniels Zimmer.
Diane runzelte die Stirn, als sie die Blumen nicht mehr riechen konnte. Sie drehte sich um und sah, dass er im Türrahmen stand und sie beobachtete.
So ein schöner Mann, aber er lächelte nie. »Kann ich bei Ihnen bleiben ?«
Seine goldenen Haare glänzten, als er den Kopf schüttelte.
Diane verstand, warum er sie nicht wollte. Sie hatte zu viele Lügen erzählt. Und sie wusste auch, warum es so wehtat.
Frauen können sich nicht um wichtige Geschäfte kümmern.
»Keine Sorge « , sagte sie zu ihm, bevor man sie wegbrachte. »Danny wird sich um mich kümmern. Daddy hat gesagt, er würde das tun .«
Liling Harper trug einen Korb voller blassapricotfarbener Rosen in den Personalraum, wo die Hälfte der Nachmittagsschicht gerade Pause machte.
»Ich wusste , dass mit der was nicht stimmt « , sagte Nancy O’Brien zu den anderen beiden Krankenschwestern. Sie schüttete drei Beutel Zucker in ihre Kaffeetasse und nahm sich eine Mini-Quiche aus der Mikrowelle. »Niemand, der so reich ist, besucht dreimal die Woche seinen hirntoten Bruder .«
»Bei der Frau kriege ich eine Gänsehaut « , fügte Sonia Salavera hinzu, während sie in den Kühlschrank griff und sich eine Cola light herausnahm, die sie zu dem Sandwich trinken wollte, das sie sich von zu Hause mitgebracht hatte. »Hast du der mal in die Augen geguckt ?« Sie tat so, als würde sie erschaudern.
»Man sieht niemandem an, dass er ein Killer ist, Sonia .« Martha Hopkins, die Oberschwester von Station sieben, goss sich et was entrahmte Milch in den starken schwarzen Tee, den sie am lieb sten trank. »Sie ist eine so schöne Frau und kümmert sich so rührend um Mr Lindquist .« Sie seufzte. »Jetzt wissen wir warum.«
Sonia pustete Luft über ihre Oberlippe. »Kriegt sie trotzdem noch das ganze Geld, wenn er stirbt ?« Sie sah zu Liling hinüber, die gerade die verwelkten Blumen aus der Tischvase nahm. »Hey, Lili, weißt du es schon? Das mit Miss Lindquist? Sie haben sie gestern Abend in Handschellen abgeführt. Sie wollte ihn umbringen, hier im Krankenhaus .«
Liling hatte die schöne gepflegte Frau bemerkt, die jeden auch noch so lockeren Kontakt zu anderen Leuten möglichst vermieden hatte. Sie wäre niemals darauf gekommen, dass Daniels Schwester der Grund für seine Schmerzen war, sonst hätte sie etwas unternommen, damit es aufhörte.
Das schlechte Gewissen plagte sie immer noch. »Wird sich Mr Lindquist wieder erholen ?«
»Jetzt schon, wo die seine verrückte Schlampe von Schwester weggesperrt haben .« Nancy starrte düster zu Martha hinüber. »Sieh mich nicht so an, Marti. Sie hat sich den Herzmonitor an ihre eigene Brust geheftet, damit wir nicht mitbekommen, dass er einen Herzstillstand hat .« Zu Liling sagte sie: »Der nette Mr Jaus kam rein und hat sie auf frischer Tat ertappt. Offenbar hat er sie so aus der Fassung gebracht, dass sie alles gestanden hat, in Anwesenheit der Polizisten .«
Liling war von dem netten Mr Jaus schon genug aus der Fassung gebracht worden, um das sofort zu glauben. Aber so gerne sie auch mit den anderen Frauen über den geheimnisvollen Europäer reden wollte und darüber, wie er Daniel Lindquist gerettet hatte, sie wusste, dass die Verwaltung nicht wollte, dass das Personal offen über diesen Vorfall diskutierte.
»Joe vom Sicherheitsdienst hat mir
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