Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
erbeutet hatten.
Er fiel nicht auf sie, sondern ließ sich langsam neben ihr nieder. Er packte sie nicht; seine große Hand legte sich nur auf ihre Schulter und streichelte sie.
»Du gefällst mir .« Seine Stimme umschmeichelte sie nachsichtig, vielleicht, um sein Misstrauen zu verstecken.
Sie wusste, dass er nach drei Monaten ohne eine Frau in der Wüste hungrig auf Sex sein musste. Sie sah, wie er den Duft ihrer Haut einatmete, wie er ihre halb entblößten Brüste ansah. Sie sehnte sich danach, ihn mit ihren kühlen Händen zu berühren und ihm ihre vollen Lippen anzubieten.
Er zog ihren Kopf zurück und küsste sie. Sie öffnete ihren Mund und ließ seine drängende Zunge hinein, presste sich hilflos an ihn, als er sie an sich zog und den Kuss vertiefte. Er nahm ihren Mund so, wie ein hungriger Mann aß, gierig und verzweifelt. Sein Stöhnen vibrierte in seiner Brust wie das Schlagen seines Herzens unter ihren Fingern, tief und schwer, und als er den Kopf hob, hauchte sie seinen Namen.
Meister.
Sie ergab sich seinen Händen und seinen Lippen, hielt nichts zurück. Sie wollte, dass er sie nahm, dass er sie nicht wie eine Prinzessin behandelte, sondern wie eine niedere Sklavin. Sie wollte seine Zunge in ihrem Mund und seine Hände auf ihren Brüsten spüren, wollte, dass seine Schenkel ihre auseinanderschoben. Tief in ihrem unfruchtbaren Leib wollte sie spüren, wie sein Schaft in sie stieß, wie sie sich um ihn zusammenzog, wie er sich in sie ergoss.
Er war ihr Feind, und doch war er so schön, ein Mann wie aus weißem, seltenem Stein gemeißelt, so unnahbar wie der Schnee auf dem Berg, den man nicht erklimmen konnte, so kalt wie der Frost, den der Wind bringt, so potent wie der Samen, den die Hand des Hohepriesters auf den Altarstein wirft. Erst da verstand sie, dass seine Sehnsucht nicht den Monaten allein in der Wüste geschuldet war, sondern der Tatsache, dass er schon sein Leben lang allein umherirrte. Sein Hunger war ihr Hunger und …
»Lili ?«
»Hmmm ?«
»Bist du eingeschlafen ?«
Liling öffnete die Augen und erkannte, dass Luisa und Jaus sie ansahen.
Zum Glück kann er meine Gedanken nicht lesen.
»Ich war nur in Gedanken .« Sie sah betont auf die Uhr. »Es wird Zeit für mich, nach Hause zu gehen. Ich komme am Freitag wieder .«
»Vergiss nicht « , sagte Luisa und schloss ihre Augen. »Ich will … ich möchte wissen, wie’s weitergeht .« Sie schlief entspannt ein.
Jaus folgte Liling zur Tür. »Danke, dass Sie Luisa besuchen, Miss Harper .«
Er begrüßte sie zwar immer, sprach aber sonst fast nie mit ihr, deshalb wusste sie nicht, was sie antworten sollte. »Ich lese ihr gerne vor, Mr Jaus .« Wollte er, dass sie damit aufhörte? »Ich hoffe, ich störe damit nicht Ihre Besuche bei ihr .«
»Nein, nein. Da ist ein Blatt in Ihrem Haar. Halten Sie still .« Er hob die Hand und fuhr mit den Fingern durch die glatten schwarzen Strähnen, dann legte er seine Hand an ihren Hals.
EinGartenvonunsichtbarenKamelienumgabsieundhieltsieindichtenLagenausweißen,seidigenBlütenblätterngefangen.JausrochimmernachKamelien,alswürdeerwelchedavonunterseinenfeinenAnzügenverstecken,sodassmansienichtsah …
»Was ist der wahre Grund für Ihre Besuche bei Luisa, Miss Harper ?« , fragte er.
»Sie haben darum gebeten, dass ich ihr jeden Tag frische Blumen bringe « , erklärte sie wahrheitsgemäß. »Luisa will ihr Englisch verbessern. Die Verwaltung hat mir erlaubt, Zeit mit ihr zu verbringen .«
»Das weiß ich alles « , sagte Jaus. »Aber warum wollen Sie Luisa besuchen ?«
»Luisa ist einsam « , hörte sie sich selbst sagen. »Und ich auch. Sie ist die einzige Freundin, die ich gefunden habe, seit ich nach Chicago gekommen bin .«
Er legte seine Hand an ihre Wange. »Warum wollen Sie, dass Luisa raus in den Garten geht? Haben Sie Vorbereitungen getroffen, sie aus dem Lighthouse fortzuschaffen ?«
»Ich habe keine Vorbereitungen getroffen. Ich will sie nicht fortschaffen. Ich will, dass sie meinen Garten sieht .« Sie lächelte. »Es ist Frühling, und alle Blumen fangen an zu blühen. Luisa liebt Blumen .«
Er schwieg für einen langen Moment. »Wie heißt du, Mädchen ?«
»Liling .«
Mit dem Daumen zeichnete er einen sanften Kreis auf ihre Stirn. »Vergiss die Fragen, die ich dir gerade gestellt habe, Liling. Wenn du jemals Hilfe brauchst, dann wirst du dich zuerst an mich wenden .«
»Vergessen .« Liling nickte. »Hilfe. Zu Ihnen kommen .«
Jaus nahm seine Hand weg. »Hier ist
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