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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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in ihren Fängen zu sein, wünsche er keinem Hund, aber in der Not dürfe man nicht wählerisch sein, und Tante Mame sei meine einzige Verwandte. Die Sekretärin und der Zimmerkellner bezeugten das Testament.
    In der Woche darauf hatte mein Vater vergessen, dass er krank war, und spielte Golf. Ein Jahr später fiel er in der Dampfsauna des Chicago Athletic Club tot um, und ich war Waise.
    Von der Beerdigung meines Vaters ist mir nicht viel in Erinnerung geblieben, außer dass es sehr heiß war und in den Blumenhaltern der Pierce-Arrow-Limousine des Bestattungsunternehmers echte Rosen steckten. Der Trauerzug setzte sich zusammen aus einigen großen, kräftigen Herren, die immerzu davon murmelten, dass sie mindestens neun Löcher schaffen wollten, wenn das hier erst mal vorbei sei, und natürlich aus Norah und mir.
    Norah weinte viel. Ich nicht. In den ganzen zehn Jahren hatte ich kaum ein Wort mit meinem Vater gewechselt. Wir sahen uns nur beim Frühstück, das für ihn aus schwarzem Kaffee, Bromo-Selzer und der Chicago Tribune bestand. Wenn ich doch einmal etwas sagte, hielt er sich den Kopf und ermahnte mich: » Halt die Luft an, Junge, dein alter Herr hat einen Kater « , was ich nie verstand, erst einige Jahre nach seinem Tod. Jedes Jahr zu meinem Geburtstag schickte er Norah und mich zur Vormittagsvorstellung, irgendeine harmlose Unterhaltungsshow mit Joe Cook oder Fred Stone, oder zum Sells-Floto-Circus. Einmal lud er mich zum Essen ein, in ein Restaurant, das sich Casa de Alex nannte, zusammen mit einer schönen Frau, die Lucille hieß. Sie sagte »meine Süßen« zu uns beiden und roch sehr gut. Ich mochte sie gern. Sonst bekam ich ihn kaum zu Gesicht. Ich verbrachte meine Zeit in der Humanistischen Höheren Lehranstalt für Knaben in Chicago oder spielte mit den anderen Kindern, die in dem Hotel wohnten, unter Aufsicht. Manchmal tobte ich auch ganz einfach nur mit Norah in der Hotelsuite herum.
    Nachdem er zur letzten Ruhe gebettet worden war, wie Norah sich ausdrückte, begaben sich die großen kräftigen Herren zum Golfplatz, und die Limousine brachte uns zurück ins Edgewater Beach. Norah setzte ihren schwarzen Hut und ihren Schleier ab und sagte mir, ich könnte meinen Serge-Anzug ablegen. Der Partner meines Vaters, Mr. Gilbert, und noch ein anderer Gentleman würden gleich kommen, und ich sollte hierbleiben, weil ich einige Schriftstücke zu unterzeichnen hätte.
    Ich ging in mein Zimmer und übte auf dem Briefpapier des Hotels meine Unterschrift, und sehr bald tauchten Mr. Gilbert und der andere Mann auf. Ich hörte sie mit Norah reden, aber ich verstand nicht viel von dem, was da besprochen wurde.
    Norah weinte ein bisschen und sagte irgendetwas von einem lieben, herzensguten Herrn, der gerade erst unter der Erde sei und allzu großzügig. Der Fremde sagte, sein Name sei Babcock, und er sei mein Treuhänder, was ich höchst spannend fand, denn Norah und ich hatten gerade einen Film gesehen, in dem ein ehrlicher Häftling während einer Gefangenenrevolte die Tochter des Direktors rettet und dieser sie ihm dafür zur Frau gibt; » zu treuen Händen « , wie es hieß. Mr. Babcock sprach von einem sehr ungewöhnlichen, jedoch wasserdichten Testament.
    Norah sagte, sie verstehe nichts von Gelddingen, aber die genannte Summe sei bestimmt sehr viel Geld.
    Mr. Gilbert sagte, »der Junge« solle diesen Scheck im Beisein des Vertreters der Trust Company indossieren, und er müsse notariell beglaubigt werden, und dann sei die ganze Transaktion erledigt. Für mich hörte sich das alles irgendwie unheimlich an. Mr. Babcock sagte, hm, ja, das stimme.
    Norah weinte wieder und sagte, so ein großes Vermögen für so einen kleinen Jungen, und der Treuhänder sagte, ja, es sei eine stattliche Summe, andererseits, er habe auch Leute wie die Wilmerdings und die Goulds betreut, die richtig Geld hätten.
    Wenn es gar nicht um richtiges Geld ging, fand ich, wurde hier ein ziemliches Brimborium veranstaltet.
    Dann trat Norah in mein Zimmer und sagte, ich solle kommen und Mr. Gilbert und dem anderen Gentleman die Hand schütteln wie » ein großer Junge « . Ich gehorchte. Mr. Gilbert sagte, ich nähme es » wie ein guter Soldat « , und Mr. Babcock, der Treuhänder, sagte, er hätte einen Jungen zu Hause in Scarsdale, der sei in meinem Alter, und er hoffe, wir würden einmal » dicke Freunde « werden.
    Mr. Gilbert griff zum Telefon und bat, man möge nach einem Notar schicken. Ich unterschrieb zwei Papiere. Der Notar

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