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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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durchaus in der Lage sein, wissenschaftliche Aussagen von missbräuchlicher Nutzung trennen und die wahren Schuldigen erkennen zu können. Wenn wir jeden ächteten, der an einer Entdeckung beteiligt ist, die von anderen unmoralisch verwendet wird, lebten wir heute noch „auf den Bäumen“. Alfred Nobel, Otto Hahn und auch Charles Darwin waren aber ebenso wenig verbrecherische Egomanen wie viele der heute tätigen Wissenschaftler, deren aktuelle Entdeckungen auch nie gegen missbräuchliche Nutzung immun sein werden. Die aktuellen Diskussionen um Erbgutmanipulation, Stammzellforschung, Abtreibungsregularien und vieles andere mehr belegen dies in deutlicher Weise. Festzuhalten bleibt: Die Verwerflichkeit der Malthus’schen Verhaltensregeln als Rechtfertigung für die Ablehnung des Darwin’schen Überlebensprinzips zu benutzen, ist völlig haltlos, da dies den Kern der Sache, die Beziehung zwischen Populationsgrößen und der Entwicklung des Nahrungsangebotes, völlig außer Acht lässt.
Ein barfüßiger Schuster?
    Trotz seiner mannigfachen Eigenheiten, darunter leider auch einzigartige Grausamkeiten, lässt sich die Stammesgeschichte des Menschen voll über die Mechanismen der Darwin’schen Evolution nachvollziehen. Ein eigener, mittlerweile in viele Teilbereiche spezialisierter Wissenschaftszweig befasst sich mit dem Thema, „wie wir wurden, was wir sind“ – die Anthropologie (griech.
anthropos
= Mensch
)
. Die Evolution des Menschen lässt sich anhand fossiler Belege und moderner molekularer Analyseverfahren recht gut rekonstruieren. Gerade in den letzten zwei Jahrzehnten konnte durch einen immensen Anstieg aussagekräftiger Fossilienfunde ein recht umfassendes Bild entworfen werden. Dabei soll keineswegs verschwiegen werden, dass es insbesondere in exakten zeitlichen Datierungsfragen noch einiges zu erforschen gilt und auch der Übergang vom Äffischen zum Menschlichen – etwa der Zusammenhang zwischen dem artenreichen
Australopithecus
und dem bereits recht hoch entwickelten
Homo erectus
– noch viele Fragen offenlässt. Entscheidende Schritte der Menschwerdung aber, ob aufrechter Gang, Werkzeuggebrauch und -herstellung, ob Sprachentwicklung oder Übergang vom Jäger- und Sammlertum zu Viehzucht und Ackerbau über die industrielle Revolution bis hin zu den heutigen Verhältnissen, lassen sich durch das Wechselspiel der Darwin’schen Evolutionsfaktoren rekonstruieren. Wenngleich dem fähigen Engländer mit Ausnahme seiner wachen Augen und findigen Kombinationsgabe nach heutigem Maßstab nur außerordentlich bescheidene wissenschaftlich objektivierbare Mittel zur Verfügung standen, war er konsequent genug, der Evolution des Menschen keinen Sonderstatus einzuräumen. Wie jedes gemeine Tier und jede niedere Pflanze mussten sich auch die Angehörigen der Gattung Homo, einschließlich ihrer Ahnen, zu jeder Phase ihrer Entwicklung dem Daseinskampf, der Konkurrenz um Nahrung, Wohnraum und alle anderen lebensnotwendigen Ressourcen, stellen. Dies betrifft sowohl die innerartlichen, individuellen Beziehungen als auch den Umgang als taxonomischer Gruppe mit anderen Spezies. Der Irrtum der Darwingegner, gewalttätige Kriegstreiber, Mörder und rachsüchtige Despoten würden im Evolutionsmodell zu den Gewinnern der Evolution erhoben, wurde ja bereits ausführlich aufgedeckt. Derartige „Scheinfitness“ wurde langfristig von der Selektion bislang immer mit Ausmerzung geahndet. Offenbar von der Erfolglosigkeit ihrer Bemühungen getrieben, sachbezogene Argumente zur Entkräftung des Abstammungsgedankens zu finden, verlegen sich die Kritiker nun auf die persönliche Ebene und springen Darwin direkt „an die Kehle“. Der Vorwurf lautet: Wenn Darwin über den menschlichen Überlebenskampf „philosophiert“, redet er gleichsam über Schuhe, die er nie tragen musste, spricht über Druckstellen, von denen er nie gepeinigt wurde.
    Sicher hatte Darwin das Glück, in ein finanziell wohlhabendes Umfeld hineingeboren zu werden, das ihm auch später weitgehende materielle Unabhängigkeit bescherte. Nun war dies in Wissenschaftskreisen freilich nichts Ungewöhnliches, da gerade in früherer Zeit nur ein einigermaßen begütertes Elternhaus die Möglichkeit einer akademischen Ausbildung eröffnete. Dem Kampf des harten Broterwerbes, den der „kleine Mann“ zu bestehen hatte, um eine Familie zumindest leidlich, ohne jeden Luxus, ernähren zu können, musste sich Darwin nicht stellen. Dies ist soweit sicher richtig. Aber welche

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