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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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nur ein Ja oder ein Nein – „Super-Leben“ oder „Tod“ – zuließe. Die Palette an Lebenseignungen in der Natur ist sehr bunt und weit gefächert. Die Gesamtverfassung muss gut genug sein, um die Lebensanforderungen zu erfüllen. Dass andere besser sind, führt nicht automatisch zum Aussterben. Sicher gibt es viele Formen, für die es irgendwann einmal nicht mehr reicht, weil die Konkurrenz zu stark geworden ist oder die abiotischen Umweltbedingungen einen Wandel erfahren. Aber es gilt keinesfalls einzig die Goldmedaille. Auch Silber, Bronze und viele Folgeplatzierungen sind insgesamt erfolgreich bei der Lebensbewältigung. Fest steht: Mit „
the fittest“
meinte Darwin sicher kein „Optimalunikat“, das als Sieger aus einem finalen Wettkampf hervorgeht. Vielmehr beschreibt der Begriff das Mindestmaß der das Überleben sichernden Merkmalsausprägungen.
    Unter Mathematikern gibt es die Erkenntnis: „Nirgends zeigt sich das Unverständnis der Mathematik so sehr wie in der Akribie bei der Bewältigung der Grundrechenarten“. Wer also nichts kapiert, kaschiert seine Schwäche gern mit der Fokusverlagerung auf Banalitäten. Wer Darwin nicht verstehen will, versucht es dann mit Wortklaubereien.
Geistige Mittäterschaft – auch Malthus war schuld
    Als Darwin noch mit der Auswertung seiner umfangreichen Reiseerfahrungen beschäftigt war, gelangte ihm ein Buch des britischen Theologen und Nationalökonomen Thomas Robert Malthus (1766–1834) in die Hände. In diesem 1798 publizierten Werk befasst sich Malthus mit den Gesetzen des Bevölkerungswachstums in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot. Darin entwickelt er die Theorie, dass ein exponentielles Bevölkerungswachstum durch eine nur linear ansteigende Nahrungsmittelproduktion limitiert werde. Dabei seien regelmäßig wiederkehrende Katastrophen wie Hungersnöte, Epidemien und auch Kriege als natürliche Regulatoren anzusehen. Vom ökonomischen Standpunkt aus sei es falsch, diese zu bekämpfen, da dies das Missverhältnis zwischen Bevölkerungswachstum und Nahrungsreservoir nur verstärke und die natürliche Eigenregulation gefährde. Ethisch moralisch sind wir schockiert über eine solche Aussage, und Malthus’ Zeitgenossen ging es nicht anders. Die Armen und Hungernden, von Epidemien Dahingerafften und im Krieg Gefallenen als natürliche Opfer zugunsten einer geregelten Bevölkerungsentwicklung? Reichtum dagegen als natürlicher Überlebensgarant? Irgendetwas kann da nicht stimmen, zumal das Ernährungsproblem schon damals auch in der Unfähigkeit oder sogar bewussten Vermeidung des Menschen begründet war, eine angemessene Verteilung der verfügbaren Nahrungsressourcen zu organisieren. Gerade dieser Punkt ist auch heute besonders brisant, wo die globale Ernährungsschere immer weiter auseinandergeht. Einiges an Schamröte ist da angebracht, wenn wir die TV-Bilder aus afrikanischen oder südamerikanischen Hungerzonen betrachten, während in unseren Breiten nach US-Vorbild als neueste kulinarische Marotte sogenannte XXL-Restaurants in Korrelation zu entsprechenden Kleidergrößen wie Pilze aus dem Boden sprießen.
    Darwin hat die Idee der direkten Wechselwirkung zwischen Nahrungsangebot und überschießender Nachkommenproduktion in seinem Modell verarbeitet – jedoch ohne die moralisch abstoßenden Folgerungen. Zum einen entfällt in seiner Theorie die Komponente der gewollten Fehlverteilung, zum anderen sind Unterdrückung und kriegerische Vernichtung keine natürlichen „Waffen“ im Überlebenskampf. Niedere menschentypische Motive bleiben im Evolutionsmodell außen vor, und das ist ein entscheidender Unterschied. In Darwins Lehre sind nur naturgegebene Kräfte wirksam. Malthus’ Theorie hingegen ist insbesondere aufgrund seiner ethisch mehr als bedenklichen Folgerungen ad acta gelegt. Die sicher richtig erkannte Komponente der Bevölkerungsregulation via Ernährungssituation hat im Evolutionsmodell nach wie vor Bestand. Genau das wird von Darwins Gegnern nun angeprangert, die mit der Schmähung der Malthus’schen Menschenverachtung gleich jegliches in dessen Theorie enthaltene Detail verbannen wollen. Es ist im Prinzip wieder das alte Problem, wie es schon für das Dynamit, die Atombombe und die NS-Diktatur beschrieben wurde. Der menschliche Missbrauch wird fälschlicherweise als originärer Bestandteil erkannter Gesetzmäßigkeiten gedeutet. Das ist zwar angesichts aller historischen Untaten verständlich, doch sollten wir als intelligente Wesen

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