Das Amulett der Macht
lange genug zurückzudrängen, um ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Ja, sie war zu schwach, um zu stehen, und ja, ihre Waffen waren unter dem Horus-Tempel verschüttet, aber sie hatte immer noch Zähne und Fingernägel. Damit würde sie nicht viel Schaden anrichten, aber zumindest würde sie kämpfend sterben – wenn auch vergebens.
Und dann bemerkte sie, durch einen Nebel aus Schmerzen und Übelkeit, einen dritten Mann im Zimmer. Wie ihre Gegner schwieg er, aber gleich darauf hörte sie das Knacken von Knochen, und plötzlich wurde sie nicht mehr festgehalten. Sie fiel zu Boden, wo sie sich zur Wand hinrollte, um sich vom Zentrum des Kampfes zu entfernen.
Und es wurde ein heftiger Kampf. Der Mann, der gerade erst ins Zimmer gekommen war, landete einen Aufwärtshaken. Der Schlag hätte jeden normalen Menschen auf die Bretter geschickt, aber der Araber grunzte nur, schüttelte den Kopf und stürzte sich auf seinen Widersacher, bei dem es sich – jetzt konnte Lara es erkennten – um Kevin Mason handelte.
Mason wich dem Angriff mit einem Sidestep aus, nahm ein Gefäß auf, von dem Lara so wenig Ahnung hatte wie er, was sich darin befand, und schleuderte es dem Mann samt Inhalt ins Gesicht. Der Mann öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, dann rannte er in Richtung der Tür, die Augen mit seinen Händen bedeckt. Er verfehlte die Tür, stieß mit dem Kopf gegen die Wand und rutschte als ohnmächtiges Bündel zu Boden.
Unterdessen war der messerschwingende Araber wieder auf die Beine gekommen. Wortlos griff er Mason an. Masons linke Hand schoss vor und packte das Handgelenk des Mannes; so hielt er sich die Klinge vom Leib. Mit der rechten Faust versetzte er dem Araber zwei rasche Hiebe in den Bauch, dann fing er sich eine Linke am Kinn ein und taumelte nach hinten.
Lass dich nicht auf eine Schlägerei mit ihm ein! Benutz deinen Verstand, nicht deine Muskeln!
Der Araber ging Mason abermals an, das Messer über den Kopf erhoben. Mason duckte sich und bewegte sich nach vorne. Der größere Mann wurde davon überrascht und stürzte über Mason, drehte sich und landete auf dem Rücken. Mason trat ihm das Messer aus der Hand, dann kniete er nieder und begann, auf ihn einzudreschen, wieder und wieder, rechts, links, rechts, links. Zähne flogen aus dem Mund des Arabers, Blut schoss ihm aus der Nase, und endlich verlor er das Bewusstsein. Mason erhob sich. »Sind Sie in Ordnung, Lara?«
»Jetzt haben Sie mich schon zweimal gerettet«, erwiderte sie schwach. So plötzlich, wie sie ihre Stimme verloren hatte, fand sie sie nun wieder.
»Das könnte zur Gewohnheit werden«, meinte Mason. Er schaltete das Licht ein, dann durchsuchte er Schränke und Regale.
»Was tun Sie da?«
»Sie haben es vielleicht noch nicht gemerkt«, antwortete er, »aber Sie bluten ziemlich stark. Wir müssen Sie verbinden. Ah, da ist es ja!«
Er holte eine Rolle Heftpflaster und eine Tube mit antiseptischer Salbe hervor. Dann ging er neben ihr in die Knie, wischte den Großteil des Blutes mit einem Handtuch ab, trug die Salbe auf, so gut er konnte, und machte sich daran, ihren Arm zu verpflastern.
»Ich fürchte, das muss reichen«, sagte er schließlich.
»Sehr gut sieht das nicht aus«, merkte sie an.
»Ich bin kein sehr guter Arzt – und den Rest der Rolle brauche ich für die da.«
Er fesselte den beiden Männern die Hände mit Pflaster auf den Rücken, dann band er ihnen die Füße zusammen. Als er fertig war, hatten beide das Bewusstsein wiedererlangt.
»In Ordnung«, sagte Mason. »Seid ihr allein, oder sind noch mehr von euch gekommen?«
Sie starrten ihn mürrisch an.
»Ich frage euch nur noch einmal«, sagte er. »Seid ihr allein?«
Keine Antwort.
Er hob das Messer auf, das Lara beinahe getötet hätte. »Wenn ihr nicht redet, dann braucht ihr ja eure Zungen nicht mehr …«
Diese Drohung entlockte den Männern nur ein Grinsen. Ein grotesk breites – und leeres Grinsen.
»Ugh«, machte Lara. »Sieht aus, als sei Ihnen da schon jemand zuvorgekommen.«
Bevor Mason etwas erwidern konnte, begannen die beiden Männer um Luft zu ringen. Einen Augenblick später waren sie tot.
»Was zum Teufel …?« Mason runzelte die Stirn. »Ich hab doch nur geblufft mit dem Messer…«
»Fürchten Sie, dass Sie die beiden zu Tode erschreckt haben? Nein, nicht die zwei hier. Ich habe von Assassinen gelesen, die von Kindesbeinen an trainiert werden und denen man die Zunge herausschneidet, damit sie absolut still sind. Ich
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