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Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Engelsflammen: Band 3 (German Edition)

Titel: Engelsflammen: Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Kate
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Prolog
    Der Außenseiter
    L OUISVILLE , K ENTUCKY , 27. N OVEMBER 2009
    Ein Schuss krachte. Mit einem einzigen Knall öffnete sich die breite Front der Startboxen. Das Stampfen der Pferdehufe hallte über die Rennbahn wie fernes Donnergrollen.
    »Sie sind gestartet …«
    Sophia Bliss schob die mehr als halbmeterbreite Krempe ihres Federhutes zurecht. Er war blass malvenfarben und ein Chiffonschleier hing davon herab. Mit diesem Hut ging sie locker als regelmäßige Rennbahnbesucherin durch, aber er war nicht so auffällig, dass sie unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte.
    Sie hatten ihre drei Hüte für diesen Renntag bei einer Modistin in Hilton Head als Sonderanfertigungen in Auftrag gegeben. Der zweite – ein buttergelbes Häubchen – bedeckte den schneeweißen Kopf von Lyrica Crisp, die links neben Miss Sophia saß und sich an einem Cornedbeef-Sandwich gütlich tat. Und der letzte, ein gischtgrüner Filzhut mit breitem, grob gepunktetem Seidenband, krönte die pechschwarze Mähne von Vivina Sole. Sie saß zu Miss Sophias Rechten und hatte die weiß behandschuhten Hände auf dem Schoß gefaltet, als könne sie kein Wässerchen trüben.
    »Was für ein herrlicher Tag für ein Rennen«, bemerkte Lyrica. Mit ihren einhundertsechsunddreißig Jahren war sie die jüngste der Ältesten der Zhsmaelim. Sie wischte sich einen Senfklecks aus dem Mundwinkel. »Könnt ihr glauben, dass ich heute zum ersten Mal auf einer Rennbahn bin?«
    »Scht«, zischte Sophia. Lyrica war dermaßen unbedarft. Heute ging es überhaupt nicht um Pferde, sondern um ein heimliches Zusammentreffen großer Geister. Auch wenn die anderen großen Geister noch nicht aufgetaucht waren. Sie würden schon noch kommen. Der absolut neutrale Treffpunkt war Sophia in der mit Goldlettern geprägten Einladung mitgeteilt worden, die sie von einem unbekannten Absender erhalten hatte. Die anderen würden kommen und sich offenbaren und gemeinsam würden sie einen Angriffsplan schmieden. Jeden Augenblick musste es so weit sein. Hoffte sie.
    »Ein schöner Tag für einen schönen Sport«, sagte Vivina trocken. »Ein Jammer, dass unser Pferdchen in diesem Rennen nicht in so leicht berechenbaren Bahnen läuft wie diese Jungstuten hier. Nicht wahr, Sophia? Wer würde schon darauf wetten, wo das Vollblut Lucinda über die Ziellinie geht.«
    »Ich sagte Scht«, flüsterte Sophia. »Hüte deine vorlaute Zunge. Hier sind überall Spione.«
    »Du bist paranoid«, gab Vivina zurück, was Lyrica ein hohes Kichern entlockte.
    »Ich bin die, die übrig geblieben ist«, sagte Sophia. Es hatte früher so viele weitere gegeben – vierundzwanzig Älteste zur Blütezeit der Zhsmaelim. Eine Gruppe von Sterblichen, Unsterblichen und einigen Transhimmlischen wie Sophia selbst. Eine Achse des Wissens, der Leidenschaft und des Glaubens, mit einem einzigen einenden Ziel: Die Welt in ihren Zustand vor dem Höllensturz zurückzuführen, zu diesem flüchtigen, herrlichen Augenblick vor dem Sturz der Engel. Auf Gedeih und Verderb.
    So stand es glasklar in dem Kodex, den sie gemeinsam verfasst und den sie alle unterzeichnet hatten: Auf Gedeih und Verderb.
    Denn es konnte tatsächlich so oder so ausgehen.
    Jede Münze hatte ihre zwei Seiten. Kopf und Zahl. Hell und dunkel. Gut und …
    Es war wohl kaum Sophias Schuld, dass die anderen Ältesten sich nicht auf beide Möglichkeiten vorbereitet hatten. Aber sie hatte die Vorwürfe über sich ergehen lassen müssen, als einer nach dem anderen seinen Rückzug kundgetan hatte. Eure Ziele werden zu dunkel. Oder: Das Niveau der Organisation ist gesunken. Oder: Die Ältesten sind zu weit von ihrem ursprünglichen Kodex abgewichen. Der erste Schwung von Briefen war, wie vorauszusehen, innerhalb einer Woche nach dem Zwischenfall mit dieser Pennyweather eingetroffen. Das sei für sie absolut unerträglich, hatten sie behauptet. Der Tod eines einzigen bedeutungslosen Kindes! Ein einziger unbedachter Augenblick mit einem Dolch, und plötzlich bekamen die Ältesten es mit der Angst. Sie alle fürchteten den Zorn der Waage.
    Feiglinge.
    Sophia fürchtete die Waage nicht. Ihre Aufgabe war es, den Gefallenen, nicht den Gerechten beizustehen. Niederen Engeln wie Roland Sparks und Arriane Alter. Solange man dem Himmel nicht abtrünnig wurde, hatte man ein wenig Spielraum. Verzweifelte Zeiten schrien förmlich nach verzweifelten Maßnahmen. Sophia wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als sie die hasenfüßigen Ausflüchte der anderen

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