Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
Verlauf der Niederschrift dann verwarfen. Eine der Gefahren der epischen Fantasy liegt in ihrem Hang zum Abschweifen. Wir haben hier das geschwätzigste aller möglichen Literaturgenres, aber es erfordert eiserne Disziplin. Der Autor muß sich unbedingt an den roten Faden der Handlung halten und darf nur dann abschweifen, wenn eine Idee oder eine Figur das Gesamtwerk verbessert. Ich kann das nicht beweisen, aber ich habe von einem mittelalterlichen Roman gehört, der fünfundzwanzigtausend Seiten lang war!! Das ist eine komplette Bibliothek. Ich nehme an, wenn man einem zeitgenössischen Fantasy-Autor die Zügel schießen ließe, würde er den Versuch wagen, nur um ins ›Guinness-Buch der Rekorde‹ zu kommen. In Ordnung, machen Sie tapfer weiter. Wir sprechen uns später.
4 – VOREREITENDE STUDIEN FÜR DIEMALLOREON-SAGA
EINE KURZE GESCHICHTE DER ANGARAKANISCHEN KÖNIGREICHE
angefertigt von der H istorischen Fakultät der Universität von Melcene
Der – nicht immer verläßlichen – Überlieferung zufolge lag die Heimat der A er Südküste ngarakaner in den südlichen Breiten vor d des heutigen als Angarak Dalasien. In dieser prähistorischen Zeit, und Alorien in Frieden lebten, bewohnten die begünstigten Rassen der Menschheit die angrenzenden Gebiete eines reizenden, fruchtbaren Beckens, das durch das kataklysmische Ereignis, welches als die ›Spaltung der Welt‹ bekannt ist, für immer überflutet wurde. Es ist indes weder Sinn noch Aufgabe des vorliegenden Werkes, sich näher über die theologischen Implikationen dieses Ereignisses auszulassen, sondern vielmehr, den Verlauf der angarakanischen Geschichte in den darauffolgenden Jahrhunderten zu untersuchen.
Bei der sogenannten ›Spaltung der Welt‹ scheint es sich in der Tat um einen Riß in der Kruste des urzeitlichen Protokontinents gehandelt zu haben, und seine Auswirkungen waren augenblicklich katastrophal. Das plasmische Magma, auf dem die große Landmasse trieb, begann sich sofort in den gewaltigen Riß emporzupressen und die nun getrennten Kontinentalplatten mit Urgewalt auseinanderzudrücken. Als die Wassermassen des südlichen Ozeans in die daraus entstehende Lücke strömten und das hochsteigende Magma überfluteten, zerriß eine fortgesetzte Reihe heftigster Explosionen den gewaltigen Spalt vom einen Ende zum anderen, wodurch die Platten noch weiter auseinandergedrückt wurden. Ein fürchterliches Erdbeben, das bald den gesamten Globus umfaßte, wälzte sich über die Erde. Ganze Gebirgsketten zerbröckelten buchstäblich zu Schotter, und riesenhafte Flutwellen rasten über die Ozeane der Welt und veränderten für alle Zeiten die Küstenverläufe auf der anderen Seite des Globus. Das Meer des Ostens dehnte sich mit jedem Tag weiter aus, den die elementaren Gewalten auf seinem Grund die beiden Kontinentalplatten in die Höhe stemmten und
Das ist wahrscheinlich eine geologische Unmöglichkeit. Vulkane brechen unter den Ozeanen dieser Welt aus, ohne daß das thermonukleare Detonationen bewirken würde.
immer weiter auseinanderdrängten. Die explosive Trennung der Kontinente scheint Jahrzehnte angedauert zu haben, bis die entfesselten Urgewalten sich allmählich beruhigten und die beiden großen Landmassen mehr oder weniger in ihrer heutigen Lage stabilisierten. Die Welt, die aus dieser Katastrophe entstand, hatte kaum mehr etwas gemein mit jener Welt, die vordem existiert hatte. Während dieser gewaltigen Umwälzung zogen die Angarakaner sich vor der gefräßigen See nach Nordosten zurück, und schließlich suchten sie Zuflucht und Sicherheit in den höhergelegenen Gebieten der dalasischen Berge im Westen Zentralmalloreas. Nachdem die Bewegung der Kontinentalplatten jedoch zum Stillstand gekommen war, erschienen die dalasischen Berge den Angarakanern als ein zu unwirtlicher Ort für eine ständige Besiedlung; das neuentstandene Meer des Ostens sorgte für unbeständiges Wetter. So wanderten die Angarakaner nordwärts in jene Regionen, die heute Alt-Mallorea genannt werden.
ANMERKUNG Die Erwähnung dieses Gebiets führt möglicherweise zu Unklarheiten. Das moderne Mallorea umfaßt den gesamten Kontinent, wohingegen Alt-Mallorea auf den nordwestlichen Teil der Landmasse beschränkt war und im Süden an Dalasien sowie im Osten an Karanda grenzte. Es gehört zur Zielsetzung dieser Abhandlung, die Expansion der Angarakaner nachzuvollziehen, die letztendlich zu ihrer Herrschaft über ganz Mallorea führte.
Während der unruhigen Zeiten,
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