Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
Vergangenheit hat Euer Wahnsinn Eure Welt mit eingebildeten Feinden bevölkert. Freut Euch, Taur Urgas, und vergeßt den Wahnsinn, denn nun habt Ihr einen wahren Feind, tödlicher als alle Phantome, die Euer kranker Geist Euch vorgaukeln könnte. Seid versichert, sobald die Weltlage es gestattet, werde ich über Euch und die stinkende Wüste herfallen, die Ihr Euer Königreich nennt Es ist mein unabänderlicher Wille, Euch und Eure widerwärtige Rasse vom Antlitz dieser Erde zu tilgen. Wenn ich mit Euch fertig bin, wird niemand mehr das Wort ›Murgo‹ kennen.
Seid auf der Hut und schaut Euch stets gut um, Taur Urgas, denn so
gewiß, wie die Sonne morgen aufgehen wird, werde ich eines Tages erscheinen.
Mit tiefempfundener Verachtung
'Zakath,
Kaiser v on Mallorea
Als Taur Urgas diesen Brief gelesen hatte, sahen seine Berater sich gezwungen, ihn mit körperlicher Gewalt davon abzuhalten, sich ein Leid anzutun. Obwohl es vermutlich eine Übertreibung ist, behaupten einige Zeugen, der Murgo-König habe tatsächlich
vor dem Mund gehabt, so groß sei se
muß gestehen, daß der Brief 'Zakaths wahrscheinlich der am schärfsten formulierte Brief war, den ein Staatsoberhaupt je einem anderen geschrieben hat. Dieser Brief war der Beginn von Kriegsvorbereitungen beider Nationen, da eine offene Auseinandersetzung nunmehr unvermeidlich geworden war. Gelegentlich trieb der zunehmende Wahnsinn den Murgo-König zu einer wie auch immer gearteten Aktion gegen seinen unerbittlichen Feind. Während diese Unternehmungen allesamt ziemlich unbedeutend waren, blieb 'Zakaths Antwort stets die gleiche. Nicht lange nach solchen Vorfällen empfing Taur Urgas unausweichlich den zerstückelten Leichnam eines Vetters oder Neffen. Da die murgosische Besessenheit für Rassenreinheit nur von ihrem Familiensinn übertroffen wird, hätte 'Zakath Taur Urgas nicht schlimmer treffen können. Mit den Jahren wurde der Haß der beiden Männer aufeinander immer stärker, bis er für sie gleichsam zu einem Glaubensgrundsatz avancierte.
Der auf so tragische Weise verwandelte Kaiser von Mallorea war besessen von der Idee der Macht, und die Vorstellung, Hochkönig von ganz Angarak zu werden, beherrscht nun seit zwei Jahrzehnten sein ganzes Denken. Nur die Zeit wird entscheiden, ob 'Zakath von
rea mit seinem Versuch, die Oberhoheit über angarakanischen Königreiche zu gewinnen, Erfolg beschieden sein wird, doch wenn er Erfolg hat, könnte dies die Geschichte der gesamten Welt von Grund auf verändern.
5 – DIE MALLOREANISCHEN EVANGELARIEN EVANGELARIEN
BUCH 1
DAS BUCH DER ZEITALTER
Dies nun sind die Zeitalter der Menschheit:
Im Ersten Zeitalter wurde der Mensch erschaffen,und er erwachte voller Verwirrung und Verwunderung, als er die Welt um sich herum erblickte. Und jene, die ihn geschaffen hatten, betrachteten ihn und wählten aus seinen Reihen jene, die ihr Gefallen fanden, und die übrigen wurden verstoßen und vertrieben. Und manche begaben sich auf die Suche nach dem Geist, welcher UL heißet, und sie verließen uns und zogen in den Westen, und wir sahen sie nie wieder. Und andere leugneten die Götter, und sie gingen in den fernen Norden, um mit Dämonen zu ringen. Und wieder andere wandten sich irdischen Dingen zu, und sie wanderten fort in den Osten und erbauten dort mächtige Städte. Wir aber verzweifelten, und wir setzten uns nieder auf die Erde im Schatten der Berge von Korim, welche nicht mehr sind, und voller Bitterkeit beklagten wir unser Los, erschaffen und dann verstoßen worden zu sein. Und es begab sich zu diesen Zeiten, daß in unserem tiefen Leid eine Frau aus unserem Volk von einer Verzückung erfaßt wurde, und es war, als würde sie von einer mächtigen Hand geschüttelt. Und sie erhob sich von der Erde, auf welcher sie gesessen hatte, und sie band sich ein Tuch um ihre Augen, um uns zu bedeuten, daß sie geschaut hatte, was keines Sterblichen Auge je zuvor geschaut hatte, denn wisset! Sie war die erste Seherin auf der Welt. Und noch von der Vision angerührt, wandte sie sich mit lauter Stimme an uns und sprach: »Sehet! Ein Festmahl wurde aufgetischt für jene, die uns schufen, und dieses Festmahl sollt ihr das Festmahl des Lebens nennen. Und die, welche uns schufen, haben sich dasjenige erwählt, das ihr Gefallen fand, und was ihr Gefallen nicht fand, wurde nicht erwählt.
Nun sind wir das Festmahl des Lebens, und ihr grämt euch, daß noch kein Festgast euch erwählt hat. Aber verzweifelt nicht, denn ein Gast ist noch
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