Das Auge Aldurs 3 - Der Riva Kodes
und seine kleine Königin vom Zeitgeist anstecken lassen. Ich weiß, daß wir alle besser schlafen, wenn die Nachfolge des Geschlechts von Riva gesichert ist. In den Königreichen des Südens sind alle Ereignisse wie stets politischer Natur. Mein Vetter Grinneg, unser Botschafter in Tol Honeth, teilt mir mit, daß General Varana in seiner Eigenschaft als Sondergesandter Ran Borunes ein unverschämt günstiges Handelsabkommen mit Sadi abgeschlossen hat, dem Obersten Eunuchen an Königin Salmissras Hof zu Sthiss Tor. Ich bin mir sicher, das Kaiserreich wird noch wohlhabender werden, aber ich beneide sie nicht um das Vergnügen, mit dem Schlangenvolk verkehren zu müssen. Der junge König Korodullin hat mit überraschendem Scharfsinn Graf Reldegen zum Generalgouverneur von Asturien ernannt. Ich bin Reldegen schon begegnet, und er scheint über gesunden Menschenverstand zu verfügen – was ihn in Arendien zu einem absoluten Genie macht. Man darf hoffen, daß seine Ernennung die Spannungen zwischen Mimbre und Asturien abbauen wird – zumindest soweit, daß es keinen offenen Krieg mehr auf der arendischen Ebene gibt. Diesen Sommer absolvieren unser junger Belgarion und seine Königin ihre große Rundreise; sie besuchen alle Hauptstädte des Westens. Ich denke, der Schachzug macht politisch Sinn. Belgarion hat keinerlei Anstalten unternommen, seinen Titel als Oberherr des Westens herauszustreichen, und es ist vermutlich an der Zeit, einigen Leuten ins Gedächtnis zu rufen, daß es ihn noch gibt. Der Vorteil seiner Untätigkeit ist es andererseits, daß er keine Fehler begangen und sich deshalb auch noch keine Feinde gemacht hat. Zudem kann er noch auf große Sympathien für sich zählen. Persönliche Besuche werden diese Sympathien verstärken. Ich freue mich darauf, sie wiederzusehen. Besonders interessiert mich Ce'Nedras Taillenumfang. Man hofft allgemein, daß sie um die Mitte ein bißchen zugelegt hat. Zehn oder fünfzehn Pfund mehr an diesem Mädchen würden mich ganz schön beruhigen.
Der Besuch des königlichen Paars war angenehm. Garion (Belgarion, um genau zu sein – es fällt schwer, stets an den offiziellen Namen zu denken, wenn man gerade mit ihm gesprochen hat) scheint ein wenig gereift und auch ein bißchen entschiedener geworden zu sein. Ich vermute, ein Teil seines nachgiebigen Naturells läßt sich auf Polgaras Persönlichkeit zurückführen. Diese Dame kann manchmal ziemlich überwältigend sein. Ich bin sicher, die Notwendigkeit, seine Autorität gegenüber seiner Frau zu wahren, hat ihm das Rückgrat ein wenig gestärkt. Ce'Nedra ist leider immer noch gertenschlank. Kurz vor Einsetzen der Winterstürme erreichte uns die Nachricht aus dem Süden, daß 'Zakath die murgosische Stadt Rak Hagga erobert habe, eines der größten Bevölkerungszentren im Lande, das vielleicht tausend Leagues südlich von Rak Goska liegt. Wenn nicht bald irgend etwas passiert, das seinen Eroberungen dort unten Einhalt gebietet, müssen wir möglicherweise etwas gegen ihn unternehmen. Seine Beweggründe sind undurchsichtig, und seine Armee ist für meine Gemütsruhe ein bißchen zu groß.
Wir ließen den Apostroph vor Zakaths Namen irgendwann fallen, obwohl er ein Hinweis darauf war, daß hier ein ›Kal‹ fehlte (›Kal Zakath‹ spielte auf Zakaths
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Meine Befürchtungen hinsichtlich 'Zakath scheinen unbegründet gewesen zu sein. König Urgit von Murgo, der anscheinend den ungestümen Wahnsinn seines Vaters nicht geerbt hat, zog sich klug vor den anrückenden Malloreanern zurück und lockte sie in die Weiten des großen südlichen Waldes, der hauptsächlich im Militärdistrikt Gorut liegt. Dorthin hatte Urgit den Großteil der Murgo-Armee verlegt, weil er dort die Bäume als Versteck benutzen konnte. Als 'Zakath auf Rak Gorut vorrückte, fiel Urgit über ihn her und massakrierte seine halbe Armee. Wenn ich in den Schnee hinausblicke, der sich in den Straßen von Val Alorn auftürmt, kann ich mir nur schwer vorstellen, daß es Sommer ist in diesen südlichen Breitengraden, wo Urgit und 'Zakath sich in einem fernen Land bekriegen, dessen rauhe Namen in der angarakanischen Sprache dem Nachhall eines Alptraums zu entstammen scheinen. Ich vermute, das ist auch der Grund, warum ich im Herzen immer ein einfacher Mann geblieben bin. Tief in meinem Inneren glaube ich wohl noch immer, daß die Welt flach ist und die Jahreszeiten überall die gleichen sind und die Sonne über jedem Fleck der Welt gleichzeitig aufgeht. Nun
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