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Das Auge des Kriegers

Das Auge des Kriegers

Titel: Das Auge des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Entsetzen verflog rasch, als er begriff, was geschehen war.
    Sein Auge war frei von Parthan, aber es hatte die Magie nicht verlernt, durch die es dem Priester diente. Wenn die Kraft da war, vermochte es durch Stein hindurch zu sehen.
    Der Berg bestand fast ausschließlich aus Stein.
    Für Thonensen war er ein riesiger Block klaren Eises, der in unmittelbarer Nähe voll Leben war. Nur die Bäume und die dünnen Flecken von Erde behinderten seine Sicht für das rechte Auge, während das linke die Welt wie bisher sah. Erst nach einer Weile vermochte er seinen Geist auf das eine oder das andere zu richten, ohne daß er den Boden unter den Füßen verlor, wenn die Felsen unter ihm durchsichtig wurden.
    Seltsame Lichter huschten durch den Berg, und Krieger gingen durch viele Ebenen des Berges. Es mochten Gänge sein, durch die sie schritten, doch da diese aus Stein waren, konnte Thonensen sie nicht erkennen. Seine alten Augen waren nicht mehr sehr scharf, und die tiefer in den Eingeweiden des Berges blieben schemenhaft für ihn. So kehrte sein Blick in die unmittelbare Umgebung zurück, und er sah einen Krieger aus dem Berg heraustreten.
    »Der Eingang!« rief er. »Er ist gerade vor uns!«
    Es ging verloren im Heulen Seelenwinds. Nottr und Mon’Kavaer hatten den Eingang fast erreicht. Sie wurden hart bedrängt, obwohl Horcans Klinge unter den Verlorenen wütete und selbst Mon’Kavaer mit dem Schwert der Alptraumritter die unmenschlichen Feinde niederzustrecken vermochte.
    Ein Keulenhieb ließ Nottr auf brüllen und wanken. Thonensen hastete vorwärts, doch bevor er die Gefährten erreichte, kam eine Gestalt mit einem wilden Schrei zwischen den Bäumen hervor und hieb mit zwei Schwertern auf die Gegner ein. Die pure Wucht ihres Angriffs drängte die Verlorenen zurück, und Nottr und Mon’Kavaer bekamen Luft.
    Thonensen erkannte, daß es Burra war. Ihre Schwerter vermochten den Verlorenen nichts anzuhaben, aber die Kraft der Streiche und die wilden Bewegungen machten ihnen zu schaffen. In wenigen Augenblicken hatten Nottr und Mon’Kavaer die Oberhand über den Haufen. Seelenwind heulte wie ein Sturm. Ein Verlorener fiel mit jedem Streich.
    Aber in der Heftigkeit des Handgemenges sahen sie nicht, wie Burra stürzte.
    Thonensen sah es. Er schrie auf, als einer der Verlorenen den Streitkolben zum tödlichen Schlag hob. Er rannte, aber er würde zu spät kommen.
    Da taumelte der Verlorene zurück. Der Hieb seiner Waffe ging ins Leere. Eine große zweischneidige Sasgenaxt hatte sich in seinen Harnisch gegraben, und Rujden stürmte brüllend heran mit einer zweiten Axt in der Rechten.
    Burra kam auf die Beine, während der Verlorene sich fing.
    Thonensen erreichte ihn, duckte sich unter seine Waffe und klammerte sich an ihn.
    Der Krieger erstarrte augenblicklich, bis der Sterndeuter ihn all seiner dunklen Kraft beraubt hatte. Dann sank er zu Boden und regte sich nicht mehr. Thonensen griff nach einem zweiten. Es war einer, der Rujden bedrängte. Wie sein Vorgänger erstarrte er bei der Berührung. Die Kraft an Thonensen sagte ihm, daß er seinesgleichen vor sich hatte. Er dachte nicht, er fühlte nicht, er war nur hier, um gegen Lebende zu kämpfen, aber nicht gegen einen, der wie er war.
    Bevor er sich ein neues Opfer suchen konnte, griff Thonensen, wie er es einst gelernt hatte, als er der Sklave eines Xandors gewesen war, nach der Schwärze, die sein Scheinleben ausmachte.
    Der Krieger wankte und fiel – doch er starb nicht, wie die anderen vor ihm. Thonensen vermochte nicht mehr der Schwärze an sich zu binden. Jeder kleinste Fleck seiner Haut war mit ihr bedeckt. Sein Gesicht und seine Hände waren voll wogender Schwärze. Und in seinen Körper hinein würde er sie niemals mehr lassen.
    Es gab nur eines: er mußte sie verbrauchen.
    Er dachte fieberhaft. Dann ließ er die Schwärze von seinen Händen fließen. Sie wurde zu einem an Länge wachsenden schwerelosen Band, das nach den Verlorenen griff. Es schlängelte sich zu jedem, schlang sich um jeden. Sie alle senkten ihre Waffen.
    Nottr und Mon’Kavaer hielten überrascht inne, als der Widerstand aufhörte. Seelenwind wollte dieses Angebot der Waffenruhe nicht wahrhaben, und Nottr vermochte das Schwert nur schwer zu bändigen. Auch Burra und Rujden zogen sich außerhalb der Reichweite der gefährlichen Waffen zurück und beobachteten die Verlorenen mißtrauisch.
    Ein rundes halbes Dutzend waren sie. Auf eine verstandlose Art waren sie verwirrt von dieser Schwärze, die

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