Das Auge des Sehers (German Edition)
gespannt, was Sie wissen möchten.»
«Dann kommen wir gleich zur Sache. Josef Mangold, das ist der Spengler, der Arian bedroht hat …»
«Ich weiss, wer Josef Mangold ist.»
«Er erzählte uns einiges über Arthur Schwegler. Wir sind der Sache nachgegangen und stellten fest, dass es stimmt.»
«Und um was genau handelt es sich?»
«Arthur Schwegler zieht im Hintergrund die Fäden in der Stiftung. Er ist dafür verantwortlich, dass das Konsortium um Mangold den Grossauftrag für die Überbauung am Baselmattweg nicht erhielt.»
«Das ist mir bekannt.»
«Sie wussten davon?»
«Ja. Thuri fragte mich, ob er Mangold in die Knie zwingen soll. Da gab ich ihm grünes Licht. Ich wollte, dass dieser Handwerker am eigenen Leib spürt, was es heisst, Arian wehzutun. Wissen Sie, Herr Kommissär, es war verhältnismässig einfach.»
Nadine lächelte Ferrari an, der mit offenem Mund dasass.
«Sie … Sie wussten das alles?»
«Mehr noch. Ich hatte bereits zuvor Nachforschungen angestellt und dabei herausgefunden, dass Mangold der Bank Heimburg, einer unserer Tochtergesellschaften, einen erheblichen Betrag schuldet. Ich wies meine Mitarbeiter an, die Kredite zu kündigen.»
Ferrari fehlten die Worte.
«Jetzt sind Sie überrascht, Herr Kommissär, nicht wahr? Es gibt keinen Grund, das zu verschweigen. Mangold warf den ersten Stein. Wir reagierten mit unseren Mitteln. Oder hätten wir etwa zusehen sollen, wie sie Arian noch mehr Leid zufügen?»
«Wusste Yvo … Yvo Liechti davon?»
«Yvo ist ein wunderbarer Mensch, ein guter Freund und sehr kompetent, was seinen Job betrifft. Aber die Niederungen der zwischenmenschlichen Beziehungen liegen ihm nicht. Wir wollten ihn mit solchen Kleinigkeiten nicht belasten.»
«Kleinigkeiten? Sie ruinieren Existenzen, Frau Grossen.»
«Haben wir das, Herr Kommissär? Das sehe ich vollkommen anders. Ist nicht jeder seines Glückes Schmied? Mangold und Konsorten wären saniert, doch sie entschieden sich für den falschen Weg.»
«Arian war aber damit nicht einverstanden.»
Andrea Grossens Mine verfinsterte sich.
«Arian war in dieser Beziehung sehr, sehr weltfremd. Ich kenne niemanden, der so nach dem Neuen Testament handelte wie Arian. All jene, die ihn für einen Sektierer halten, kannten ihn nicht. Er suchte immer nur das Gute im Menschen. So lernte ich ihn kennen und lieben.»
«Dann wissen Sie auch, dass Arian aufhören wollte.»
«Ja. Wir stritten uns deswegen, sehr sogar. Das Ganze ging mir an die Substanz.»
«Er liess sich nicht von seiner Entscheidung abbringen?»
«Für nichts auf der Welt. Thuri redete mehrmals mit ihm … Es war nichts mehr zu machen. Thuri musste die Villa, die Aktien und die Wohnung verkaufen. Wir sprachen im Stiftungsrat lange darüber und tendierten dann auf abwarten. Arian sollte eine Pause einlegen, sich eine Auszeit gönnen und nichts überstürzen.»
«Das ist so nicht ganz richtig.»
«Wie meinen Sie das, Frau Kupfer?»
«Die Wohnung in der Efringerstrasse wollte er behalten.»
«Das wusste ich nicht.»
«Liess sich Arian auf Ihren Vorschlag ein?»
«Nein. Er hielt nichts davon. Sein Entschluss stand fest, er wollte einen Schlussstrich ziehen.»
«Sie hätten doch Alura Randa als Nachfolgerin aufbauen können?»
«Thuri redete auf sie ein, doch sie lehnte ab. Da schlug er uns Jason als Nachfolger vor. Ich war entschieden dagegen, wurde aber im Stiftungsrat überstimmt. Thuri hatte bereits ein Drehbuch entwickelt. Arian sollte in der letzten Sendung des Jahres Jason als seinen Nachfolger anpreisen, erklären, dass er zu Meditationszwecken nach Indien … oder nach Nepal gehe, weshalb Jason ab sofort die Gemeinschaft leiten würde.»
«War Arian damit einverstanden?»
«Thuri wollte mit ihm darüber sprechen. Fragen Sie ihn am besten selbst. Aber das ist ja jetzt auch nicht mehr von Bedeutung.»
«Schwegler sagte uns, dass man die nächsten zwei Sendungen abwarten und danach entscheiden wolle, wie es weitergeht.»
«Wiederum eine Entscheidung des Stiftungsrats und wiederum wurde ich überstimmt. Das sind bloss Wunschträume von Thuri! Die Zuschauer werden uns das nicht abnehmen. Sie wollen Arian sehen und keine Alura Randa.»
«Und wenn es doch eine Fortsetzung gibt?»
Sie lächelte.
«Das sei ihnen überlassen, Herr Kommissär. Aber ohne mich. Sie werden auf mich verzichten müssen.»
«Können Sie uns etwas über das Privatleben von Herrn Schwegler sagen?»
«Verdächtigen Sie ihn, Arian und Jason ermordet zu haben, Frau
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