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Das Band der Magie

Das Band der Magie

Titel: Das Band der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Mars
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diesmal direkt an die Kehle. Die Laute gingen mir durch Mark und Bein: Der Usurpator grollte, gurgelte, der Wolf knurrte; beide gingen in einem Knäuel zu Boden.
    Ich dachte nicht weiter nach. So schnell wie noch nie legte ich den nächsten Pfeil auf (meinen letzten), hetzte rüber zu den Kämpfenden und zielte auf deren Köpfe.
    Ich ließ den Pfeil fliegen und betete, nicht den Wolf zu treffen.
    Ein dumpfer Schlag, ein grauenerregendes Brüllen, dann tiefste Stille.
    Alles hielt den Atem an, inklusive mir.
    Nicht der Wolf! Nicht der Wolf! Lass ihn nicht tot sein, dachte ich – und atmete auf, als sich der schwarze Körper regte und unter der leblosen Masse des Usurpators hervor mühte.
    Im Auge des Usurpators steckte, fast wie geplant, mein Pfeil. Er musste ihm direkt ins Hirn gedrungen sein.
    Der Wolf sah jetzt noch wilder aus: Sein schwarzes Fell war blutverklebt, von seinem eigenen und dem seines Gegners. Einige Haarbüschel pappten zu Klumpen gebündelt an seiner Haut, andere standen ihm wirr ab. Quer über sein Maul zog sich eine tiefe Wunde, hoch bis zum Auge, das er fest zukniff. Ein Ohr hatte er aufgestellt, das andere hing herab.
    Und er schwankte.
    Mit dem gesunden Auge fixierte er mich, bohrte seinen Blick in mich hinein. Irgendwie wirkte er wütend. Ich sah mich gezwungen, die Lage zu entschärfen, und piepste ihm ein „Hey!“, entgegen. Dabei winkte ich schwach in seine Richtung.
    Das war so in etwa das Dämlichste, was ich je getan hatte. Okay, das mit dem Veddawolf-Jagen war auch nicht gerade das Klügste gewesen. Oder den Usurpator zu übersehen.
    Der Wolf schien zu der Erkenntnis gekommen zu sein, dass ich es nicht wert sei, und drehte bei. Schwankend verschwand er im Unterholz.
    „Wo willst du denn hin?“, rief ich ihm hinterher. Glück für mich, dass er nicht antwortete, ich wäre vor Schreck gestorben. In meiner Welt konnte man sich nie sicher sein, was die Tiere alles so konnten.
    Mit Äpfeln jonglierende, riesige Raupen? Hatte ich schon gesehen.
    Bäume, die mit ihren Lianen Seilhüpfen spielten? Auch schon mal entdeckt.
    Auf ihren Schwänzen balancierende Dipdaps? Sieht man jeden Tag.
    Warum nicht auch sprechende Wölfe?
    Ich erschauerte.
    Und da stand ich nun: Fips fidel, mit nicht mal einem Kratzer am Leib - die zwei am Rücken durch die Äste zählten nicht -, vor einem toten Usurpator, verlassen von einem Veddawolf.
    Was für ein Tag!
    Da ich praktisch veranlagt bin, zückte ich mein Messer und zerschnitt den Kadaver. Das Fell war ein Vermögen wert, denn wer jagte schon Usurpatoren? Nur völlige Schwachköpfe.
    Das Fleisch mochte ich nicht, es roch komisch. Also ließ ich den Körper nackt und dampfend in der Morgensonne zurück und kämpfte mich nach Hause.
    Als ich ankam, war ich erschöpft, aber mit einer Erkenntnis reicher: Nicht jeder tote Wolf war ein guter Wolf. Manchmal konnten auch die Lebenden ganz nützlich sein.
     
    Es vergingen zwei unspektakuläre Tage. Meeha hatte sich vor Freude über meine Rückkehr gleich zweimal bepisst, sonst war nichts passiert.
    Ich sah keine Spuren mehr im Schnee, obwohl ich nach meinem Wolf – jawohl, mittlerweile war es MEIN Wolf – Ausschau hielt. Ich war beunruhigt, wollte es aber nicht zugeben.
    Der Wolf war schwer verletzt. Dank mir, dank dem Usurpator. Wahrscheinlich war er schon mausetot.
    Aber stand ich nicht in seiner Schuld? Hätte ich ihn nicht suchen müssen, schon aus Gewissensgründen?
    Und dann? Wenn ich ihn gefunden hätte und er wäre noch am Leben?
    Ich hatte keine Ahnung.
    Also tat ich das, was ich immer machte: nichts. In einer einsamen Berghütte im Schnee ist es ziemlich öde. Ich hatte im Herbst jede Menge Fleischvorräte angelegt, Kartoffeln hatte ich auch noch bergeweise und die Hütte befand sich in einem hervorragenden Zustand. Da blieb nicht viel zu tun.
    Ich schlief also wie immer sehr lange. Dann aß ich sehr langsam. Dann kraulte ich meine Ziege, sehr ausgiebig, bis sie mir ein bisschen Milch gab. Dann trank ich die Milch sehr langsam. Dann machte ich mir einen Tee, in den sich ein Wassergeist verirrte und dann leider mit dem Teeinhalt abhaute, dann fluchte ich ausgiebig, dann machte ich mir wieder Tee… So lief er nun mal, mein Alltag.
    Immerhin konnte ich mich mit dem stinkenden Fell des Usurpators beschäftigen und musste das Blut aus meinem Umhang und der Kleidung bekommen. Damit verbrachte ich den Großteil der Nachmittage.
    Zwischendurch besuchte mich eine Horde Dipdaps: Sie erinnern mich immer an ganz

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