Das Band des Mykerinos (Adrian Pallmers magische Abenteuer, Band 2) (German Edition)
Dunkelheit oder mit einem Tarnzauber konnten sie hin und wieder kurz das Haus verlassen, um nicht zufällig von Helmut oder irgendjemand vom Orden von Arlon entdeckt zu werden, die ab und zu sein Lager besuchten. Überall auf den umliegenden Straßen hatten sie Überwachungszauber ausgeführt, um sofort Bescheid zu wissen, wenn Adrian hier vorbeikommen würde. Tomar von Eisenberg, der diese Operation leitete, schaute ein- bis zweimal pro Tag vorbei, um sich zu vergewissern, dass alles nach Plan verlief. Diesmal durfte Adrian nicht noch einmal entkommen.
Die Stimmung der G'Marborer war allerdings nicht sehr gut, da das Warten und das Eingesperrtsein allen langsam an die Substanz ging. Nur Connet schien zumindest äußerlich völlig entspannt zu sein. Mit Sonnenbrille auf der Nase und Streichholz im Mund stand er fast den ganzen Tag am Fenster und beobachtete schweigend die Gegend oder lief, unter einem Tarnzauber verborgen, durch die Straßen.
»Wie lange sollen wir hier noch herumhängen? Wir wissen doch gar nicht, ob der kleine Pallmer überhaupt wieder hierher kommt. Das ist doch alles nur Zeitverschwendung!«, beschwerte sich Occura, als Tomar von Eisenberg wieder einmal nach dem Stand der Dinge schaute.
»Beruhige dich, Occura.«, antwortete er, ohne irgendwelche Emotionen zu zeigen, »Niemand weiß momentan, wo sich Pallmer befindet. Deshalb ist es zur Zeit wohl das Beste, hier weiter die Stellung zu halten.«
»Aber das ist doch...«, wollte sie widersprechen, wurde aber sofort abgeschnitten.
»Ich dulde keine Diskussionen, Occura.«, hauchte er in bedrohlich leisem Tonfall, so dass es niemand anders hören konnte, »Wenn du deine Position behalten möchtest, tust du besser, was ich sage und sorgst dafür, dass auch die Anderen ihren Job machen!«
Wie ein erschrockenes Kind machte sie einen Schritt zurück und nickte mit dem Kopf. Noch zu gut konnte sie sich daran erinnern, wie er sie mit einem Zauber hatte stumm werden lassen und sie nichts dagegen tun konnte. Und jetzt, wo sie unter ihm etwas Macht erhalten hatte, wollte sie das keineswegs aufs Spiel setzen.
Also lief alles weiter wie bisher und die dunklen Zauberer warteten mehr oder weniger geduldig auf Adrians Ankunft. Von Tag zu Tag wurde ihr Hass auf ihn stärker und stärker. Schließlich war er daran schuld, dass sie hier herumhängen und ihm auflauern mussten. Doch die Hoffnung, sich später dafür an ihm rächen zu können, motivierte dann doch, noch etwas länger auszuhalten.
Adrian stand bereits mit dem Rücken an der Wand. Der schwarze Spalt vor ihm wurde immer breiter. Sein Zauberstab und das Band des Mykerinos mussten irgendwo in einer Nische auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes liegen. Doch der Spalt war bereits so weit geöffnet, dass es unmöglich war, einfach auf die andere Seite hinüber zu springen, zumal es so dunkel war, dass er noch nicht einmal sehen konnte, was direkt vor ihm lag, geschweige denn, was auf der anderen Seite des Raumes war.
Adrian schloss seine Augen und konzentrierte sich auf seinen Zauberstab. Erst schemenhaft, doch dann zunehmend klarer, sah er ihn vor sich liegen. Und genauso wie zuvor mit den Steinen und Schätzen hob er ihn mit seinen Gedanken an und ließ ihn durch den Raum schweben, bis er ihn endlich greifen konnte. Ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit durchflutete ihn, als er seinen Stab endlich wieder in der Hand hielt. Jetzt würde er sicher einen Ausweg finden.
Als Erstes führte er einen Leuchtzauber aus und dann holte er sich noch das Armband. Der Boden war inzwischen fast komplett verschwunden. Nur noch ein paar Fuß breit blieben ihm zum Stehen. Aber es wurde zusehends weniger. Doch jetzt, wo er wieder im Besitz seines Zauberstabs war, würde ihm schon etwas einfallen! Mit einem schwachen Sprengzauber feuerte er auf die Stelle, wo die Bodenplatte in der Wand verschwand und brach damit jedoch einen Teil des Bodens ab. Gleichzeitig riss er aber auch mehrere kleine Stücke des Mauerwerks heraus, die sich nun so verkeilten und verklemmten, dass die Bewegung knirschend zum Erliegen kam und schließlich mit einem Ruck ganz stoppte.
Adrian, der auf diese Weise zumindest ein klein wenig Zeit gewonnen hatte, kam jetzt überhaupt erst einmal dazu, sich richtig umzuschauen. Der kleine, fensterlose Raum war völlig leer. Außer der Nische, die jetzt ebenfalls ohne Inhalt war, bestand er nur aus kahlen Steinwänden. Von dem Eingang oder einer Tür war nichts zu erkennen. Durch
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