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Das Begräbnis des Monsieur Bouvet

Das Begräbnis des Monsieur Bouvet

Titel: Das Begräbnis des Monsieur Bouvet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Simenon
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nicht falsch, was ich gesagt habe?«
    »Nein.«
    »Sie sind Lamblots Geliebte geworden?«
    »Ja.«
    »Was tat er damals?«
    »Ich weiß nicht.«
    »War er noch Student?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wo wohnte er?«
    »Bei mir.«
    »In der Nähe der Rue Blanche?«
    »In einem kleinen Hotel in einer Straße, an den Namen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber sie mündet bei der Place Clichy auf den Boulevard des Batignolles.«
    »Wohnte er dort schon, bevor Sie ihn kennenlernten?«
    »Vorher wohnte er in der Rue Monsieur-le-Prince.«
    »Haben Sie Mancelli seinetwegen verlassen?«
    Sie rutschte unruhig hin und her. Lucas glaubte zu verstehen, daß das, was er gesagt hatte, nicht ganz stimmte, daß sie es gern richtiggestellt hätte, aber nicht die richtigen Worte fand. Vielleicht verwirrten sich auch die Gedanken in ihrem alten Kopf.
    »Lassen Sie sich Zeit. Soll ich Ihnen Kaffee heraufbringen lassen?«
    Er sah, daß er ins Schwarze getroffen hatte. Bei dem Wort ›Kaffee‹ waren ihre Augen etwas lebendiger geworden. Er nahm den Telefonhörer ab und rief die ›Brasserie Dauphine‹ an.
    »Sagen Sie mal, Firmin, würden Sie sich wohl in den Regen hinauswagen und mir Kaffee und Bier herüberbringen? Viel Kaffee. Den besten, den Sie haben.«
    Er ließ ihr etwas Zeit, um sich auszuruhen, ging in ein Büro nebenan, trieb einen Inspektor auf und gab ihm den Auftrag, die alten Listen der Sittenpolizei durchzusehen.
    Als er zurückkam, saß sie noch genauso da wie vorher. Sie konnte sicher stundenlang unbeweglich dasitzen, während ein Gedankennebel durch ihren Kopf zog. Dann ging er wieder hinaus und fing den Garçon der ›Brasserie Dauphine‹, der mit einem Tablett heraufkam, auf dem Gang ab. Firmin hatte sich mit einem großen roten Regenschirm bewaffnet, mit dem er die Gäste vom Bürgersteig ins Lokal geleitete. Er war sehr fröhlich, als bringe das Gewitter ihn erst richtig in Schwung.
    »Ein Verbrechen?«
    Er zeigte auf die Bürotür.
    »Ist es ein Kerl?«
    »Ein spätes Mädchen.«
    Lucas tat ihr Zucker in den Kaffee, fragte, ob sie Milch haben wolle, bediente sie liebenswürdig.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen zuerst noch mitteilen, daß alles, was damals geschehen ist, verjährt ist. Verstehen Sie? Nein? Das heißt, daß die Justiz Ihnen nichts mehr anhaben kann, daß sie auch Lamblot, Ihrem ehemaligen Geliebten, nichts mehr anhaben könnte, selbst wenn er noch am Leben wäre. Ich vernehme Sie hier nicht wegen des Falles Mancelli, wir müssen sein Leben aus ganz anderen Gründen rekonstruieren.«
    Er hatte langsam zu ihr gesprochen, aber es war dennoch zu schnell gewesen, zu kompliziert, und trotz der geschlossenen Vorhänge fuhr sie immer noch bei jedem Donnerschlag zusammen; vielleicht wartete sie auch die ganze Zeit, während er zu ihr sprach, nur auf den jeweils nächsten Donnerschlag?
    Sie hielt ihre Tasse zierlich, nippte nur daran, wie eine Dame auf Besuch.
    »Als Lamblot ihr Geliebter wurde, haben Sie Mancelli da verlassen?«
    Er wiederholte die Frage zweimal, jedesmal mit anderen Worten.
    »Ich weiß nicht. Nicht sofort.«
    »War er wie ein Freier für Sie?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Bezahlte er Sie?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    »Schlug er Ihnen vor, mit ihm zusammenzuleben?«
    »Ja.«
    »Wollte er Sie davon abbringen, auf den Strich zu gehen?«
    Das stimmte wieder nicht ganz. Man mußte immer auf ihr Gesicht achten, dort ihre jeweiligen Gedanken, ihr Zögern, ihre Bedenken ablesen. Denn auch sie schien bemüht, die Wahrheit herauszufinden.
    »Hatte Lamblot Geld?«
    »Nicht viel.«
    »Was tat er den ganzen Tag? Arbeitete er, so wie andere ins Büro oder in die Fabrik gehen?«
    »Nein.«
    »Stand er spät auf? Trieb er sich tagsüber oft herum?«
    »Ja.«
    »Mußten Sie ihm manchmal Geld geben?«
    »Ich glaube ja.«
    Lucas hatte diese Zeit nicht miterlebt; er wußte davon nur, was die anderen ihm erzählt hatten, als er bei der Polizei anfing. Die Place Clichy, der Boulevard des Batignolles, das war schon fast der rote Bezirk, und von Messerstechereien hörte man damals oft. Die Mädchen trugen Plisseeröcke und hatten einen Dutt oben auf dem Kopf, und die Kerle kämpften mit Messern um sie.
    »War Lamblot wie die anderen?«
    »Nein.«
    »Aber er versuchte auch nicht, Ihren Lebenswandel zu ändern?«
    »Nicht sofort.«
    »Und Mancelli wollte Sie wieder zurückhaben?«
    »Gewiß.«
    »Ist Lamblot manchmal mit Ihnen zum Tanzen gegangen?«
    »Ab und zu. Meist gingen wir in ein Cabaret, eins von denen,

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