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Das Beste aus 40 Jahren

Das Beste aus 40 Jahren

Titel: Das Beste aus 40 Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Mather , Carole Mortimer , Lynne Graham , Sarah Morgan
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gegessenen Sandwich beiseite. Was, wenn er sich weigerte, mit ihr zu sprechen? Das war sehr gut möglich. Schließlich sollte er die Wahrheit nicht erfahren, das hatte sie fest beschlossen.
    Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und stellte die leere Kaffeetasse auf die Untertasse. Sie griff nach ihrer Handtasche, holte eine lederne Brieftasche heraus und öffnete sie. Ein paar Fotos rutschten heraus, sie fing sie auf und betrachtete sie liebevoll.
    Das Gesicht des kleinen Jungen, das ihr vertrauensvoll und aufrichtig entgegenblickte, weckte ein Gefühl tiefer Zärtlichkeit in ihr. Völlig unerwartet füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie hatte schon lang nicht mehr geweint, Tränen waren ein Luxus, den sie sich nicht erlauben durfte. Sie fragte sich, was der Kleine jetzt wohl tat und ob er Clarry gehorchte.
    Impulsiv neigte sie den Kopf und küsste das Foto. „Gute Nacht, Jonathan“, flüsterte sie mit etwas rauer Stimme, legte die Fotos in die Brieftasche zurück und verstaute sie in dem größeren ihrer beiden Koffer. Auf alle Fälle, dachte sie bedauernd.
    Am Morgen wurde sie von der strahlenden Sonne geweckt, die durch die geschlossenen Vorhänge fiel. Im ersten Augenblick wusste sie nicht mehr, wo sie war, und wunderte sich, dass Jonathans Bettchen nicht neben ihrem Bett stand. Allmählich jedoch wurde sie sich mit einem beklemmenden Gefühl ihrer augenblicklichen Umgebung wieder bewusst.
    Sie zwang sich, die Niedergeschlagenheit abzuschütteln, die sie nur selten verließ, stieg aus dem Bett, ging zum Fenster, öffnete die Vorhänge und blickte hinaus. In dem kleinen Park inmitten des Platzes spielten ein paar Kinder Ball. Der Anblick der fröhlich umhertollenden kleinen Bande verursachte ihr einen heftigen Schmerz in der Herzgegend. Sie wandte sich brüsk vom Fenster ab und ging ins Bad.
    Später musterte sie sich kritisch im Spiegel des Toilettentisches. Sie trug eine eng sitzende marineblaue Hose und eine weiße Hemdbluse. Sie wirkte kühl, schlank und sachlich. Das dunkle Haar hatte sie im Nacken zu einem lockeren Knoten geschlungen. Die Frisur diente einzig und allein dem Zweck, sie reifer und würdiger aussehen zu lassen. Doch trotz all ihrer Bemühungen verrieten ihre leicht schräg gestellten schönen Augen und ihr empfindsamer Mund, wie jung und unsicher sie noch war. Mit einem Gefühl von Hilflosigkeit ging sie hinunter in den Speisesaal.
    Nach dem Frühstück fuhr sie in die Innenstadt. Arles war nicht groß, doch an Markttagen wimmelte es am Vormittag von Menschen. Das Angebot von Meeresfrüchten an den Ständen war verlockend, doch sie widerstand den werbenden Stimmen der Händler und kaufte nichts. Sie machte nur einen Schaufensterbummel, um die Zeit bis zum Mittagessen totzuschlagen.
    Sie hatte beschlossen, gegen Mittag im Mas St. Salvador anzurufen, weil sie hoffte, Manoel, der vielleicht zum Essen heimkam, um diese Zeit am ehesten zu erreichen. Sie hatte nicht den Wunsch, mit seiner Mutter zu sprechen. Mit seinem Vater übrigens ebenso wenig. Was sie wollte, ging nur sie und Manoel an. Niemand sonst.
    Nachdem sie Clarry auf einer Ansichtskarte kurz mitgeteilt hatte, sie sei gut angekommen, stellte sie fest, dass sie immer nervöser wurde, je weiter der Morgen fortschritt. Es war ärgerlich, dass bei der ganzen Angelegenheit ihre Gefühle noch immer so stark beteiligt waren. Sie musste, bevor sie Manoel sah, unbedingt ruhiger werden. Er durfte nicht merken, wie dumm sie war.
    Sie wollte nicht daran denken, wie er wohl darauf reagieren würde, dass sie sich nach so langer Zeit wieder meldete. Bestimmt war er inzwischen mit Yvonne verheiratet und hatte selbst familiäre Verpflichtungen. Vielleicht weigerte er sich sogar, mit ihr zu sprechen. Wenn es nach Yvonne ging, würde er es gewiss tun. Warum glaubte sie eigentlich, er würde ihr Geld leihen, nur weil sie einander vor drei Jahren sehr nahe gestanden hatten? Für ihn war ihre Beziehung doch keineswegs bindend gewesen.
    Kurz nach zwölf fuhr sie zum Hotel zurück und betrat beinahe widerwillig die Halle. Dann riss sie sich jedoch zusammen und ging energisch zur Telefonzelle. Sie musste anrufen, bevor der Mut sie völlig verließ.
    Sie hatte sich die Nummer zwar aufgeschrieben, brauchte jedoch nicht nachzusehen, weil sie sie auswendig kannte. Mit zitternden Fingern nahm sie den Hörer von der Gabel; als sie es am anderen Ende der Leitung klingeln hörte, wurden ihre Handflächen feucht, und kleine Schweißperlen traten ihr auf die

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