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Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Das Blut der Rhu'u (German Edition)

Titel: Das Blut der Rhu'u (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Laue
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Rituale stattfanden.«
    Kara fühlte ein kaltes Gewicht im Magen, das ihr den Atem nahm. Schwindel erfasste sie. Die Umgebung verschwamm vor ihren Augen. Bilder strömten auf sie ein. Eine Höhle, eine Decke auf dem Boden, Kerzen, die nackten, ineinander verschlungenen Leiber zweier Menschen, Lust, Hunger, Männer mit Waffen, ein Messer ...
    »Kara!«
    Dr. Mortimers erschrockener Ruf riss sie in die Wirklichkeit zurück. »Mein Gott, Sie sind ja kreidebleich. Ich glaube, Sie sind ernsthaft krank.«
    Sie schüttelte benommen den Kopf. »Das war wohl nur ein Schwindelanfall.« Sie strich sich über die Stirn und fühlte die Schweißperlen, die sich dort gebildet hatten. »Ich sagte doch, dass ich die letzten Nächte schlecht geschlafen habe. Wie, sagten Sie, heißt der Ort?«
    »Demon’s Leap. Aber das ist jetzt vollkommen unwichtig. Sie gehen sofort nach Hause und legen sich schlafen. Anordnung vom Chef!«, wehrte er ihren beginnenden Protest ab. »Und wenn es nicht besser wird, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Nun gehen Sie.«
    Da er keinen Widerspruch duldete, machte sich Kara ergeben auf den Heimweg. Es beunruhigte sie zutiefst, dass diese Träume oder Visionen sie nun auch schon in wachem Zustand heimsuchten. Die Angst wuchs, dass sie den Verstand verlieren könnte und sich wie damals als Kind einbildete, im Spiegel einen Jungen zu sehen statt ihres eigenen Gesichts. Ein Arztbesuch war in Anbetracht dessen keine schlechte Idee. Aber vielleicht half tatsächlich auch eine Mütze voll Schlaf.
    Sie hatte es zum Glück nicht weit bis nach Hause. 8 Richmond Place war nur eine halbe Meile vom Museum entfernt, weshalb sie meistens zu Fuß ging. Die Sommerluft tat ihr gut, und der Sonnenschein vertrieb ihre düsteren Gedanken. Zu Hause angekommen, nahm sie die Post aus dem Briefkasten und legte sie ins Arbeitszimmer. Sie schaltete die Klingel aus, stellte das Telefon ab, ließ die Jalousien herunter und ging ins Bad, wo sie sich das Gesicht mit heißem Wasser wusch. Das half ihr meistens, schnell einzuschlafen.
    Als sie anschließend in den Spiegel sah, blickte ein rothaariger Mann sie daraus an.
     
    *
     
    Cameron zuckte zusammen, als er einen schrillen Schrei aus dem Haupthaus hörte. Vor Schreck fiel ihm der Schraubenschlüssel aus der Hand. Er richtete sich so hastig auf, dass er mit dem Kopf gegen die Kante der Kühlerhaube stieß. Er verzog das Gesicht und rieb sich die schmerzende Stelle, ehe er den Schraubenschlüssel aus den Eingeweiden des alten Ford Transits hervorangelte.
    Jemand schlug ihm auf die Schulter. »Beeil dich, Cameron! Vielleicht darfst du diesmal endlich auf deine erste Jagd gehen.«
    Jack McCall packte ihn am Arm und zog ihn mit sich, so schnell, dass Cameron sich beinahe zum zweiten Mal den Kopf gestoßen hätte. Er warf den Schraubenschlüssel in die Werkzeugbox neben dem Wagen und folgte Jack zum Versammlungsraum, der früher mal eine Kapelle gewesen war. Die Gemeinschaft des Lichts hatte, lange bevor Cameron ihr beigetreten war, ein altes, nicht mehr benutztes Kloster am Ufer des Loch Shiel gekauft, etwa eine Meile von Glenfinnan entfernt, und bewirtschaftete es zunächst als Schafzucht, inzwischen als Öko-Hof. Noch immer wies das Schild an der A830 unverändert den Weg zum Kloster St. George the Pure.
    Die nächste größere Stadt, Fort William, war knapp zwanzig Meilen entfernt. Die relative Abgeschiedenheit war der Gemeinschaft nur recht, denn unter dem Deckmantel einer sich weitgehend selbst versorgenden Gruppe von Aussteigern, die das einfache Leben auf dem Land dem in den Städten vorzog, verbarg sich eine Organisation von Dämonenjägern, die seit dem Mittelalter existierte und gnadenlos Jagd auf jedes Wesen machte, das sie als Dämon identifizierte.
    Cameron gehörte erst seit fünfzehn Jahren zu ihnen und hatte bisher noch an keiner Jagd teilgenommen. Das lag weniger daran, dass jeder Neuling sich erst in der Gemeinschaft bewähren musste, sondern hauptsächlich daran, dass ihre bevorzugte Beute selten geworden war. Nach allem, was Patrick Buchanan, das Oberhaupt der Gemeinschaft, ihm erzählt hatte, war die letzte »Höllenbrut« vor vierundzwanzig Jahren erlegt worden. Zumindest hatte sie angeblich zu jenem besonderen Zweig von Dämonen gehört, deretwegen die Gemeinschaft im Jahr 1295 überhaupt ins Leben gerufen worden war. Auch darüber hatte man Cameron noch nicht allzu viel erzählt und ihm auch nicht gestattet, die entsprechenden Ereignisse in der Chronik

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