Das Blut der Rhu'u
schließen. Camulal heilte gerade eine ähnliche Verletzung bei sich. Einige Einrichtungsgegenstände waren ramponiert. Cal schnippte mit den Fingern, und die Einrichtung war wieder unbeschädigt. Camiyu starrte Casdiru hasserfüllt an, der ihn aufreizend angrinste. Carana spürte Camiyus Wut und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. Was immer zwischen den beiden in der Vergangenheit vorgefallen war, es musste gravierend gewesen sein und war offensichtlich noch nicht beigelegt.
Catunua schwenkte triumphierend den Beutel, in dem die MacLeods die acht Kristallteile aufbewahrten. »Der Arrod’Sha gehört jetzt mir. Gib mir den letzten Splitter, Calibor, sonst ...«
Cal lachte herzlich. »Aber gern, Catunua! Und danach werde ich mit Freuden zusehen, wie du erkennen musst, dass du nicht ganz so schlau bist, wie du immer denkst.«
»Und ich darf dabei zusehen«, freute sich Camulal mit boshafter Genugtuung.
Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Das wirst du Versager so schnell nicht erleben! Wie ich sehe, hast du elender Verräter zusammen mit deiner Loyalität auch deine Haarfarbe gewechselt.«
Camulal strich sich mit Hand über die roten Haare und schüttelte den Kopf. »Ich habe nur ihre ursprüngliche Farbe wiederhergestellt, Mutter. Aber du hast recht. Für mich ist es das äußere Zeichen dafür, dass ich mich für immer von deiner Tyrannei befreit habe.«
»Nichtsnutz!«, warf sie ihm voll tiefster Verachtung an den Kopf und streckte Cal auffordernd die Hand entgegen. »Calibor! Den Stein!«
Cal nickte Camiyu zu, der Catunua das schlammverklebte Fragment zuwarf. Die sprach ein Wort der Macht, und der Kristall landete sauber in ihrer Hand. Sie lachte triumphierend, nahm den Beutel mit den anderen Kristallen und schüttete sie auf dem Tisch aus. Die Splitter funkelten und pulsierten. Catunua ließ den Beutel achtlos fallen, hielt ihre Hand über die Bruchstücke und sprach einen Zauber.
Nichts geschah. Catunua starrte die Fragmente irritiert an und wiederholte den Spruch, der dem Kristall befahl, sich zusammenzufügen. Die Teile rührten sich nicht. Sie versuchte es mit einem anderen Zauber. Doch auch ein Dutzend weiterer Sprüche führten zu keinem Ergebnis. Schließlich fuhr sie wütend zu Cal herum.
»Was hast du mit den Kristallen gemacht?«
Er lachte. »Nichts. Ich sagte doch, dass du nicht so schlau bist, wie du denkst. Sonst wüsstest du nämlich, warum es nicht funktioniert.«
»Du ...«, fuhr Catunua auf und machte Miene, sich auf ihn zu stürzen.
Casdiru hielt sie zurück und wurde dafür mit einem schmerzhaften Fausthieb ins Gesicht bestraft. Er nahm ihn kommentarlos hin. »Erklärst du es uns, Onkel Calibor?«, bat er und presste den Handrücken auf seine blutende Lippe, bis die Wunde sich mithilfe seiner Magie geschlossen hatte.
Cal zuckte mit den Schultern. »Wenn ihr euch mal ein bisschen mehr mit dem Wissen des Blutes beschäftigt hättet, bräuchte ich euch nichts zu erklären.«
»Schon kapiert«, sagte Casdiru ungeduldig. »Sagst du es uns nun oder nicht?«
»Der Arrod’Sha wurde an das Blut unserer neun Urahnen gebunden, die dadurch auf allen Ebenen in ihm und mit ihm vereint wurden in einem Moment, in dem sie alle dasselbe Ziel im Sinn hatten. Sich absolut einig waren. Er kann deshalb auch nur von neun Rhu’u wieder zusammengesetzt werden, die sich einig sind. Wenn auch nur ein Einziger von uns fehlt oder gegen eine Wiedervereinigung wäre, kann der Arrod’Sha nicht wieder zusammengefügt werden. Kapiert?« Er sah Catunua in die Augen. »Und deshalb war dein gewaltsames Eindringen hier und die Misshandlung meines und deines Sohnes vollkommen sinnlos. Wir hätten alles für das Ritual vorbereitet und euch danach sowieso hergebeten. Falls du also den Kristall geheilt sehen und künftig an seiner Macht teilhaben willst, wirst du wohl oder übel mit uns zusammenarbeiten müssen. Wenigstens so lange, bis er wieder ganz ist.«
Man sah Catunua an, dass ihr das ganz und gar nicht passte. Doch sie fühlte, dass Cal recht hatte. »Einverstanden«, sagte sie widerwillig. »Wir sollten keine Zeit verlieren.«
»Die hätten wir auch nicht verloren, wenn du hier nicht so ein Theater gemacht hättest, Mutter«, beschied ihr Camulal verächtlich. Zum ersten Mal widersprach sie ihm nicht.
»Dann los!« Cal sammelte die Kristallsplitter ein und ging voran zum Ritualraum im Keller.
Er legte sie in die Mitte des Altars, während die anderen magisch neun rote Kerzen im Kreis darum
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